Bildungskarenz, Mogel-Karenz: Warum eine Reform überfällig ist

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Auszeit, Weltreise, Umorientierung: der Ursprungsgedanke der Bildungskarenz ist schnell abhanden gekommen. Die Reform ist überfällig.
Sandra Baierl

Sandra Baierl

Dass die Bildungskarenz dazu verwendet wird, eine Elternkarenz zu verlängern, ist nur ein Teil der Realität. 

Man kennt die Geschichten der Bildungskarenz – als Auszeit, für die Weltreise, weil der Job keinen Spaß macht und unter dem Mantel der Weiterbildung irgendeine Neuorientierung vorangetrieben wird. Das System ist verlockend und die Bildungskarenz einfach zu kriegen: man ist pensions-, kranken- und unfallversichert, wird vom Unternehmen „zum Zwecke der Weiterbildung“ freigestellt, bekommt rund die Hälfte des Nettobezugs. 

Als Gegenleistung reichen ein paar Uni-ECTS-Punkte oder ein Fremdsprachenkurs im Ausland. 22.000 Menschen waren zuletzt auf Staatskosten in Bildungskarenz. Die Mehrheit verfügt über eine höhere Ausbildung, viele Akademiker, viele Frauen.

Dabei war die Ursprungsidee wie so oft eine gute: nämlich Nichtqualifizierten oder niedrig Qualifizierten eine Ausbildung zu ermöglichen, damit sie auf dem Arbeitsmarkt besser reüssieren. Geringqualifizierte können sich eine Auszeit aber nur selten leisten - weil ihre Nettoersatzrate zu gering wäre, weil sie der Chef nicht gehen lässt. 

In Wahrheit ist die Bildungskarenz zu einem Modell für die ohnehin bestens gebildeten Akademiker geworden. In die Verantwortung nehmen muss man hier auch die Unternehmen: sie bewilligen die Bildungskarenz für ihre Mitarbeiter – nicht selten, um sie vorerst mal loszuwerden.

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