Der Zirbler vom Attersee

Tischlermeister Norbert Haberl hat für seine Tochter einen Luftbefeuchter aus Zirbenholz gebaut – mittlerweile verkauft er den „Zirbler“ .
Tischler Norbert Haberl erfindet ein Klimagerät und schafft sich seine Nische.

Norbert Haberls Tochter Ulrike bekam in den Nächten kaum Luft. Er recherchierte im Internet nach Möglichkeiten, die Luftqualität im Raum und die Schlafqualität seiner Tochter zu verbessern. Nichts klang gut genug und so probierte der Tischler etwas aus: Er stapelte Zirbenholz übereinander und ließ Wasser darüber laufen. Drei Nächte später sagte Ulrike: "Papa, ich krieg ganz gut Luft." "Ist das jetzt der Papa-Placebo-Effekt?", fragte Haberl nach.

Seit Anfang des Jahres hat Norbert Haberl nach einigen Adaptionen des Prototypen bereits 350 Stück seiner "Zirbler" verkauft – an alle möglichen Nichtverwandte. Von einem Papa-Placebo-Effekt kann also keine Rede sein. In diesem Jahr will er 1000 Stück verkaufen – 390 Euro kostet das große Modell, 288 Euro der "Kloane", wie er offiziell heißt. Auf Werbung und Marketing muss er dabei großteils verzichten, weil es für einen Ein-Mann-Betrieb schwierig sei, "so viel Geld in die Hand zu nehmen".

In die Wiege gelegt

Norbert Haberl hat Glück, denn die Familie hält seit Langem zusammen, man unterstütze sich gegenseitig: Er wuchs in der Tischlerwerkstatt seines Vaters, unweit des Elternhauses in Nußdorf am Attersee auf, bekam sein Wissen in die Wiege gelegt. In den 1970ern erlernte er aus Leidenschaft die "Kunst des Tischlerhandwerks", wie er sagt und machte 1985 die Meisterprüfung. Bis 2004 war er im Betrieb seines Bruders tätig, der mittlerweile von Norbert Haberls Neffen geführt wird. Der positive Effekt: Der seit 2005 selbstständige Norbert Haberl kann den Maschinenpark mitbenutzen. "Das ist ein Riesenvorteil", sagt Haberl. Dafür könne er mit seiner langjährigen Erfahrung helfen und er macht die Holzbestellung für diese und andere Tischlerein mit. Neben dem "Zirbler" macht Norbert Haberl auch große Tische aus einem einzigen Stück Holz und andere Besonderheiten. Norbert Haberls Sohn Klaus wiederum unterstützt ihn beim Marketing, der Webseite und der Patentanmeldung vom "Zirbler". "Mein Sohn ist mir sehr behilflich. Ich dachte ja nicht, dass ich tatsächlich ein Patent anmelden kann. Aber Klaus hat es wirklich geschafft. Er kennt sich mit der Prozedur aus." Denn sein Sohn, Klaus, hat gemeinsam mit drei Studienkollegen aus seinem Studiengang Automatisierungstechnik an der FH Oberösterreich die "BistroBox", ein Verkaufsautomatensystem, das Pizzastücke innerhalb von zwei Minuten vollautomatisch servieren kann, konzipiert und ein Unternehmen gegründet.

Auf kargem Boden

Den "Zirbler" stellt Norbert Haberl großteils in Handarbeit her – ebenso wie die Zirbelkiefer zum Wachsen, braucht das Zeit. Sie wächst erst in über 1200 Meter im Gebirge, auf kargem Boden und daher nur langsam. Zudem ist ihr Vorkommen enden wollend: Sie wächst nur in Österreich, der Schweiz und Südtirol – und eine Sorte in Sibirien, deren Inhaltsstoffe und Blattwuchs sich aber keinesfalls mit der österreichischen messen könnten. Die Zirbe sei auch sehr wertvoll, sagt Haberl, weil sie antibakteriell und wohltuend sei: "In unserer Zeit, wo alles digitalisiert und automatisiert ist, muss man nur ein Achtelliter Wasser in den Zirbler hineinleeren. Bevor das durchgelaufen ist, ist selbst der Gestressteste eingeschlafen." Zudem ist das Vorkommen von Zirbe enden wollend Haberl ist Nachhaltigkeit wichtig und "dass wir die Zirbe nicht als Rohstoff ins Ausland exportieren. Wir sollten das Zirbenholz in Österreich verarbeiten und erst dann ins Ausland verkaufen." Damit die Wertschöpfung auch im Land bleibe.

Der "Zirbler" ist ein simples Produkt, aus eigenem Bedarf heraus entwickelt – so beginnen viele Erfolgsgeschichten. Norbert Haberl ist dazu ein bodenständiger, zufriedener Mann: "Durch die Behinderung unserer Tochter ist für uns eine gewisse Bescheidenheit und Wertschätzung, auch von einfachen, kleinen Dingen im Leben, wichtig geworden."

1. Ziele setzen: Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, egal ob Produktionsbetrieb oder Tourismus und Gastronomie, dass man eine genaue Zielsetzung hat und auf dieses Ziel dann sehr konsequent hinarbeitet.

2. Natürlich ist eine gewisse Eigen- oder Selbstdisziplin sehr wichtig, da gerade am Beginn einer Selbstständigkeit, speziell bei Ein-Mann- oder Ein-Frau-Unternehmen, die Einteilung der eigenen Arbeitszeit sehr locker und schwierig ist.

3. Mir ist bei meinen Arbeiten und Gesprächen mit Menschen immer mehr aufgefallen, wenn man die eigene Begeisterung und Liebe zur Arbeit übermitteln kann, überträgt sich das sehr schnell und wird eben für Andere gut spürbar.

4. Voll und ganz hinter einer Idee zu stehen, bringt einem am leichtesten zum Erfolg. Bei einem Erfolg sollte man aber immer Mitarbeiter und Arbeitskollegen teilhaben lassen, und niemanden von oben herab behandeln.

5. Ein Misserfolg sollte kein Grund sein zu verzweifeln und oder das Handtuch zu werfen. Ganz im Gegenteil – mit einer Schwierigkeit fertig zu werden kann einen Menschen stärken. Durch die Behinderung unserer Tochter ist für uns eine gewisse Bescheidenheit und Wertschätzung, auch von einfachen, kleinen Dingen im Leben, wichtig geworden. Ich bin der Meinung, dass es auch im Leben von angehenden Unternehmern und Führungskräften, die Zufriedenheit im gesamten Tun und Denken, etwas sehr Wichtiges ist.

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