Die härtesten Jobs Österreichs

Hochofen der voestalpine.
Fabriksarbeiter und Lkw-Fahrer sind am stärksten belastet, der Stress in Büros nimmt weiter zu.

Stundenlange Arbeit vor dem 2000 Grad heißen flüssigen Karbid, eine Luft, so schwer, dass man sie kaum atmen kann: Die Arbeit am Hochofen gilt als besonders anstrengend.

In Österreich haben Fabriksarbeiter, Berufskraftfahrer, Bauarbeiter, Ärzte und Köche bzw. Kellner die härtesten Jobs. Sie leiden nicht nur unter körperlichen Beschwerden, sondern auch unter hohen psychischen Belastungen, wie der aktuelle Arbeitsgesundheitsmonitor der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt. 76 Prozent der Berufskraftfahrer und der Fabriksarbeiter sowie 72 Prozent der Bauarbeiter und 71 Prozent des medizinischen Personals stufen sich als psychisch belastet ein. Bei den Geschäftsführern sind es "nur" 67 Prozent. Auch die Belastungen von Büroangestellten, Fachverkäufern und Kindergartenpädagogen halten sich in Grenzen.

Druck steigt

Bis auf Ärzte vermissen alle stark belasteten Berufsgruppen Gesundheitsmaßnahmen in ihren Betrieben (siehe Grafik). Diese sind eher in der Büroarbeit und Buchhaltung und bei den Kindergartenpädagogen zu finden.

Auch wenn sich die körperliche Belastung mit Sehstörungen und Rückenschmerzen im Rahmen hält, sind die sogenannten Wissensarbeiter wachsendem Stress und psychischer Belastung ausgesetzt, wie Studien zeigen. Der wirtschaftliche Druck auf die Firmen steigt – und damit auch auf die Mitarbeiter.

Othmar Hill, Geschäftsführer der Personalberatung Hill International, ortet einen "rasenden Stillstand" in vielen Firmen: "Die Leute rennen mit Excelsheets durch die Korridore und haben gleichzeitig das Gefühl, dass ihre Arbeit keinen Sinn mehr hat." Auch in körperlich beschwerlichen Branchen sei die psychische Belastung das größere Problem, sagt Hill: "Ich habe eine Organisationsdiagnose für eine Papierfabrik erstellt", erzählt er. "Die Fabriksarbeiter machten Schwerstarbeit, doch das war nicht das Problem. Viel schlimmer war, dass der Chef nicht führen konnte." Hills Lösungsvorschlag: "Der naive Kapitalismus muss durch einen rationalen Humanismus abgelöst werden, hin zu einer Kultur des Miteinanders." Erleichtert hätte das der Gesetzgeber: Seit dem Vorjahr müssen Arbeitgeber die psychische Befindlichkeit ihrer Mitarbeiter erheben und bei Bedarf Maßnahmen einleiten.

Der Arbeitsgesundheitsmonitor zeigt zudem, dass viele Befragte oft krank zur Arbeit gehen. Berufskraftfahrer gaben an, im letzten halben Jahr an rund zwölf Tagen krank gearbeitet zu haben. Bei den Baubeschäftigten und Kindergartenpädagogen waren es neun Tage, beim medizinischen Personal acht Tage. "Der klassische Arbeitnehmerschutz muss ernster genommen, die psychischen Belastungen evaluiert und der Druck auf die Beschäftigten stark verringert werden", appellierte AK-Präsident Johann Kalliauer an die Arbeitgeber.

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