IST Austria: Fördermilliarde sorgt für Kritik

IST Austria: Fördermilliarde sorgt für Kritik
Akademischer Streit um das IST Austria: Ist die geplante Fördermilliarde für die Elite-Uni unfair oder gerechtfertigt?

Sonnenschein über der früheren Landesnervenheilanstalt Gugging? Eigentlich sollte die Stimmung im dort ansässigen Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) glänzend sein. Dann die 2009 eröffnete „Elite-Universität“, laut damaliger Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) „Leuchtturm der Forschung und Wissenschaft“, bekam diese Woche die Zusage über Fördermittel in der Höhe von 1,4 Milliarden Euro.

Aber: Die Aktion rief scharfe Kritik hervor. Und zwar aus den höchsten akademischen Kreisen: die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), der Chef der Rektorenkonferenz, die Innsbrucker Forscherelite. Eine politisch motivierte Ungleichbehandlung, lautet der Hauptvorwurf.

Einen KURIER-Besuch in Gugging wollte man diese Woche nicht ermöglichen – „zu viel Wirbel“, hieß es aus der Pressestelle. IST-Austria-Präsident Thomas Henzinger ließ schriftlich wissen: „Mit dieser langfristigen Zusage kann das IST Austria bis 2026 auf 90 bis 100 Professoren ausgebaut werden. Diese Größenordnung wird es erlauben, im internationalen Wettbewerb der Spitzenwissenschaft erfolgreich zu bestehen.“ Auch Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle nimmt das junge Institut in Schutz: „Jeder, der vom Förderkuchen etwas will, schaut nun mit Argusaugen, wer welches Stück bekommt. Die Sorge, dass andere jetzt zu kurz kommen, ist unberechtigt. Wir haben neben dem IST Austria auch in anderen Bereichen die Finanzierung erhöht.“ Kurz vor dem KURIER-Termin empfing er eine Delegation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Das Thema: Geld.

Akademischer Neid?

IST Austria: Fördermilliarde sorgt für Kritik

„Ja, darum geht es im Endeffekt“, bestätigt ÖAW-Präsident Helmut Denk. Den Vorwurf, dem IST Austria die Förderung „neidig“ zu sein, verbittet er sich. Aber: „Das IST Austria bekommt das Geld aufgrund eines Versprechens. Und zwar dem, in Zukunft exzellente Forschung zu leisten. Wir bekommen Geld aufgrund von exzellenter Leistung, die wir bereits jetzt erbringen.“ Hintergrund: Dem ÖAW wurde ein Sparkurs verordnet. Nachdem es von 2000 bis 2009 beinahe zu einer Verdoppelung des Budgets auf 93 Millionen Euro kam, wurde nach einem Rechnungshofbericht ein Reformprozess eingeleitet. Kritik an der IST-Milliarde kommt auch von der Österreichischen Rektorenkonferenz. Präsident Heinrich Schmidinger: „Ich verstehe die Argumentation nicht, dass nur das IST Austria so einen langen Zeitraum – bis 2026 – für die Planungssicherheit braucht.“ Denn: „Das würden auch die Unis brauchen. Unsere Leistungsvereinbarungen gelten aber nur für drei Jahre. Da wird mit zweierlei Maß gemessen.“

Darüber, dass das sich das IST Austria in Gugging gut entwickelt hat, und einem Land wie Österreich eine derartige Einrichtung nur dient, sind sich Minister Töchterle, sowie Denk und Schmidinger übrigens einig.

IST Austria: 1,4 Milliarden Euro für das Elite-Projekt

Das Konzept einer „University of Excellence“ erdachte Experimentalphysiker Anton Zeilinger. 2006 wurde das Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) gegründet. Dass es in Gugging, und nicht in Wien steht, sorgte von Anfang an für Kritik. 2009 wurde das IST Austria, das sich der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung und der Postgraduiertenausbildung widmet, eröffnet. Im Vordergrund steht Exzellenz: Es werden nur jene Forschungsgebiete bearbeitet, in denen man eine weltweit führende Rolle einnehmen kann. 2011 folgte die erste Evaluierung. Das Zeugnis fiel positiv aus. Von Bund und Land Niederösterreich wurden dem Institut für 2017 bis 2026 Förderungen von 1,4 Milliarden Euro zugesagt. Eine Milliarde gibt es fix, ein Drittel als Option bei erfolgreicher Drittmitteleinwerbung und exzellentem Forschungsoutput.

ÖAW: Die traditionsreiche Akademie muss sparen

Gegründet 1847 gilt die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) als eine führende Trägerin außeruniversitärer Forschung in Österreich. Finanziert werden die rund 1100 Mitarbeiter durch staatliche Mittel und Stiftungen. Die ÖAW betreut neben einer bedeutenden wissenschaftlichen Bibliothek einem eigenen wissenschaftlichen Verlag sowie Forschungseinrichtungen in ganz Österreich. Darunter so renommierte wie das Institut für Hochenergiephysik (HEPHY) und das Institut für Molekulare Biotechnologie GmbH (IMBA). Präsident der ÖAW ist Helmut Denk. Nach einem Rechnungshofbericht steht das ÖAW seit 2009 unter Sparzwang. In der IST Austria Förderung sieht man eine völlig ungerechtfertigte Bevorzugung, die einer gesamtheitlichen Stärkung von Wissenschaft und Forschung zuwiderläuft.

Kommentare