Auf ein Date mit Forscherinnen
Sabrin Lajner hat ihre Diplomarbeit so gut wie fertig, die angehende Pharmazeutin zieht es in die Wissenschaft. "Die Apotheke ist familienfreundlich, aber so lange keine Kinder anstehen, möchte ich gern in die Forschung", sagt die 28-Jährige.
"Unbedingt", ermuntert sie Sonja Hammerschmid, Molekularbiologin und Rektorin der Veterinär-Medizinischen Universität, die ihr am Tisch gegenübersitzt. Die Pharmafirma Boehringer habe einen guten Forschungsstandort in Wien. Hammerschmid rät der Studentin auch, sich Biotech-Firmen anzuschauen, und: "Keine Bewerbungen schicken, sondern persönlich hingehen. Frechheit siegt, das zeugt von Eigeninitiative." Ob die Veterinärmedizin auch Optionen in der Pharmaforschung habe, fragt Lajner. "Immer", sagt Hammerschmid, "wir haben den Pharmabereich massiv ausgebaut, schreiben demnächst eine PhD-Stelle aus – also bewerben."
Hammerschmid und Lajner haben sich nicht zufällig getroffen. Die Wiener Wirtschaftsstadträtin und SPÖ-Frauen-Chefin Renate Brauner hat zum wissenschaftlichen Speed-Dating ins Frauenzentrum ega geladen. Mit dem Format wollte die Vizebürgermeisterin Schülerinnen und Studentinnen die Möglichkeit geben, mit renommierten Wissenschaftlerinnen zu sprechen, denn: "Podiumsdiskussionen, auf denen wir mehr Frauen in der Wissenschaft und in Führungspositionen fordern", würden langsam langweilen.
Neun Wissenschaftlerinnen wollen den etwa 15 jungen Frauen mit Forschungs-Ambitionen weiterhelfen. An reihum aufgestellten Tischchen sitzen unter anderen Karin Gutiérrez-Lobos, Vizerektorin der MedUni Wien, Sozialanthropologin Barbara Götsch der ÖAW und Renée Schroeder, Mikrobiologin und Genetikerin am Vienna Biocenter der Uni Wien. Die Teilnehmerinnen nehmen im Zehn-Minuten-Takt bei der Forscherin ihrer Wahl Platz.
Mut durch Vorbild
Die 18-jährige Ines Erker erhofft sich genau das vom Speed-Dating: "Ich will mich erkundigen, wie man in diese Positionen kommt und als Frau in Männerdomänen Fuß fasst." Was sie studieren will, weiß sie noch nicht: "Ich interessiere mich für Kultur- oder Politikwissenschaften, Sprachen, aber auch Naturwissenschaften." Bei Sozialanthropologin Barbara Götsch hat sie sich Tipps geholt: "Sie hat betont, dass man sich in den Geistes- oder Kulturwissenschaften von der Idee vom fixen Arbeitsplatz und geregelten Gehalt verabschieden sollte. Man muss Abstriche machen." Die Maturantin will sich nun Zeit lassen, um ein Studium zu finden, das sie ausreichend begeistert: "Nur dann nimmt man die Nachteile in Kauf."
Gut informiert fühlt sich auch Sabrin Lajner. Sie überlegt jetzt, wo ihr Forschungsweg hingeht.
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