Der Rektor, der die Seite wechselt

Der Rektor, der die Seite wechselt
Von der ehrwürdigen Uni Wien auf die dynamische FH Campus Wien. Arthur Mettinger ist bereit.

Arthur Mettinger spricht sechs Sprachen: Seine Muttersprache Deutsch sowie Englisch, Russisch, Französisch, Spanisch und Chinesisch. Mettinger versteht auch das System Universität, denn von 1999 bis 2011 war er Vizerektor für Lehre und Internationales an der Uni Wien. Jetzt lernt er die FH Campus Wien kennen. Ein Überläufer? Nein, ein Experte.

KURIER: Sie waren zwölf Jahre lang an der Uni Wien beschäftigt, gehen jetzt an eine FH – aufgeregt?

Arthur Mettinger: Für mich ist der Wechsel nach zwölf Jahren sehr spannend. Ich komme von einer großen, altehrwürdigen Universität, in einen sehr dynamischen, jungen Sektor. Ich freue mich auf die Herausforderung.

Welche Herausforderungen sind das konkret, die da auf Sie zukommen?

Die großen Herausforderungen sind, das Profil der FH Campus Wien weiter zu entwickeln – die Herausforderung besteht darin, echte Trends, die sich in den Berufsfeldern ergeben, in den Studiengängen weiterzuentwickeln. Die zweite Herausforderung ergibt sich aus dem Konzept des lebensbegleitenden Lernens. Ich glaube, dass wir in Zukunft noch stärker mit den Fragen der beruflichen akademischen Weiterbildung konfrontiert sein werden. Und es geht um die Durchlässigkeit von FH und Unis. Die Anschlussmöglichkeiten müssen ausgebaut werden, also nach dem Bachelor an einer FH, einen Master an der Uni machen zu können und umgekehrt.

Sind Sie pro oder contra Studiengebühren?

Die Frage stellt sich hier nicht. Es werden an der FH Campus Wien ja Gebühren eingehoben.

In Bezug auf die Unis?

Für mich ist es eine Frage der Gesamtfinanzierung.

Können Sie mir die FH Campus Wien beschreiben?

Wir sind in einem supertollen neuen Gebäude untergebracht, das 2009 eröffnet wurde. Es ist sehr durchlässig, weil viel Glas verwendet wurde. Es ist ein wunderschöner, moderner, offener Campus. Und es gibt Lavendelfelder auf dem Dach – ich habe sie noch nie blühen sehen, es ist ja gerade Winter. Man sieht von hier bis zum Schneeberg. Auch sehr spannend war es, von der Ringstraße in ein ganz neues Gebäude aus dem 21. Jahrhundert zu ziehen. Es ist ein Wechsel, ein sehr spannender und positiver.

Haben Sie lange über die neue Stelle nachgedacht?

Ich musste deswegen nicht lange nachdenken, ich kenne die FH ja ganz gut. Was mich besonders freut, ist, dass mich das Kollegium mit mehr als 80 Prozent Zustimmung gewählt hat – obwohl sie mich nicht gut kannten. Ich komme aus einem anderen Sektor und es ist ein riesiger Vertrauensvorschuss.

Sie haben zu Beginn von der Durchlässigkeit gesprochen. Herrscht bereits ein Dialog zwischen der FH und der Uni Wien?

Ja und ich möchte den Dialog zwischen FH Campus Wien und Uni und die Kooperation ausbauen. Sowohl die Uni Wien als auch die FH Campus Wien sind etwa an dem Bildungsprojekt, dem Aufbau einer Universität im Oman, beteiligt. Da arbeiten wir sehr gut zusammen.

Sie sind jetzt 56 Jahre alt. Wie ist Ihr weiterer Plan?

Ich war 18 Jahre in der Wissenschaft, zwölf Jahre Vizerektor. Ich bin nicht müde, sonst hätte ich mich nicht beworben. Ich bin für drei Jahre gewählt, mit der Möglichkeit, zwei Mal wiedergewählt zu werden. Wir werden sehen, wie meine Arbeit in drei Jahren bewertet wird.

Was können Unis von FH lernen und umgekehrt?

Was mir spontan einfällt: Für die Unis könnte es interessant sein, wie man berufsbegleitende Studien organisiert. Da haben die FH viel Erfahrung und es wäre gut, wenn sie die Erfahrung auch teilen könnten. Die Frage wird, wenn man sich die Zahlen der arbeitenden Studierenden ansieht, zunehmend ein Thema werden.

Und umgekehrt?

Wissen Sie, voneinander lernen ist ein Geben und Nehmen. Man muss im Dialog sein. Sich die Dinge einfach ansehen

Arthur Mettinger: Vom ORF zur Uni

Person Arthur Mettinger wurde 1956 in Wien geboren, 1975 bis 1982 studierte er Anglistik, Slawistik, Sinologie an der Uni Wien, 1989 promovierte er sub auspiciis. 1977 bis 1987 war Mettinger Mitgestalter und Sprecher der TV-Sprachkurse „Russisch für Anfänger“ und „Russisch für alle“ des ORF , bis 2011 war er Vizerektor der Uni Wien.
FH Campus
Wien Die FH Campus Wien erhielt den Status Fachhochschule im Jahr 2004. Mit mehr als 3800 Studierenden ist sie die größte FH in Wien. 16 (14 BA, 2 MA) Studiengänge werden Vollzeit angeboten, 27 (acht BA, 19 MA) berufsbegleitend.

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