Das aufblasbare Wunderzelt

Das Gentletent-Team bei der Arbeit...
Sechs Outdoor-Fans haben ein unkompliziertes Zelt erfunden – jetzt wird Geld gesammelt.

Zu zweit verreisen ist einfach: Rucksack umschnallen, in den Flieger, treiben lassen. Mit vier Kindern steigert sich der Schwierigkeitsgrad um das mindestens 40-Fache. Sind alle da? Sitzen alle zusammen im Flugzeug? Es passen nicht mal alle in ein Flughafen-Taxi. Programmiertes Chaos.

Gernot Rammer ist vierfacher Vater. Er kennt diese Situationen. Seit Jahren schon macht er mit seiner Familie Zelturlaub – denn das sei das Einfachste. Das Einzige, das daran immer mühsam war: "Der Papa musste alles alleine aufbauen", sagt er. Vor zwei Jahren dann fasste der Freund reduzierter Komplexität einen Entschluss: "Ein Zelt entwerfen, dass sich quasi von selbst aufbaut."

Dieses Zelt, das sogenannte "Gentletent", steckt heute in einer mittelgroßen Tasche, rund dreieinhalb Kilo ist die XS-Variante für zwei bis drei Personen schwer. Es ist außen aus einem hochwertigen beschichteten Polyestergewebe und innen aus Baumwolle – klarerweise ist es wasserdicht. Und es braucht nur Luft und Muskelkraft, um es in Form zu bringen. Sogleich demonstriert Ranner das mit seinem Kollegen Markus Strengberger aus dem sechsköpfigen Team: Aus der Tasche nehmen, auflegen, mit der Pumpe aufblasen, festmachen, fertig. Eine Minute nach dem Auspacken könnte man sich schon ein Schläfchen gönnen. Ein Zelt für Zufriedenheitsmaximierer, für alle die ihre Zeit lieber ins Leben investieren, paradoxerweise ist da ein Luftschloss die Lösung.

Das Gentletent ist nicht das erste Airtent der Welt, aber: "Das einfachst zu bedienende Zelt", sagt Gernot Ranner. Über die Crowdinvesting-Plattform "Indiegogo" sucht das Gentletent-Team seit heute, Samstag, die ersten Käufer. Erfahrungen mit Crowdfunding hat bisher niemand aus dem Team gesammelt, das neben Georg Rammer aus den beiden Architekten Jürgen Haller und Christoph Weidinger, den Social-Media- und Kommunikationsmenschen Markus Strengberger und Michael Peer und der Textil-Ingenieurin Tetyana Auer besteht. "Learning by doing" ist das Motto, kein großer Business Angel oder Investor, der ihnen flüstert, wie sie ihr Unternehmen aufbauen sollen.

Für die Finanzierungsform Crowdinvesting sprach: "Dass die Marke und das Produkt zeitgleich mit der Finanzierung bekannter gemacht werden können und die Kunden in den Entwicklungsprozess einbezogen werden", erklärt Ranner.

Luftschloss

Von Ästhetik, Design und der gekonnten Inszenierung hat das Team genug Ahnung, wie Videos und Fotos auf ihrer Facebook-Seite zeigen. Mal jagen sie das Zelt einen reißenden Fluss hinunter, mal werfen sie es über eine 30 Meter hohe Steilklippe in den Wolfgangsee, stellen es auf einen Fiaker als Fahrkabine oder auf einen Fabrikskamin und genießen mit Freunden und Familie einen Grillabend in der einsamen Natur. Abenteuer und Familie – das geht, gut inszeniert, immer unter die Haut.

65.000 Euro will das Gentletent-Team in den kommenden Wochen mittels Crowdfunding einsammeln, dann kann mit der Serienproduktion gestartet werden. Im Rahmen der Kampagne sind die ersten Stück der Gentletent XS-Modelle zum reduzierten Preis von 297 Euro erhältlich. Verkauft werden sollen die Zelte später über den eigenen Online-Shop – der regulärer Preis soll sich bei 399 Euro fürs kleinste Model einpendeln.Wo produziert werden soll? "Nicht in China", sagt Rammer. Das würde nicht zum Produkt passen. In Linz und in der Tschechischen Republik hat man bereits einen Partner für die Fertigung gefunden. Die ersten Prototypen wurden komplett von den Händen des Teams genäht – und dann die Klippe hinuntergeworfen.

Das aufblasbare Wunderzelt
An diesem Artikel arbeitete im Rahmen des KURIER Töchtertags Smila Gander mit.

1. Beweisen Sie Mut, haben Sie Überzeugung und Weitsicht: Weil halbherzig agieren heißt auf halbem Weg scheitern. Man muss an die eigene Idee glauben und darf dabei seine Ziele, kleine wie große, nicht aus den Augen verlieren.

2. Seien Sie flexibel: Wenn ein Weg versperrt ist, muss ein anderer gefunden werden. Wir haben diese Situation bei der Entwicklung unserer Zelte Dutzende Male erlebt, denn besonders die Produktentwicklung ist ein zähes Ringen mit vielen technologischen Hürden. Aber eines wissen wir aus unserer Erfahrung sicher: Es gibt immer einen Weg.

3. Die richtigen Leute einbinden: Umgeben Sie sich nicht mit Menschen, die genau wie Sie denken und agieren. Denn Jasager bringen Ihr Projekt keineswegs voran. Setzen Sie auf Personen, die Ihre Schwächen ausgleichen und Dinge gerne hinterfragen. Ein erfolgreiches Start-up braucht unentwegt kritische Reflexion.


4. Kleinvieh macht auch Mist: Es sind die vermeintlich kleineren (meist administrativen) Aufgaben, die Ihnen viel Zeit und Ressourcen rauben werden. Kalkulieren Sie großzügig – Sie laufen schließlich einen Marathon und nicht einen kurzen 100-Meter-Sprint.

5. Auszeiten nehmen: Vergessen Sie nicht auf Ihr soziales Umfeld. Freie Zeit mit Familie und Freunden ist kostbar, senkt Ihr Stress-Level und hilft durch so manchen persönlichen Tipp und sorgt für Aufmunterung.

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