Baumpfleger: Job mit Grünblick

Gefährlicher Job: Ab zwölf Metern ist die Chance, einen Absturz zu überleben, relativ gering.
Seil, Gurt, Baum und Säge – Emmanuel Holz’ Job klingt nach Abenteuerspielplatz.

Emmanuel Holz wollte noch nicht Wurzeln schlagen, mal weg aus Deutschland, in einem anderen Land arbeiten. Der Baumpfleger hat es gut, denn seinen Job kann er fast weltweit ausüben. In Europa ausgebildet genießt er hohes Ansehen. Holz entschied sich für Österreich. Seit 2006 klettert er auf Bäume, schneidet sie, damit sie keine Gefahr darstellen.

1 Sie klettern auf meterhohe Bäume und arbeiten mit Seilen und Sägen. Ein Kindheitstraum?

Nein. Ich bin zum ersten Mal beim Jobben während meines Studiums der Anglistik und Geschichte auf den Beruf gestoßen. Gurt und Seil und Baum – mir war gleich klar, dass ich das beruflich machen möchte. Ich habe mein Studium abgebrochen – habe es ohnehin nicht mit viel Eifer betrieben – und mit der Ausbildung begonnen.

2 Ist der Job gefährlich?

Vor ein paar Jahren war er unter den Top Drei der gefährlichsten Berufe. Die häufigste Unfallursache ist, dass die Sicherung bricht: Wir lassen das Seil über den höchstmöglichen Punkt in der Baumkrone laufen, um einen großen Arbeitsradius zu haben.

3 Ihr höchster Baum?

45 Meter. Ab zwölf Metern ist die Chance, einen Absturz zu überleben, relativ gering.

4 Schreckt Sie das nicht ab? Nein. Es ist eine Frage des Materials: Man muss wissen, wie man es wartet, man muss wissen, für welchen Baum man welchen Anker nimmt.

5 Was muss man für den Job können?

Man darf jedenfalls keine Höhenangst haben, braucht Selbstvertrauen. Ich schätze mal, auch eine gewisse Abenteuerlust gehört dazu. Man muss eine Grundausbildung in einem grünen Beruf haben und eine Fachausbildung machen. Inzwischen gibt es die Ausbildung zum Tree Worker oder Tree Technician auch auf europäischer Ebene.

6 Wie viel verdienen Baumpfleger?

Sehr unterschiedlich. Je nach Ausbildung, Erfahrung und Referenzen. In Österreich kann man netto zwischen 1400 und 2000 bis 3000 Euro verdienen.

7 Was ist das Beste am Baumpfleger-Dasein?

Das Klettern selber. Ich mag Bäume sehr gerne. Das ist eine schöne Sache.

8 Was sind die großen Herausforderungen?

Gerade die Herausforderungen machen den Job interessant, etwa einen Baum direkt über einem Gebäude zu fällen. Die Routine-Geschichten, zum Beispiel Totholz aus 20 zehn Meter hohen Bäumen zu schneiden, sind relativ uninteressant.

9 Wie lange kann man das machen?

Man kann das relativ lange machen – solange man fit ist. Ich habe mal einen 62-jährigen Kletterer kennengelernt. Das ist aber eher die Ausnahme. Unser ältester ist 50.

10 Wie viele Menschen arbeiten an einem Baum?

Das variiert, oft zu viert: Zwei Kletterer, ein Häckslerfahrer, ein Helfer. Wir haben fixe Kletterpartner, so ist es logistisch einfacher und macht mehr Spaß.

11Welchen Bezug haben Sie zur Natur?

Ich bin ein ausgemachtes Großstadtkind, bin in Berlin geboren, in Stuttgart aufgewachsen. Aber es hat sich im Zuge des Berufs ein wenig geändert.

12 Was würden Sie machen, wenn Sie ein Jahr lang nicht arbeiten müssten?

Ich würde mich als Baumpfleger selbstständig machen.

13 Klettern Sie auch im Winter auf Bäume?

Nur bei Schnee und Regen gehen wir nicht hoch, weil dann der Baum zu rutschig ist.

Emmanuel Holz In Berlin geboren, in Stuttgart aufgewachsen, ist Emmanuel Holz ein typisches Stadtkind. Er studierte Anglistik und Geschichte. Jobbte während des Studiums bei einer Gartenbaufirma. Er brach das Studium ab und startete seine Ausbildung. Heute ist er Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung und Leiter der Abteilung Baumpflege bei Grünbau Jakel.

Ausbildung Die Baumpflege als organisierten Beruf gibt es in Österreich erst seit zirka 15 Jahren, in den USA aber schon seit den 1950er-Jahren und in England noch länger.

Bäume in Österreich 3, 5 Milliarden Bäume stehen in Österreichs Wäldern. Ende der 70er-Jahre hat die Welternährungsorganisation FAO als Reaktion auf die globale Waldvernichtung den 21. März zum „Internationalen Tag des Waldes“ ausgerufen.

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