Co-Working: Die Flucht vor dem Homeoffice ist krisensicher

Co-Working: Die Flucht vor dem Homeoffice ist krisensicher
Heimarbeiter fliehen immer mehr in Co-Workings-Spaces. Wie es den Kollektivbüros in Zeiten von Social-Distancing geht.

Neu ist es nicht. Aber es gehört zu den neueren Arbeitsformen. In den sogenannten Co-Working-Spaces arbeiten meist Solo-Selbstständige, Freelancer, kleine Unternehmen und Start-ups aus der Digital- und Kreativbranche in offenen Gemeinschaftsbüros. Hier arbeiten alle für sich aber doch zusammen.

Stadt und Land

Vor allem in Ballungsgebieten und Großstädten, von Wien bis New York, öffnen immer mehr solcher Co-Working-Spaces ihre Bürotüren. Hier gibt es viele kleine und gemeinschaftliche Kollektive aber auch große Franchise-Formate mit hunderten Arbeitsplätzen.

Seit einigen Jahren entstehen in Österreich auch immer mehr Co-Working-Spaces in den ruralen Gebieten. "Das Co-Working erfüllt einen wichtigen Standortfaktor. Wenn es solche Angebote gibt, können wir Start-ups und innovative Unternehmen in den ländlichen Regionen halten“, erklärt Wolfgang Schwärzler, Geschäftsführer der Wirtschaftskammer Niederösterreich im KURIER-Gespräch.

Schon vor der Pandemie Heimarbeiter

Mit Ausbruch der Pandemie 2020 wurde viele Büroarbeiter ins Homeoffice geschickt. In den Co-Working-Spaces aber arbeiten hauptsächlich jene, die ohnehin immer Homeoffice haben und vor dieser stimuli-freien Umgebung ins Co-Working fliehen.

Plötzlich aber galt es, sich sozial zu distanzieren. Was passiert dann mit Kollektivbüros, deren Geschäftsgrundlage das gemeinsame Arbeiten ist?

"Im ersten Lockdown haben bei uns acht Personen schlagartig gekündigt“, berichten Nicole Mayer und Matthias Nolz. Sie betreiben gemeinsam zwei Co-Working-Spaces in Sankt Pölten mit insgesamt 31 Arbeitsplätzen. Mittlerweile aber hat sich die Nachfrage wieder normalisiert.

"Am Anfang war da viel Unsicherheit und Angst“, weiß auch Patricia Ziegler, die im Winter 2019 den Co-Working-Space The Nest in Wien 1170 eröffnet hat.

Auch hier gab es einen Einbruch. Mit der Entspannung im Sommer aber stieg auch die Nachfrage. Heute gibt es eine Warteliste.

In der Esterházygasse in Wien liegt das Kommod. Von den 16 Arbeitsplätzen sind 14 belegt. Die Co-Worker hier kennen einander lange, die Belegung blieb stabil.

Co-Working: Die Flucht vor dem Homeoffice ist krisensicher

Der Preis für einen Platz

Nicht stabil hingegen blieben die Preise. Sie sind in der Krise etwas gefallen. In Wien und auch in Niederösterreich bekommt man einen fixen Arbeitsplatz für rund 200 bis 350 Euro netto im Monat, inklusive Internet, Drucker und Kaffeemaschine wird betont.

Diese kleineren Kollektivbüros mit Wohnzimmerflair punkten bei ihren Mietern durch Gemeinschaftlichkeit. Deshalb wurde hier auch in der Krise und mit Hygieneeinsatz gemeinsam weitergearbeitet.

Zu wenig, um davon leben zu können

Die Betreiber der kleineren Spaces machen das fast alle nebenberuflich. "Man könnte es auch größer aufziehen, aber dann würde es seine Essenz verlieren“, so Jakob Altzinger, Mitbegründer des Kommod. Er ist hauptberuflich Sportlehrer.

Patricia Ziegler, Gründerin von The Nest ist hauptberuflich Musikerin und auch die Betreiber Nolz und Mayer von Die Box und Coworking Space Herrenplatz in Sankt Pölten betreiben ihre Standorte nur nebenberuflich.

Viele Büros finanzieren sich durch Veranstaltungen, die in Nicht-Coronazeiten in den offenen Räumen stattfinden können. "Das Businessmodell Co-Working funktioniert nur, wenn Veranstaltungen stattfinden. Sonst kann man nur Teilzeit verdienen“, erzählt Ziegler.

Auch Nolz und Mayer vermmissen durch den Wegfall der Events ein Drittel ihres Umsatzes. "Um davon leben zu können fehlt einiges. Da müssten ständig Events stattfinden“, so Nolz.

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