Die Herrin der perfekten Feste
Weihnachtsfeiern sind passé, sagt Eventmanagerin Hannah Neunteufel. Die Firmen feiern lieber „Season Closing Parties“. Mit ihrer Agentur „Hannah’s Plan“ schmeißt sie die Feste österreichischer Konzerne. Von der Serviette bis zur Band muss alles perfekt sitzen. Ein Tag-und-Nacht-Job. Am 21. November organisierte sie das „aufspiel“ der Kunstuniversität Wien – „tausend Gäste, 23 Programmpunkte“. 36 Stunden war Neunteufel vor Ort. Jedes Event, sagt sie, habe seinen Patienten. „Den muss man betreuen.“ Neunteufel sucht das Neue, drei Mal dieselbe Location „ist langweilig.“ Die Agenturchefin ist auf jedem Event dabei, schleppt Tische, kocht fürs Catering: „Wenn’s sein muss, putz’ ich auch das Häusl.“ Und warnt: „Für Zartbesaitete ist der Job nix.“
1 Welche Weihnachtsfeiern wollen die Firmen heuer?
Die einen wollen eine Party, auf der man sich umhackt, die anderen das Jahr besinnlich ausklingen lassen. Die Weihnachtsfeiern werden weniger – seit 2008 wird wegrationalisiert.
2 Wie ist die Zeit vor Weihnachten für Sie?
Von November bis Dezember ist viel los. Auch von April bis Juni. Wir machen unsere Kohle in sechs Monaten.
3 Welche Ausbildung haben Sie im Eventmanagement?
Ich bin vom Leben ausgebildet, kann auf 14 Jahren Gastronomie zurückgreifen. Die Nase im Eventgeschäft vorn zu haben, ist keine Frage der Ausbildung, sondern der Herzensbildung.
4 Warum haben Sie sich selbstständig gemacht?
Ich wollte in der Gastronomie immer die Geschäftsführung machen, weil ich dachte, das geht besser. Mir fiel auf, dass in Wien Platz für Eventmanagement war. Dass es eine irrsinnige Unbedarftheit gab, sei es die Wahl der Serviette, der Einladung, der Band. Die vermeintlichen Kleinigkeiten sind keine – sie transportieren Image.
5 Wie viel Vorlaufzeit brauchen Sie für ein Event?
Eineinhalb Jahre bis einen Tag. Kürzlich habe ich eine Hanuka-Party für einen CEO in 24 Stunden organisiert. Die Konzeption dauert sonst zwei, drei Wochen – ich mache keine Schubladengeschichten. Das Event stimmt erst, wenn es wie selbstverständlich ausschaut.
6 Das teuerste Event bisher?
Das war zur Firmenübergabe der Schmid Industrie Holding – in einem Steinbruch mit 500 Gästen, Glaszelt, Feuerwerk und Visuals. Dafür wurden 5000 Quadratmeter Fläche planiert. Die Kosten lagen fast im siebenstelligen Bereich.
7 Was war der ausgefallenste Kundenwunsch?
Ein Kunde wollte ein Catering nackt präsentiert. Ich hätte eine Dame vom „Babylon“ organisiert, doch der Kunde wollte mich. Das hab ich abgelehnt mit den Worten, „Glauben S’ mir, des schaut net guat aus.“
8 Wie sieht Ihr Tag aus?
Ich stehe um sechs Uhr auf, mache die Konzeption, bin ab acht im Büro und in Meetings. Und abends auf den Events. Der Arbeitstag endet meist um Mitternacht.
9 Ihre wichtigsten Eigenschaften für den Job?
Empathie. Ich muss mit allen reden können. Konnte früher an der Theke schon mit dem CEO genauso wie mit dem Mistkübler. Und ich bereite akribisch vor. Lässigkeit erlaube ich mir erst, wenn Perfektion erreicht ist.
10 Für wen würden Sie nicht arbeiten?
Für die FPÖ.
11 Was gefällt Ihnen am Job?
Die Abwechslung. Im Herzen bin ich Zigeunerin, ich brauche immer neue Plätze, neue Menschen um mich.
12 Was gefällt Ihnen nicht?
Da gibt es nichts.
13 Wie viel verdienen Sie?
Mal mehr, mal weniger. Aber genug.
14 Jahre war die Wienerin Hannah Neunteufel in der Gastronomie tätig. Sie arbeitete als Kellnerin in Restaurants, Diskotheken und Kaffeehäusern, u. a. im Café Stein.
Von 1994 bis 1999 übernahm Neunteufel die Geschäftsleitung und Prokura des „Gasthaus Vorstadt“ in Wien-Ottakring.
1999 gründete sie die Eventagentur „Hannah’s Plan“. Parallel dazu bietet sie auch Catering an, sie kocht auch persönlich. Zu ihren Auftraggebern gehören Konzerne wie die OMV, Philips, L’Oréal, Levi’s und Diesel.
„Hannah’s Plan“ in Zahlen
1999 gründete Hannah Neunteufel die Eventagentur. Fünf Mitarbeiter arbeiten fix mit, für die Events hat Neunteufel einen Stab aus freien Mitarbeitern.34.500 handschriftliche Einladungen hat sie bisher verschickt.
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