Gratis-Nachhilfe für alle Wiener Pflichtschüler
Schwache Schüler sollen in Wien kostenlose Nachhilfe bekommen. Das kündigte Bürgermeister Michael Häupl im Rahmen der SPÖ-Klubklausur im burgenländischen Rust an. "Nachhilfe ist für viele Familien bis weit in die Mittelschicht hinein nicht mehr finanzierbar", begründete Häupl den Vorstoß. Das Stadtoberhaupt rechnet damit, dass sich eine Wiener Familie im Schnitt knapp 600 Euro an Nachhilfekosten ersparen könnte.
Großer Bedarf
Der Bedarf ist in jedem Fall groß: Im vergangenen Schuljahr haben in Wien 17 Prozent eine bezahlte Nachhilfe bekommen, zeigt eine Studie der Arbeiterkammer. Das Wiener Angebot wird sich aber nur an förderungsbedürftige Schüler richten. "Es geht nicht darum, dass Kinder die einen Zweier haben, Nachhilfe für einen Einser bekommen, nur weil die Eltern sich das wünschen", sagt Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch. Und: "Das Angebot gilt nur für den Pflichtschulbereich, also nicht etwa für die Oberstufe im Gymnasium."
400 neue Lehrer sollen also ab Herbst auf die 397 Pflichtschulen aufgeteilt werden. Das bedeutet, dass jede Schule im Schnitt einen Lehrer oder 22 Stunden pro Woche Unterstützung erhält. Die benötigten Lehrer seien bereits vorhanden, da es bei Volksschulen bereits einen Überhang gebe, sagt Oxonitsch. Auch können vorhandene Lehrer zusätzliche Stunden übernehmen.
Am einfachsten ist die Aktion in Ganztagsschulen umzusetzen, wo der Nachhilfe-Unterricht am Nachmittag angeboten werden kann. "Bei Halbtagsschulen bleiben die Kinder einfach in der Schule", sagt Oxonitsch. Bei den AHS-Schulen soll vor allem mit den Volkshochschulen kooperiert werden.
Insgesamt wird die Förderaktion 18 bis 20 Millionen Euro pro Jahr kosten. Wie lange Wien die Förderungsaktion finanziert, ist offen.
"Wir haben lange auf Bundesebene mit dem Koalitionspartner über eine Bildungsreform gestritten. Wir starten jetzt die Aktion, hoffen aber , dass die dringende Bildungsreform bald kommt", sagt Oxonitsch.
Da wird nicht nur dem Mitbewerb einiges ausgerichtet, auch die eigenen Genossen werden auf die nächsten Ziele eingeschworen. Vordergründig ist das die EU-Wahl, in Folge vor allem die Wien-Wahl. Strapaziert werden klassische rote Themen: Arbeit, Wohnen, Bildung.
Bundeskanzler Werner Faymann lobte die Wiener Arbeitsmarktpolitik: "Verglichen mit anderen Städten in Europa hat Wien eine geringe Arbeitslosigkeit, vor allem eine geringe Jugendarbeitslosigkeit." Anders sei die Situation in Südeuropa, warnte EU-Spitzenkandidat Eugen Freund: "Diesen Menschen muss geholfen werden, sonst verlieren sie den Glauben an unsere Gesellschaft."
Bürgermeister Michael Häupl lobte die Wiener Wohnbaupolitik. Zuletzt auch auf Plakaten, wo man affichierte, dass man sich von der EU nichts drein reden lasse. "Es gibt niemanden sonst, der sich darum kümmert", stellte Häupl in Rust fest. Die Konservativen würden nur die Interessen der Hauseigentümer bedienen, "und die Grünen wollen ihre Bobos." Bei der Bildung setzt man künftig auf die Nachhilfe. In der Hoffnung, dass viele Familien künftig die SPÖ-Familie wählen.
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