Die Angst der Chefs

The King's Speech
Mehr als die Hälfte der Führungskräfte fürchtet sich, vor Publikum zu sprechen. Was hilft?

Der Blick ist starr auf das Manuskript gerichtet, die Stimme zittrig, das Gesicht gerötet, die Hände schweißnass. Während die Kollegen darauf warten, dass der Vortragende endlich zum Punkt kommt, kämpft dieser verzweifelt gegen sein Lampenfieber. Nicht nur Kinder haben Angst, vor Menschen zu sprechen, auch viele Erwachsene, belegt die aktuelle Studie der Sigmund Freud Privatuniversität und der Milton Erickson Akademie in Kooperation mit dem Kommunikationstrainer Thomas Klock. Für die Studie wurden 274 Führungskräfte aus verschiedenen Branchen befragt. Das Ergebnis: 57,9 Prozent der Befragten leiden unter Redeangst, sie erleben in Sprechsituationen körperliche und emotionale Symptome, die das Kontrollvermögen massiv beeinflussen. Frauen sind stärker davon betroffen als Männer. Normalerweise nimmt die Furcht im Laufe der Jahre ab. Doch 20 Prozent der Personen, die unter großer Angst leiden, gaben an, dass die Belastungen im Laufe der Karriere sogar zunehmen.

Karriere-Killer

Da es zu vielen Jobs dazugehört, dass man vor Kollegen und mit Kunden spricht und Vorträge hält, kann Lampenfieber zu einem Karriere-Stolperstein werden. "Gut, klar und sicher kommunizieren zu können ist heute ein Muss", sagt Lampenfieber-Coach Sigrid Sator. Doch Probleme damit zu haben, ist keine Ausnahme. "Bis auf ein paar Rampensäue haben fast alle Menschen Angst davor, im Mittelpunkt zu stehen", sagt Mentalcoach Catrin Müller. "Die Ursache liegt in der Urangst der Menschen, aus der Höhle herauszutreten. Das Lampenfieber wirkt wie ein Bodyguard, der uns davor beschützt, im Mittelpunkt zeigen", sagt Müller.

Tabuthema

"Viele Menschen kommen zu mir und bitten mich, das Lampenfieber wegzumachen", erzählt sie. Doch das ist der falsche Weg. "Es geht darum, es anzunehmen. Denn immer, wenn versucht wird, die Aufregung und Folgen wie Schweißflecken zu verstecken, erhöht sich der Druck", betont Sator. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass Lampenfieber ein Tabuthema ist. Viele Kunden buchen ein Rhetoriktraining, dabei stellt sich heraus, dass sie eigentlich Angst haben, vor Publikum zu sprechen. Um die Anspannung in den Griff zu bekommen, hilft es, rhythmisch zu atmen und ruhig und verwurzelt wie ein Baum zu stehen. "Man kann sich auch vorstellen, dass man einen Superman-Mantel anhat, das hilft gegen eine verkrampfte Haltung", rät Sprechtrainerin Barbara Blagusz. "Sobald man das Lampenfieber kontrollieren kann, ist man am Ziel", so Sator: "Die Anspannung hilft dann bei Vorträgen, die Verbindung zum Publikum aufzubauen."

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