"Der Minister lässt die FH links liegen"

FHK-Präsident Helmut Holzinger befürchtet, dass sich die Studiensituation an den Fachhochschulen ohne den denTeuerungsausgleich verschlechtert
Helmut Holzinger, Chef der Fachhochschul- konferenz, fordert 150 Millionen Euro – und das Doktorat.

KURIER: Sie haben von Wissenschaftsminister Mitterlehner 150 Millionen Euro für alle Fachhochschulen gefordert. Wie ist der Stand der Verhandlungen?Helmut Holzinger: Es ist noch nichts entschieden. Wir haben das Problem: Die Kosten steigen, die Förderung pro Studienplatz schon seit 2009 nicht. Man kann doch als Wissenschaftsminister nicht den Universitäten für die nächsten fünf Jahre 615 Millionen Euro Teuerungsausgleich versprechen und den Fachhochschulen gar nichts. Der Minister hat in Bezug auf die Universitäten gesagt, mit Effizienzsteigerungen und Sparprogrammen allein könne man nicht reüssieren. Das gilt aber bitte auch für uns.

Sind Sie sauer?

Wir sind dem Minister sehr positiv begegnet. Die Universitäten haben schwarze Fahnen gehisst, die FH nicht. Wir hatten drei Tage nach seiner Angelobung ein sehr positives Gespräch mit ihm. Dass er die FH links liegen lässt, war nicht abzusehen. Unsere Erwartungshaltung ist jetzt gestiegen.

Laut Ministerratsbeschluss aus dem Vorjahr soll es den Teuerungsausgleich ja geben.

Laut Presseaussendung des Ministers sollen die FH bloß 62 Millionen Euro bis 2018 bekommen – gerade einmal für den Ausbau auf 50.000 Studienplätze. Damit sind nur 3,8 Prozent der 1,6 Milliarden Euro, die der Minister für die Hochschulen fordert, für die FH vorgesehen. Das steht in keinem Verhältnis.

Warum nicht?

14 Prozent der Studierenden in Österreich sind an FH. Wir haben im Gegensatz zu den Unis ausschließlich prüfungsaktive Studierende, die Drop-out-Rate ist niedriger. An den FH graduieren 84 Prozent der Studierenden in der Mindestzeit plus zwei Semestern, an den Unis sind es nur 30 Prozent.

Die Betreuungsrelationen an den Unis liegen bei bis zu 180 Studierenden pro Professor, an den FH sind es etwa 25 bis 50 – ist es da nicht verständlich, dass die Prioritäten bei den Unis liegen?

Es geht nicht darum, den Unis etwas wegzunehmen. Nur: Der Minister fordert 485 Millionen Euro für die Verbesserung der Betreuungsrelation an den Unis. Gibt man den FH aber den Teuerungsausgleich nicht, wird sich auch hier die Betreuungsrelation verschlechtern – die Folgen wären steigender Drop-out, längere Studienzeit.

In welchen Bereichen sollen die FH-Studienplätze ausgebaut werden?

Seit Sommer letzten Jahres warten wir auf einen Entwicklungs- und Budgetplan für den Ausbau der Studienplätze. Seit Monaten müssten wir ihn haben, damit wir Bundesförderungen für neue Studiengänge bekommen können. Eigentlich sollten die Plätze für 2015 seit Wochen, Monaten ausgeschrieben worden sein.

Schleswig-Holstein will den FH ab 2015 das Promotionsrecht verleihen. Wie ist da Ihre Sicht? Der österreichische Wissenschaftsrat ist ja strikt dagegen.

Wir diskutieren das zurzeit in der Hochschulkonferenz. Wir sind für Qualitätskriterien für Doktoratsprogramme, jede Hochschule soll bei deren Erfüllung das Promotionsrecht zuerkannt bekommen. Die Privatunis, die Donau-Uni Krems haben es ja auch bereits.

Wenn FH Doktorate vergeben, die Unis die Nähe zur Praxis suchen, fragt man sich schon, ob jeder noch seine Zuständigkeit kennt.

Die FH-Doktorate sollen eine wissenschaftliche Vertiefung in der Professionalisierung bieten, für Personen, die keine wissenschaftliche Karriere anstreben, etwa in Life Sciences. Das sollte man doch diskutieren dürfen.

Was tun Sie denn, wenn Sie die 150 Millionen Euro nicht kriegen?

Unsere Forderung werden wir nicht begraben. Der Minister kommt am 27. März zu unserer außerordentlichen Vorstandssitzung. Ich hoffe, mit einem Vorschlag. Wir sind zu konstruktiven Gesprächen bereit, aber es kann nicht nix rauskommen.

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