Die Coolen an der Schule
An der Wand des Besprechungszimmers hängt neben Award-Auszeichnungen auch das Schreiben eines Anwalts. „Anfangs haben sich viele von uns angegriffen gefühlt“, sagt whatchado-Gründer Ali Mahlodji. Sein Credo: Ich will die Welt verändern. Oder zumindest die Berufsorientierung. Unternehmen bezahlen dafür, dass ihre Mitarbeiter auf whatchado.com über ihren Werdegang erzählen. Per Matching kann der User sehen, welcher Beruf zu ihm passt. Rund 5350 Jobprofile sind bereits online, auch von Promis. Armin Wolf akquirierte Ali Mahlodji über Twitter, für Heinz Fischer brauchte es „70 Mails“.
Seine Geschichte, jene des Flüchtlingskindes aus dem Iran, das die Schule abbrach und 40 Jobs später mit Freunden ein erfolgreiches Internet-Start-up gründete, erzählt Mahlodji gern auf Podien. In vier Jahren haben es die Gründer auf zwei Millionen Euro Jahresumsatz und rund 50 Mitarbeiter gebracht. Investoren reißen sich um das Start-up. Erst im April haben die Unternehmerinnen Hilde Umdasch und Nicole Ehrlich-Adam 2,5 Millionen Euro investiert. Mit einem weiteren sechsstelligen Betrag einer Stiftung will Whatchado alle Schulen und Universitäten erobern.
KURIER: Wie schafft man es von der Gründung unter Kumpels zum expandierenden Unternehmen?
Ali Mahlodji: Wir hatten zur Gründung bereits Aufträge in der Höhe von 80.000 Euro. Nach und nach haben wir alle ehrenamtlichen Mitarbeiter angestellt. Ich habe früher bei Siemens Teams geleitet. Neu war für mich, mit Freunden etwas aufzubauen. Das war eine ziemliche Challenge.
Stefan Patak: Mit Mitarbeitern diskutiert man auf sachlicher Ebene, unter Freunden wird es emotionaler. Angeschrien haben wir zwei uns weniger...
Mahlodji: ... gefetzt haben wir uns schon.
Patak: Die Stärke, mit Freunden zu gründen, ist: du hast Leute, denen du vertrauen, auf die du bauen kannst. Anfangs macht jeder alles.
Wie wurde die Verantwortung verteilt?
Patak: Nach der Firmengründung sind wir im Büro gesessen und haben uns gefragt, was machen wir jetzt? Nach und nach haben sich Verantwortlichkeiten je nach Stärken herausgebildet.
Mahlodji: So schnell ein Team aufzubauen funktioniert nur, wenn man als Chef die Mitarbeiter in geschütztem Rahmen Fehler machen lässt. Einmal haben wir einen Riesendeal mit Sebastian Kurz an Land gezogen. Ich hab meinen Leuten alles erklärt und dann gesagt: Ich hau ab nach Mexiko. Die haben Blut geschwitzt, aber danach haben sie gewusst, wie man so ein Projekt stemmt.
Könnt Ihr den Start-up Spirit noch erhalten?
Mahlodji: Es wird schwierig. Aber wir haben immer noch montags unser gemeinsames Frühstück.
Patak: Ich bin auch Chief Happiness Officer – demnächst fliegen wir alle nach Mallorca.
Wie führt man denn richtig?
Mahlodji: Die Hirnforschung zeigt: Wir Menschen lieben Begeisterung. In der Arbeitswelt wird das leider ausgeblendet. Du darfst eine Regierung wählen, ein Auto lenken und in der Arbeit sagt dir jemand, was du zu tun hast. Das ist doch Bullshit. Dieses Modell der Industrialisierung passt in der heutigen dynamischen Arbeitswelt nicht mehr.
Patak: Das Bildungsystem ist schuld. Dir wird gesagt, was du falsch machst, statt Stärken zu fördern. In der Schule erklärt keiner, warum man Differentialrechnungen lernen soll. Der Sinn fehlt.
Mahlodji: Ich kenne ein Mädchen, die wurde in Englisch von der Klassenschlechtesten zur Besten – weil sie ihren Star-Youtuber verstehen wollte.
Mit whatchaskool haltet ihr seit 201 5 auch Vorträge an Schulen. Was erklärt ihr den Kindern?
Mahlodji: Wir machen ihnen klar, dass ihre Herkunft Zufall ist, dass in unserer unsicheren Welt keiner ihre Probleme löst. Sie müssen es selbst tun. Wir sagen ihnen, dass es normal ist, nicht zu wissen, was man werden will. Auf die coole Art, wir setzen uns ein Kapperl auf, sprechen ihre Sprache.
Patak: Wir wollen unsere Vorträge auch an den Unis ausbauen. Und Lehrende, Coaches und Karrierezentren mit Material unterstützen.
Was ist euer Ziel bis 2020?
Mahlodji: Wir wollen mehr Kunden, das Matching verbessern. Jeder, der sich beruflich orientieren will, soll whatchado kennen.
Kommentare