Der CEO auf der Matte
Er nimmt Anlauf, springt, macht einen halben Salto vorwärts und landet mit lautem Knall auf dem Rücken. Die Flugrolle dient dem Aufwärmen, gleich geht Gerald Steger in Konfrontation mit Trainingspartner Ali Mohseni. Steger hat den Schwarzen Gürtel, zweiter Dan. Zehn dieser Meistergrade gibt es im Judo, „aber der zehnte ist den Japanern vorbehalten“, lacht er.
Beim Joggen löst der CEO des Kaffeedienstleisters café+co Probleme aus dem Joballtag. Aber hier, auf der Matte beim Judotraining, kommt er „wirklich runter von der Arbeit“. Hier haben die Konzentration, der Fokus auf Bewegung und Abwehr höchste Priorität. „Maximale Effizienz und Verantwortung, das haben Judo und Führung gemeinsam“, sagt Steger. Im Judo könne man nur sehr eingeschränkt allein vorankommen, da brauche man möglichst viele Trainingspartner, um die Selbstverteidigung zu verbessern. „Man muss sich auf den Partner einstellen können, verantwortungsvoll mit ihm umgehen – wie mit den Mitarbeitern.“
Vorantreiber
Seit der Gründung 1999 hat der 52-Jährige („Ich habe sogar das Label entworfen“) den Kaffeedienstleister im Automatencatering stetig auf- und ausgebaut, von 180 auf 1400 Mitarbeiter. „Hier musste ich immer nur Mitarbeiter einstellen, Arbeitsplätze schaffen, expandieren“, sagt er. Das Gegenteil zu den Jobs davor als Marketingdirektor im Molkereiverband Niederösterreich und als Prokurist bei Raiffeisen Ware Austria. Acht Jahre lang war es Stegers Aufgabe, umzustrukturieren. Entlassungen standen an der Tagesordnung. In Extremzeiten „musste ich alle zwei Wochen einen Standort schließen, das geht einem schon nahe. Aber es waren lehrreiche Jahre.“
Auch wenn es manchmal unangenehm sei, Klarheit ist Steger als Führungspersönlichkeit immer noch wichtig, „besser, man ist von vornherein ehrlich zu den Mitarbeitern.“
Eine gewisse Abhärtung erfuhr der gebürtige Kärntner früh. Er wuchs am Bergbauernhof auf, marschierte täglich 14 Kilometer in die Schule und zurück. Später besuchte er ein Internat. „Das war eine gute Schule für mich, ein Businesstraining“, grinst er. Sein Taschengeld verdiente er mit Auftragsarbeiten für seine Mitschüler. Im Internat kam er auch mit Judo in Kontakt. „Bei Ballspielen waren andere besser als ich, beim Judo waren alle gleich schlecht“, lacht er.
Vorstellungen von seiner Karriere hatte Steger schon zu Beginn seines BWL-Studiums. Bei einem Einführungstutorium gab er an, er wolle einmal einen österreichischen Lebensmittelbetrieb leiten.“ Ein bescheidenes Ziel, denn: „Die anderen Studierenden wollten gleich einen internationalen Konzern führen.“
Steger fokussierte sein Ziel. Schon im Alter von 29 Jahren war er Marketingdirektor im Molkereiverband. Ein Sprung ins kalte Wasser, doch: „Führung lernt man eben nur durch Praxis“, sagt er. Die Hälfte seiner Arbeitszeit – 60 Stunden pro Woche – verbringt der Manager auf Reisen, sieht nach dem Rechten bei den Töchtern in Deutschland und Südosteuropa. Mit dem Expandieren will Steger nicht so schnell aufhören. Im Jänner eröffnete nach elf Selbstbedienungscafés in Österreich das erste Café mit Bedienung im Raiffeisenhaus Wien, neun sollen in den Landeshauptstädten folgen. „Mit besonders freundlicher Bedienung“, sagt er. „Denn wäre sie es nicht, bleibt man lieber bei der Selbstbedienung.“
Das Training der Judokas ist zu Ende. Nicht nur der CEO, auch das Unternehmen ist mit dem Judosport verbunden. Als Förderer und Namensgeber des „Judoclub café+co Samurai“. Hier trainieren Menschen verschiedenster Herkunft. „Wir haben Olympiamedaillengewinner dabei“, sagt Steger stolz. Und will nicht aufhören, die Erfolge aufzuzählen.
Kurz gefragt...
Als Kind wollte ich ...
... Flugzeugkapitän werden.
Erfolg ist für mich ...
... gestalten zu dürfen.
Die größte Herausforderung ...
... war für mich meine jahrelange Umstrukturierungstätigkeit.
Mein Führungsstil...
... ist erfolgsorientiert, eine Mischung aus Teamorientierung
und altmodischem Führungsstil. Denn in letzter Konsequenz muss
es jemanden geben, der entscheidet.
Ein Fehler war/ist ...
... viele – es wäre ungerecht, nur einen hervorzuheben.
Mein Luxus ist ...
... täglicher Sport plus guter Kaffee.
Für die Gründung der café+co International Holding im Jahr 1999 wurde Gerald Steger als CEO geholt. Der gebürtige Kärntner wuchs auf einem Bergbauernhof auf.
Nach dem BWL-Studium und einem Praktikum im Molkereiverband Niederösterreich stieg er 1988 zum Marketingleiter und ein Jahr später zum Direktor für Marketing, Verkauf und Produktion auf. Er war stv. Vorstand und Direktor für Logistik in der AMF (Austria Milch und Fleisch) Gruppe. Danach war als Prokurist für die Raiffeisen Ware Austria tätig.
156 Mio. Euro betrug der Umsatz von café+co mit den 15 Tochtergesellschaften in zwölf Ländern im Vorjahr. 60 Tausend Getränke- und Snackautomaten und Espressoanlagen hatdie Firma in ganz Europa aufgestellt.
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