Der brilliante Hotelier

Der brilliante Hotelier
Das Hotel am Brillantengrund ist ein einzigartiger Ort der Widersprüche. Marvin Mangalino ist der Grund dafür.

Im Sommer, kurz nach 17 Uhr, betrat Marvin Mangalino das Hotel zum ersten Mal. Er war nicht besonders schick gekleidet, trug kurze Hose und T-Shirt. Er ahnte nicht, dass es das eine, das besondere Hotel sein würde, nach den vielen Enttäuschungen, die sie bereits gesehen hatten. Mit ihm waren sein guter Freund Wolfgang Stranzinger und ein älterer Herr. Der redete viel, erzählte Anekdoten, er hätte sein ganzes Leben in diesem Haus verbracht. „Wir haben gemerkt, dass da eine ziemlich dicke Nabelschnur zwischen dem Eigentümer und seinem Haus ist“, sagt Marvin Mangalino heute. Aber damals war er so beeindruckt von dem Haus, dass er ihn kaum hörte.

Im September 2010 war der Pachtvertrag zwischen Otchie Stranzinger (Anm.: Wolfgangs Frau) , Mangalino und dem greisen Eigentümer unterschrieben und Marvin Mangalino damit Geschäftsführer des Hotels am Brillantengrund. Erfahrungen mit der Branche hatte er keine. Ein Hotel hatte bisher für ihn die Funktion, ein Ort der Gastfreundschaft zu sein, eine zeitlich begrenzte Heimat für Menschen an einem fremden Ort. Mangalino besuchte die Handelsakademie, studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien und war an der Filmakademie. Er arbeitete als Cutter, als Mediendesigner, Solution und Usability Designer – ein Web-2.0.-Marketing-Profi.

Mit 28 hatte Mangalino das alles satt, nahm eine Auszeit. Sie dauerte, bis zum Sprung ins kalte Wasser im September 2010, kein Jahr. Wenn Mangalino von der Anfangszeit im Hotel spricht, sagt er: „Es war ein Herumirren.“ Trial and Error – ein Prinzip, das Internet­affine im Blut haben.

Die Probleme

Das Hotel war damals nicht gut gebucht. Stranzinger und Mangalino packten an, wollten neue Betten anschaffen, den Frühstücksraum entstauben und Ähnliches. Wenig konnten sie bisher realisieren. Der Eigentümer hat Angst um sein Haus, will die Ursprünglichkeit erhalten. Vertraut den Pächtern nicht. Also geht Mangalino jeden Tag durch einen Frühstücksraum, der ihm nicht gefällt und investiert in die „Software“ wie er sagt – das Service. „Der Raum ist vielen Gästen zu omamäßig. Dass wir wirklich bei jedem Klappbett drei Monate verhandeln müssen, das habe ich mir nicht gedacht.“

Der brilliante Hotelier

Weil der Eigentümer die Vorstellung vom familiär gehaltenen Hotel sympathisch fand, entschied er sich damals für Mangalino und gegen große Hotelketten. Mangalino hat seine Ankündigungen gehalten: Die gute Seele des Hauses, Rezeptionistin Andrea, wurde übernommen. Er respektiert und schätzt die Frau, die seit 27 Jahren hier arbeitet. Alle 15 Mitarbeiter pflegen einen wertschätzenden Umgang, sind befreundet. Mangalinos Mutter hilft in der Küche und gibt der Speisekarte dadurch eine philippinische Note. 30 Zimmer hat das 3-Sterne-Hotel am Brillantengrund. Die Auslastung liegt inzwischen bei 80 Prozent. Mangalino hat gelernt, mit der skurrilen Umgebung zu spielen, er hebt sie hervor und macht sie zu seinem Vorteil. Das Hotel am Brillantengrund wurde so in den vergangenen zwei Jahren zu einem zauberhaften Ort. Das will Mangalino nicht zerstören. „Wir wollen nur organisch wachsen“, sagt er und hofft auf mehr Vertrauen vom Inhaber.

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