Das perfekte Hemd

Regel: Lieber wenige qualitativ hochwertige Hemden, als viele schlecht gemachte
Das Hemd ist das wichtigste Kleidungsstück des Mannes – es verrät (fast) alles über ihn.

Die Kleidung betreffend, haben es Männer einfach, sagt man: Hemd, Anzug, Schuhe. Mehr gibt es da nicht. Jetzt stelle man sich George Clooney in einem beige-blau-karierten Kurzarm-Hemd mit Kugelschreiber in der Brusttasche vor . Er sagt: "What else." Lächerlich.

Das Hemd, es ist so alltäglich und doch so wichtig. Denn es verrät viel über den Träger: Seinen Status, seinen Zugang zu Qualität, seine Tendenz zu Exzentrik, seinen Umgang mit sich selbst. Schon wer ein weißes Hemd trägt, macht eine Aussage: "Ich brauche mir bei der Arbeit die Hände nicht schmutzig zu machen."

Dass das Hemd das beliebteste Oberbekleidungsstück des Mannes ist, zeigt eine Studie des Modeunternehmens Walbusch: Laut dieser fühlt sich jeder zweite Mann mit Hemd immer gut angezogen, jeder dritte Mann findet Hemden lässig.

Wie das perfekte Hemd auszusehen hat, weiß in Wien wohl keiner besser als Nicolas Venturini. Er leitet die 1912 gegründeten Maßhemden-Schneiderei Venturini in der Spiegelgasse, im ersten Bezirk. 38 Mitarbeiter beschäftigt er in seiner Werkstatt. Wie viele Hemden er pro Jahr produziert, weiß er gar nicht. "Es geht mir schlicht nicht um höher, schneller, weiter. Wir machen gutes österreichisches Handwerk und das braucht Zeit", sagt Venturini. Drei Wochen dauert es, bis ein Venturini-Maßhemd zu seinem Besitzer ziehen kann.

Markus Brunner ist mit seinem Unternehmen suitcon noch jung in der Branche. Seit 2012 gibt es den mobilen Schneider mit Sitz in Kärnten. Mit seinem Angebot, bis 22 Uhr ins Büro oder nach Hause zu seinen Kunden zu kommen, um bei der Bekleidung zu beraten und Maß zu nehmen, spricht er vor allem Vielarbeiter an. Die wichtigsten Tipps für das perfekte Hemd von Nicolas Venturini und Markus Brunner:

Schnitt: Seit rund fünf Jahren sind körperbetonte Hemden im Trend. Dass das Hemd keine Brusttasche haben sollte, kommt aus einer Zeit, in der noch Weste unter dem Sakko getragen wurde. Auch, wenn die Weste heute nicht mehr Mode ist, sollte auf die Brusttasche verzichtet werden. Keine kurzen Ärmel! Sie sollten lang genug sein, um einen guten Zentimeter aus dem Sakko hervorzuschauen.

Stoff: Die Königsklasse sind Hemden aus Vollzwirn, das bedeutet, dass Kettfaden und Schussfaden aus gezwirnten Garnen bestehen.

Farbe: Wird bereits der Garn gefärbt hält die Farbe wesentlich länger. Wird das Hemd erst am Ende der Produktion als Ganzes gefärbt, wäscht sich die Farbe schnell aus. Das weiße Hemd ist das eleganteste, doch auch in hellblau und in einem zarten rosa ist es businesstauglich. Wer ein Hemd schenken will, ist mit einem blauen am besten beraten.

Muster: Streifen und Karos sind erlaubt. Je feiner gemustert, desto förmlicher wirken Hemden. Große Muster gehören generell in die Freizeit.

Kragen: Generell sind der Haifischkragen (weit auseinandergezogenen Kragenspitzen) oder der Kentkragen (spitz, kurz) businesstauglich. Ob der Button-Down-Kragen noch modisch ist, darüber scheiden sich die Geister. Die richtige Wahl der Kragenform hängt jedenfalls auch von der Gesichtsform ab: Mit einem runden Gesicht ist ein klassischer Kentkragen zu bevorzugen. Schmalen Gesichtern passen Haifischkragen.

Manschette: Eine einfache Manschette mit Knopfverschluss ist auch im Business durchaus ausreichend. Je förmlicher der Anlass, desto eher sollte mann zur Doppelmanschette greifen.

Initialen: Am inneren Kragen zeugen sie von Understatement, an der Manschette sind sie auffallend. Links neben dem Bauchnabel sind sie klassisch.

Knöpfe: Perlmuttknöpfe sind das einzig Wahre. Wer die Knöpfe schonen will, kann seine Hemden zur Wäsche in einen Polsterbezug geben.

Pflege: Wenn das Hemd beim ersten Anprobieren perfekt sitzt, ist es eigentlich zu eng. Denn Hemden guter Qualität gehen bei der ersten Wäsche ein wenig ein. Kein Trockner!

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