CEOs mit Ablaufdatum

Abteilungsleiter, Abteilungsleiterin, allein, Angestellte, Angestellter, Angst, Anzug, Arbeitnehmer, auf, Büroangestellte, Büroangestellter, Beruf, berufstätig, ängstlich, Betriebsleiter, Betriebsleiterin, bettelt, Boss, Business, eine, Fuß, fürchten, flehen, flehenden, formelle, freigestellt, tritt, Freisteller, Fußtritt, gefährlich, Gefahr, Geschäftsführerin, Geschäftsmann, Größenverhältnis, Hierarchie, hoffnungslos, Hoffnungslosigkeit, Kleidung, Konflikt, kräftig, kraftvoll, kraftvolle, kraftvoller, kraftvolles, lustig, männlich, männliche, männlicher, männliches, Manager, Mann, Proportion, riesiger, Risiko, Schwächen, schwach, schwache, schwacher, schwaches, Stärke, stark, starke, starkes, Streit, streiten, streitet, Studioaufnahme, Symbolbild, Symbolbilder, symbolisch, symbolische, symbolischer, Unternehmensleiter, Unternehmer, verzweifelt, Verzweiflung,
CEOs bleiben immer kürzer – im deutschsprachigen Raum nur noch 6,2 Jahre. Das hat massive Auswirkungen.

Von fünf CEOs trennte sich der Internetriese Yahoo in nur fünf Jahren. Die Fehlbesetzungen kosteten jedes Mal Millionen – alleine Ex-CEO Scott Thompson erhielt 2012 sieben Millionen Dollar Abfertigung – für fünf Monate Arbeit. Noch ein Fehltritt? Undenkbar.

Man holte Nummer sechs: Marissa Mayer. Auf den ersten Blick keine Traumbesetzung. Im Gegenteil: weiblich, sehr jung (damals 36), schwanger. Man scheint zufrieden mit der Wahl zu sein. Heute, ein halbes Jahr nach ihrem Amtsantritt, verdient keine Managerin besser: 36,6 Millionen Dollar für sechs Monate.

Ein CEO muss heute sitzen wie ein Maßanzug. Tut er das nicht, wird er ausgetauscht. Das ist in volatilen Zeiten, mit sich schnell verändernden Rahmenbedingungen und jährlichen gigantischen technologischen Sprüngen, die logische Folge. Situationen ändern sich und die Zyklen werden immer kürzer. Klaus Hölbling, Geschäftsführer und Partner im Wiener Büro von Booz & Company, sagt: „Unternehmen müssen den richtigen CEO für die richtige Situation, in der sie sich befinden, haben“. Die neue „Chief Executive-Studie“ des Strategieberaters zeigt, dass CEOs im globalen Durchschnitt 2012 nur 4,8 Jahre im Amt sind, in den deutschsprachigen Ländern liegt der Wert mit 6,2 Jahren noch höher (2011 waren es noch 7,6 Jahre). In Brasilien, Indien und Russland bleiben Vorstandsvorsitzende überhaupt drei Jahre. „In Schwellenländern dreht sich die Wirtschaft schneller“, erklärt Hölbling.

Auswirkungen

Der CEO hat immer weniger Zeit zur Verfügung, um Veränderungen durchzuführen und Ergebnisse auf den Boden zu bringen. Keine Entwicklung, die langfristige Planung fördert. „CEOs sind ja per Definitionem für die Unternehmensstrategie und ihre Umsetzung zuständig – und das sind in der Regel längerfristige Verantwortlichkeiten. Eine hohe Fluktuation kann da schon Probleme aufwerfen“, sagt WU-Professorin Edeltraud Hanappi-Egger. Vor allem sieht sie Probleme beim Commitment: „Die Bindung von Hochqualifizierten war immer eine wichtige Aufgabe in Unternehmen, weil deren Verlust oft hohe Kosten verursachen.“

Die Managementberaterin Nane Nebel (Interview unten) sieht in der Zahlenorientierung das größte Problem. Der Erfolg von CEOs wird nur am Unternehmenswert, am Aktienkurs gemessen. Amazon-Chef Jeff Bezos etwa wurde vom Magazin Harvard Business Review Anfang 2013 zum zweitbesten CEO (hinter dem bereits verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs) der Welt ernannt. Weil die Zahlen stimmen: Bezos steigerte seit dem Börsegang 1997 den Wert des Unternehmens laut Review um 111 Milliarden Dollar. In Deutschland aber drohen die Angestellten mit Streik. Man fühlt sich schlecht bezahlt.

Zeit für neue CEOs

15 Prozent der CEOs haben vergangenes Jahr weltweit ihren Sessel geräumt. In den deutschsprachigen Ländern ist man zaghafter, hier waren es nur 11,7 Prozent. Die Zahl der geplanten Abgänge nahm hingegen zu. 2006 waren es 46 Prozent, 2012 schon 72 Prozent. 71 Prozent wurden intern rekrutiert. Der Neue ist somit oft Firmeninsider – und gut auf seine Funktion vorbereitet. Auch bei Booz will man eine Professionalisierung der CEO-Rolle erkennen.

Vakante Positionen im oberen Management werden vielfach unter der Hand besetzt. Die Konsequenz für alle, die in eine C-Position wollen lautet damit: Bringen Sie sich ins Gespräch. Nane und Jürgen Nebel erklären in ihrem neuen Buch „Die CEO-Bewerbung“, wie man das am besten macht.

CEOs mit Ablaufdatum
Die CEO Bewerbung

KURIER: Der Untertitel lautet „Karrierebeschleunigung ohne Netzwerke und Headhunter“ – meinen Sie das ernst?

Nane Nebel: Man soll sein Netzwerk nicht ignorieren. Aber: Ein Netzwerk hat nur einen bestimmten Umfang. Wenn Sie nur eine bestimmte Zahl von Menschen ansprechen, haben sie auch nur die Chance auf wenige Angebote. Die Top-Positionen werden intern, über einen Personalberater oder eine Initiativbewerbung vergeben.

Sie raten also, in die Offensive zu gehen und sich zu bewerben?

Auf den Anruf vom Headhunter zu warten, reicht heute nicht mehr. Unsere Klienten, die wir beraten, verschicken rund 600 bis 1000 Briefe.

Wirkt das nicht anbiedernd?

Es kommt darauf an, wie man das macht. Normale Bewerbungsunterlagen passen für diese Positionen nicht mehr.

Wie sieht so eine Bewerbung dann aus?

Wir verschicken nur Kurzdokumente, in denen die Erfolge hervorgehen – mit Zahlen belegt. Wir wollen Appetit machen. Die Briefe gehen direkt an die Eigentümer, Aufsichtsräte, an die Geschäftsleitung.

Wie ist die Rücklaufquote, wenn man bis zu 1000 Bewerbungen verschickt?

Auf 1000 Bewerbungen folgen zehn bis 20 Erstkontakte.

Was macht heute einen CEO gut?

Er muss den extremen wirtschaftlichen Anforderungen gerecht werden und er muss Mitarbeiter einbinden und motivieren können. Der CEO lebt von seinen Mitarbeitern.

Unter den enormen Anforderungen: Verstehen Sie, dass jemand überhaupt noch CEO sein will?

Ich persönlich würde es nicht wollen. Ich war in einer Führungsposition und mein Mann ebenso. Ich bin sehr froh, dass ich heute auf der anderen Seite sitze. Aber ich sehe genug Männer, die kommen und sagen „Ich will das“. Leider vor allem Männer.

Kommentare