Der Extrempraktikant tut, was man sagt

Mega Swing: Einmal Schwingen am Seil, bitte
Ein Job auf Zuruf: Wenn die User sagen, "spring", dann springt Benedikt Jörg.

"Hi Jonas! Ich weiß nicht, was du auf deinem Balkon machst, aber auf dem Blob sitzt es sich viel besser", grinst Benedikt "Bene" Jörg, mit Schwimmweste und Helm samt GoPro-Kamera gewappnet, aus dem YouTube-Video. Dann springt er auf den fetten Gummischlauch auf dem Wasser, der ihn hoch in die Luft katapultiert und aufs Wasser platschen lässt. Wenig später balanciert er auf Holzstämmen in 27 Metern Höhe – für Christian. Zum Abschluss schwingt er sich am "Mega Swing"-Seil von einer Brücke, nur für Marvin. Für Nina springt er vom Zehnmeter-Turm und für Alex pflügt er auf dem Wakeboard übers Wasser.

Ein ganz normaler Ferialarbeitstag für Benedikt Jörg. Wenn ein User sagt, "spring", springt der 20-Jährige. Und das für Geld. Täglich entscheiden User seit 1. Juni auf www.area47.at/extrem, welche der 13 abenteuerlichen Aktionen der junge Mann im Ötztaler Outdoorpark AREA 47 unternehmen soll.

Lockmittel

Ein viraler Marketing-Gag, den sich die Kreativagentur von AREA 47-Sponsor Red Bull ausgedacht hat. Mit dem "Extrempraktikanten" will Chris Schnöller, Geschäftsführer von AREA 47, ganze Freundescliquen ins Ötztal locken.

Benedikt Jörg sah das Jobinserat in einer Tageszeitung, "ich habe gedacht, das ist ein Traum-Ferialjob, auf mich maßgeschneidert", schließlich filmt der Paznauntaler gern mit der GoPro beim Skifahren. Der HAK-Absolvent überzeugte aber nicht nur während des Vorstellungsgesprächs, sondern vor allem danach. Eine halbe Stunde nach dem Gespräch schickte Benedikt Jörg an Chris Schnöller ein Kurzvideo, das er auf der Heimfahrt spontan mit der GoPro-Kamera auf dem Trampolin bei einer Tankstelle aufgenommen hatte. "Ich wollte den Ferialjob unbedingt", erzählt Jörg. "Das hat uns beeindruckt", meint Schnöller.

Bis zu 50 Aufträge erhält Benedikt Jörg pro Tag – aus Deutschland, der Schweiz, aus Holland. "Sogar aus England, Australien und den USA", ist Schnöller verwundert, weil die Webseite nur auf Deutsch abrufbar ist. Die User müssen sich eine kreative Ausrede ausdenken, warum sie die Aktion nicht selber machen. Drei bis vier Aufträge pro Arbeitstag setzt Benedikt Jörg um, das Video samt Grußbotschaft wird per eMail an die Auftraggeber geschickt, bevor es auf YouTube und Facebook landet. Die Videos schneidet Benedikt Jörg selbst. Anstrengend sei der Job schon, sagt er. "Abends bin ich ziemlich müde. Aber es ist viel besser als Akten sortieren." Er ist Canyoning-Fan, mag Wakeboarden, der Mega Swing sei "eine der coolsten Sachen". Auch berührende Momente gibt es: Eine Auftraggeberin mit Handicap bedankte sich fürs Motocross-Video, "weil es war, als würde sie selber fahren", erzählt Jörg.

Bis Ende August ist er im Einsatz. 1349 Euro brutto pro Monat gibt es laut Jobinserat dafür. Gutes Geld für viel Spaß. Im Herbst ist es damit vorbei: Dann wird aus dem Extrempraktikanten ein Management-Student.

Das Ferialpraktikum ist ein Traum. Die Arbeit herausfordernd und spannend, die Kollegen super. Und das Unternehmen selbst ist überhaupt der Wahnsinn: Wer hier arbeitet, dem ist Anerkennung von Freunden und Familie sicher. Die Sache ist nur die: Erzählen darf man ihnen von alldem gar nichts. Kein Wort. Kein Posting auf Facebook. Kein eMail.

Der Hightech-Konzern Apple bezahlt seinen Praktikanten rund 6700 Dollar im Monat, wie Business Insider kürzlich berichtete. Oder aufgerechnet rund 80.000 im Jahr. Und das vor allem, weil die Praktikanten zur absoluten Verschwiegenheit verpflichtet sind. Die Praktikanten bekommen auch Überstunden bezahlt.

Spitzengehälter für Praktikanten scheinen im Silicon Valley üblich zu sein. Facebook und LinkedIn zahlen laut der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Glassdoor im Schnitt rund 6000 bis 6200 Dollar. Software-Firmen wie Palantir oder VMware zahlen sogar fast so viel wie Apple. Im Gegensatz dazu: Laut Business Insider lag das Durchschnittseinkommen der Amerikaner 2014 bei 52.800 Dollar.

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