Ein Butler berichtet: „In meinem Job existiert man am besten gar nicht“

Ein Butler berichtet: „In meinem Job existiert man am besten gar nicht“
Ehrliche Einblicke in den Arbeitsalltag eines Butlers bekommt man selten. Der KURIER hat mit einem gesprochen. Anonym.

Ein persönliches Treffen ist ausgeschlossen, Fotos oder der richtige Name sowieso. Wer mit einem seriösen Butler in einem aktiven Dienstverhältnis sprechen will, muss völlige Anonymität gewähren. Nichts darf auf seine Identität schließen, nichts auf seine aktuellen wie früheren Engagements. 

„Man existiert am besten gar nicht“, fasst es der Butler zusammen, der mit dem KURIER spricht. Schließlich gibt es in Österreich gerade einmal eine Handvoll seiner Art. Hat man einmal zu viel über den Job oder Arbeitgeber preisgegeben, braucht man sich nirgends mehr zu bewerben.

Herrschaften und Verbündete

Den Arbeitgeber nennt der Butler seine Herrschaft. Und die ist genauso schwer zu finden wie gutes Personal, erzählt er. Nur einmal hat er eine Stelle fluchtartig nach einem Jahr wieder verlassen. Wobei so fluchtartig auch wieder nicht – die Kündigungsfrist dauerte drei Monate, sich krankmelden verbot sein Ehrgefühl. Auch wenn es ihm von Kollegen – Verbündete, nennt er sie – durchaus geraten wurde. 

Momentan ist er sehr zufrieden. Seine Herrschaft ist jünger als er selbst und hat ihn angestellt, um den Alltag „effektiver zu gestalten“. Das förmliche Abendessen ist somit zweitrangig. Wichtiger ist das Gepäck, das allzeit bereit für Geschäftsreisen ist. 

Die persönliche Bibel des Butlers ist sein schwarzes Notizbuch, in dem alle Kontakte gesammelt sind, die man als Butler so braucht. Wenn die Herrschaft sonntags um sechs Uhr Früh eine neue Uhr braucht. Und der Juwelier extra dafür aufsperren soll.

Neumodischer Flaschengeist

Der Butler mag es, „Unmögliches möglich zu machen.“ Auch wenn ihm eine Kristallkugel den Alltag sicher erleichtern würde, scherzt er mit voller Ernsthaftigkeit. „Mann kann die Herrschaft nicht wie ein Kellner fragen, was sie will – dieses Aushorchen würde niemand akzeptieren“, erklärt der Butler.

Man muss also wissen, was gebraucht wird. Die neue Playstation für den Sohn, den frisch servicierten Bentley oder auch die ideale Route für die Wochenendreise, die der Herrschaft soeben in den Sinn gekommen ist. „Man ist ein Flaschengeist und sollte alles so schnell und unkompliziert wie möglich verwirklichen.“ Handy abdrehen und hinter mir die Sintflut gibt es nicht, sagt er klar. „Mich können Sie um drei Uhr Früh genauso erreichen wie zu klassischen Werkzeiten.“ 

Der klassische Butler in einem Haushalt ist der Mann hinter dem Hausherrn. Man führt das Personal, kümmert sich um Bezahlungen und das Service, wenn Gäste da sind, verwaltet das Silber. Das sind klassische Aufgaben, die heute auch noch interessant sind, aber nicht mehr das Wichtigste.

von einem anonymen Butler

Der Butler hat sich damit arrangiert, seine Lebenspartnerinnen nicht immer. Der Job hat ihn viele Beziehungen gekostet. Jetzt will er etwas mehr auf die eigene Freizeit achten und hofft, dass es für eine Familiengründung noch nicht zu spät ist.

Gar nicht so romantisch

„Das Bild des Butlers ist zu romantisiert“, sagt er. Der Butler als der lustige Side-Kick des Hausherrn, der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat. Tatsächlich ist es aber ein Knochenjob, stellt er klar. Ein Job, in dem Nein verboten ist – außer es ist zum Schutz der Herrschaft. 

Von Reichtum und Wohlstand umgeben zu sein, bedeute nicht nur im Glanz zu leben. „Reichtum macht selten glücklich“, erkennt der Butler nach über 20 Jahren in dem Business. „Das macht Sorgen und Verlustängste.“ Er selbst hingegen wäre umso zufriedener mit dem, was er hat. Auch wenn der eigene Verdienst natürlich unter Verschluss bleibt.

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