Chocolatier Heindl: "Sind 70 Jahre ohne Tafelschokolade ausgekommen"

1953 wurde die Confiserie Heindl als Familienunternehmen von Walter Heindl senior in Wien gegründet. Es war die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, doch aus dieser Zeit sind nur noch wenige große Namen im Schokoladen-Business übrig. Der Schokohersteller Heindl, der für seine Maroni und Nussbeugel bekannt ist, ist einer davon und sein Geschäftsführer Andreas Heindl hat eine genaue Strategie, wie er mit seinem Schokolade-Sortiment auch in Zukunft reüssieren will.
KURIER: Heindl feiert 70. Jubiläum. Was ist das für ein Gefühl?
Andreas Heindl: Ein sehr schönes, weil es wirklich wenige gibt, die es so lange schaffen und in unserer Branche sowieso. Viele große Firmen, die mit uns begonnen haben, gibt es heute nicht mehr in dieser Form. Sie sind kleine Rädchen in großen Konzernen geworden. Hofbauer gehört zu Lindt, Auer gehört Spitz.

Konditormeister Andreas Heindl ist der Sohn des Gründers und seit 1987 Geschäftsführer der Confiserie
Wie haben Sie es geschafft, sich am Markt zu halten?
Wir waren immer sehr beständig, haben unseren Weg zielgerichtet verfolgt, 30 Eigenfilialen aufgebaut und sozusagen immer unsere Haken geschlagen, wenn wir verfolgt worden sind. Als sich der Tourismus verstärkt hat, haben wir sehr viele Touristenprodukte entwickelt. Den Sissi- und den Riesenrad-Taler. Wir haben uns sehr auf Österreich spezialisiert und 2006 zur richtigen Zeit einen Mitbewerber, die Firma Pischinger, gekauft und so sehr schöne Geschäfte in der Innenstadt bekommen. Es gibt auch fast keine Schulklassen in Wien und Umgebung, die noch nicht in unserem Schokolade-Museum im 23. Bezirk waren.
Wie haben sich die Geschmäcker verändert? Was suchen die Kunden von heute?
Ein großer Trend sind vegane und zuckerreduzierte Produkte. Wobei wir, seit es uns gibt, versuchen, so wenig Zucker wie möglich zu verwenden. 70 Jahre sind wir außerdem ohne Tafelschokolade ausgekommen. Zum Jubiläum haben wir jetzt mit zehn verschiedenen Artikeln gestartet. Das ist auch eine Hommage an meinen Vater. Er hat mit Nussbeugel begonnen, zu der wir jetzt die passende Tafel haben.
Der ewige Bestseller bleibt die Maroni?
Ja, da wir fast ein Alleinstellungsmerkmal damit haben.
Gegründet wurde Ihre Confiserie in der Nachkriegszeit, wo die Wirtschaft einen Aufschwung erlebte. Jetzt erleben wir durchgängig Krisen. Ist das Geschäft mit der Schokolade beständig?
Wir haben in der Coronazeit natürlich sehr gelitten. Aber wir haben gut darauf reagiert. Unser Außendienst hat sich wahnsinnig bemüht, im Lebensmittelhandel präsent zu sein. Wir haben sofort einen Online-Store installiert, der sehr gut angekommen ist. Und wir haben erstmalig in unserer Geschichte in einem deutschen Teleshopping-Kanal verkauft. Das ist fantastisch gegangen. Das machen wir jetzt noch immer.
- 1953: Gründung von Konditormeister Walter Heindl senior, der mit seiner Frau Maria im fünften Bezirk Konfekt und Likörpralinen fertigte
- 1967: Expansion und Verlegung des Firmensitzes in den 23. Bezirk
- 1973: Eröffnung der ersten Filiale in 1120 Wien. Heute sind es über 30 Filialen in Österreich
- 1987: Die Söhne Walter und Andreas Heindl übernehmen das Geschäft und erweitern die Produktpalette
- 2001: Das Heindl-Schokomuseum eröffnet im 23. Bezirk
- 2006: Heindl übernimmt den Waffel-Spezialisten Pischinger und mit diesem Geschäftslokale in der Innenstadt
- 2020: In der Corona-Zeit entsteht der Heindl-Online-Shop
- 2023: Zum 70-Jahr-Jubiläum bringt Heindl seine ersten Tafelschokoladen in bislang zehn Sorten heraus
Und die Energiekrise und Rohstoff-Knappheit?
Das hat uns genauso gestreift wie alle anderen. Der Zucker ist auf einmal doppelt so teuer geworden, Sirup dreimal so teuer. Die Energiekosten sind explodiert, wir haben im August 2022 104.000 Euro statt wie im Jahr davor 18.000 Euro bezahlt. Aber dadurch, dass wir als Familienunternehmen nie die Gewinne aus der Firma rausgenommen haben, haben wir es aus eigener Kraft geschafft, wobei wir die Unterstützungsleistungen schon auch gebraucht haben. Wir sind mit einem schönen Veilchen davon gekommen.
Haben Sie sich wirtschaftlich wieder erholt?
Das vergangene Wirtschaftsjahr haben wir wieder mit einem Rekordumsatz abgeschlossen. Die Geschäfte haben wieder angezogen, der Tourismus ist wieder da.

Der Bestseller im Hause Heindl: Die Schokomaroni
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Wir wollen das Bestehende und unsere Filialen stärken, vielleicht ein, zwei Geschäfte in Salzburg, Tirol oder Vorarlberg eröffnen. Das ist noch ein Traum von mir.
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