Das smarte Start-up

Das Team von Flatout Technologies: Das Unternehmen steuert alle Geräte zu Hause und im Büro per Smartphone-App.
Das Team von Flatout Technologies lässt Heizung und Fenster per App steuern.

Kurt Reimann klickt auf seinem Smartphone auf den Button „Licht an“. Schon hat er die Lampe des Aquariums in seiner Wohnung eingeschaltet. Nur: Kurt Reimann sitzt gerade Luftlinie 500 Meter davon entfernt, im Besprechungszimmer des Büros von Flatout Technologies im A1-Gebäude in Wien.
Das Licht einschalten, die Heizung ausschalten, den Energieverbrauch der Haushaltsgeräte ablesen und steuern: All das kann die Smart-Home-Lösung für Wohnen und Büro des Wiener Start-ups. Die Flatout-Plattform lässt alle Geräte virtuell steuern und miteinander kommunizieren, erklärt Reimann. Wird das Fenster vom Einbrecher geöffnet, gibt es Alarm.

Zukunftsträchtig

„Das nennt man Internet aller Dinge“, sagt Daniel Marischka, der die Idee zu Flatout hatte. Im Internet aller Dinge sei eben alles miteinander vernetzt – das Auto, die Kreditkarte, der Kühlschrank. Es ist der nächste evolutionäre Schritt in der virtuellen Welt – nach dem Internet der Informationen (Google) und dem Internet der Menschen (Facebook).
Die Gründer von Flatout, das sind neben PR-Mann und „Business Developer“ Kurt Reimann CEO Daniel Marischka, CTO Manuel Mager und Techniker Christian Passet. Vier junge, smarte Typen zwischen 25 und 30. Reimann und Marischka studierten Wirtschaft, Mager und Passet Informatik. Die perfekte Mischung für ein Hightech-Start-up-Team. Für die Gründung von Flatout im Jahr 2013 ließen alle vier das (Weiter-)Studieren sein – sie wollten ihre gesamte Energie in ihr Unternehmen stecken.
Eine gute Entscheidung: „Ich habe beim Gründen weit mehr gelernt, als ich im Studium je könnte“, sagt Kurt Reimann und die anderen pflichten ihm bei. Anfangs arbeiteten die Jungs für sich, irgendwann brauchten sie Kapital, um die mittlerweile zehn Mitarbeiter einzustellen und weiteres Geld zu lukrieren. Ohne drei Investoren aus „friends and family“, die an ihre Geschäftsidee glaubten, wären sie nicht so weit gekommen, sagen sie.
Das Quartett ist gut gelaunt. Die Vier haben erst vor einer Woche einen Pitch beim US-amerikanischen IT-Konzern Cisco gewonnen und dürfen ihr Start-up im Gründerprogramm „Entrepreneurs in Residence“ ab Jänner weiterentwickeln. Cisco bietet den Inkubator erstmals außerhalb der USA an. „Überraschenderweise in Wien und nicht in London oder Berlin“, sagt Daniel Marischka. Wien will sich als Smart City positionieren, als digital vernetzte Weltstadt. Die Start-up-Szene hier ist aufstrebend, hungrig, leidenschaftlich.

Europa als Basis

Flatout Technologies ist derzeit noch in der Produktentwicklungsphase. Ansprechen will man Business-Kunden, die maßgeschneiderte Pakete an die Endkunden bringen sollen. „Wir sind vor allem mit Telekommunikationsanbietern in Europa im Gespräch“, sagt Marischka. Interessenten kämen aus Österreich, Finnland und Osteuropa. Die USA lassen die Jungs lieber außen vor, „der Angebotsmarkt wächst dort zu rasant.“ Auf Europa wollen sie sich 2015 stürzen, auf Asien und den Mittleren Osten 2016. Ob man A1 als Großkunden bereits an der Angel habe? „Werden wir sehen“, heißt es achselzuckend. Immerhin haben die Jungs im Vorjahr den Pitch für „Austrias next Top-Start-up“ gewonnen und damit ein Jahr im A1-Start-up-Campus, samt Mentoring und Büroräumen. Auch eine saftige Förderung von rund 400.000 Euro konnten sie bei der Förderstelle aws erpitchen. „Erzähl mal, wie viel wir ursprünglich vom aws wollten“, drängt Reimann Marischka grinsend. Der prustet los über die eigene Naivität: „Wir dachten, 4000 Euro reichen.“
Zurzeit ist Flatout auf der Suche nach frischem Geld – von einem Business Angel oder einem Fonds. Sie wollen nicht weniger als die Wohnungen dieser Welt erobern.

1. Gründe erst, wenn es nicht mehr anders geht. Daniel Marischka: Die Vorarbeit ist wichtig, eine gute Idee reicht nicht, um zu gründen. Man braucht einen Businessplan und ausreichend Kapital.

2. Sei schneller als alle anderen. Daniel Marischka: Die Schnelligkeit ist der Schlüssel zum Erfolg, gerade in der Technologiebranche. Man muss die Konkurrenz beobachten. Wir tauschen uns auch mit Mitbewerbern aus, reden viel mit potenziellen Kunden, um maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können.

3. Plane gründlich und kurzfristig. Manuel Mager: Die Entwicklung in der Technologiebranche ist so rasant, dass es nur Sinn macht, für die nächsten ein, zwei Jahre zu planen. Aber grob sollte man schon wissen, wo das Unternehmen in drei bis fünf Jahren sein will.

4. Informiere dich gründlich über Arbeitsrecht und Förderungen. Daniel Marischka: Für uns machte es Sinn, alle Mitarbeiter anzustellen, um das Kernprodukt gemeinsam zu erarbeiten. Kurt Reimann: Schau dir die Förderlandschaft genau an, oft gibt es weit mehr Förderungen als man glaubt.

5. Bereite dich gut auf den Pitch vor. Kurt Reimann: Fließendes Englisch ist die absolute Voraussetzung. Für jeden Pitch bereiten wir uns etwas anders vor – mit Bezug auf die jeweiligen Investoren, auch wenn es inhaltlich immer um unser Produkt und unsere Firma geht. Manuel Mager: Der Pitch muss sitzen. In fünf Minuten muss gesagt sein, worum es beim Unternehmen geht. Wir üben das im Team und geben einander Feedback.

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