Arbeitsmarkt: Wo er sich erholt und wo es Aufholbedarf gibt

Symbolbild.
Die Arbeitslosigkeit in Österreich geht weiter zurück. Doch nach wie vor bereiten einige Bereiche Probleme. Ein Experte erklärt, welche.

„Der Ausblick ist gut, die Entwicklung erfreulich – aber das muss man relativieren“, beginnt Wifo-Ökonom Rainer Eppel das Gespräch, als der KURIER bei ihm für eine Interpretation der aktuellen Arbeitsmarktdaten anruft. Der Ausblick sei gut, weil die Beschäftigung bereits im Jahresdurchschnitt 2021 ihr Vorkrisenniveau übertroffen habe. „Sie ist mit Ende Jänner 2022 nicht nur geringer als im Vorjahr, sondern auch im Vergleich zu Jänner 2020 – und das ist viel entscheidender“, führt Eppel aus.

Konkret: Per Ende Jänner 2022 waren 386.902 Personen arbeitslos gemeldet oder in AMS-Schulungen, vor einem Jahr waren es mit 528.679 Personen noch deutlich mehr. Der Aufwind sei auf das starke Wirtschaftswachstum zurückzuführen, die hohe Zahl offener Stellen zeuge von einer hohen Dynamik auf dem Arbeitsmarkt, erklärt Eppel.

Mehr Resilienz

„Der vergangene Lockdown im November 2021 hat der Wirtschaft kaum geschadet. Wir gehen davon aus, dass Konsumenten und Betriebe gelernt haben, damit umzugehen. Firmen hielten ihre Mitarbeiter oder meldeten sie für Kurzarbeit an, da die Personalsuche im Nachhinein oft schwierig wird.“

Die Wirtschaft erwies sich 2021 als resistent: Trotz der Lockdowns wurde ein Wachstum von rund vier Prozent verzeichnet. Für 2022 erwarten Ökonomen bis zu fünf Prozent – sofern es keine Einschränkungen mehr gibt. Einige pandemiebedingt stark nachgefragte Bereiche, darunter das Gesundheits- , Sozial- und Bauwesen, konnten von der Entwicklung profitieren und liegen in der Beschäftigung deutlich über dem Vorkrisenniveau.

Aber...

Aber: „In der Gastronomie und Hotellerie, sowie im Bereich der persönlichen Dienstleistungen gibt es noch Aufholbedarf.“ Spuren der Pandemie würden sich auch in der Langzeitarbeitslosigkeit zeigen. „Mit 146.000 Menschen im Jänner 2022 sind immer noch mehr langzeitbeschäftigungslos, als vor der Krise.

Im Jänner 2020 waren 127.000 Menschen betroffen.“ Seit 2008, dem Jahr vor der Finanzkrise, sei die Zahl damit erheblich gestiegen. „Damals waren 58.000 Menschen langzeitbeschäftigungslos.“ Um wieder mehr Menschen in Jobs zu bringen, gab es während Corona mehrere arbeitsmarktpolitische Maßnahmen.

Neben der Kurzarbeit, die das Schlimmste verhindern sollte, kam die sogenannte Corona-Joboffensive dazu, sowie das Programm „Sprungbrett“, bei dem die Eingliederungsbeihilfen ausgeweitet wurden. Die Stadt Wien verkündete erst vor Kurzem den Ausbau des Programms „Jobs PLUS Ausbildung“, um gezielt arbeitssuchende Arbeitnehmer, die über 50 Jahre alt sind, in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Konkrete Aussagen, wie viele Menschen dieses Bündel an Maßnahmen zurück in die Arbeitswelt gebracht hat, könne man noch nicht treffen, so Eppel. „Grundsätzlich erhöhen solche Programme aber die Job-Chancen von Arbeitslosen.“

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