Arbeitsmarkt: So schaut's aus

Arbeitsmarkt: So schaut's aus
Die großen Themen der nächsten Monate: Technikermangel, höhere Anforderungen und atypische Beschäftigung.

Die Wirtschaft hat sich erholt - und mit ihr der Arbeitsmarkt. Auch wenn die nächste Krise schon heraufbeschworen wird, sagen Experten für 2011 ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent voraus. Ein Blick auf den heimischen Arbeitsmarkt:

Aktuelle Stimmung Die Österreicher sind wieder optimistisch: 62 Prozent glauben laut Eurobarometer, dass die Krise und ihre negativen Folgen auf den Arbeitsmarkt jetzt vorbei sind.

Arbeitslosigkeit und Beschäftigung Die Zahl der Vollzeitstellen nähert sich mit 2,612 Millionen für 2011 jener vor der Krise im Jahr 2008 (2,655 Mio.) an. "Ein Zeichen für die rasche Erholung", sagt Helmut Mahringer vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Die Arbeitslosenquote sinkt stetig. Im Juli betrug sie nach EU-Berechnung exakt vier Prozent - somit hat Österreich die niedrigste Quote aller EU-Länder. Allerdings: "Wir liegen sowohl bei der Zahl der Beschäftigten als auch bei jener der Arbeitslosen höher als vor der Krise im Jahr 2008", so Mahringer. 70.000 Menschen sind langzeitarbeitslos. 8,7 Prozent der Jugendlichen in Österreich haben keinen Job - der EU-Durchschnitt liegt bei 21 Prozent.

Fachkräfte gesucht Jedes dritte Unternehmen hat Probleme, Fachkräfte zu finden, jedes fünfte macht deswegen weniger Umsatz. In Österreich werden laut Talent Shortage Survey 2011 von Manpower vor allem Techniker, Facharbeiter und Verkäufer gesucht. "Der Technikermangel wird uns mittelfristig am meisten wehtun", meint Manpower-Chef Erich Pichorner. Beim Facharbeitermangel könnten die Unternehmen noch mit Lehrlingsausbildung gegensteuern. Bei den Technikern sei es schwieriger: Sie müsse man über die Ostöffnung aktiv anwerben "oder die Studentenfluten in die richtige Richtung lenken". Strukturelle Engpässe gebe es laut Mahringer außerdem in der Metall- und Elektrobranche sowie im Gesundheits- und Pflegebereich. Die Sparte Handwerk und Gewerbe erwartet bis September 20.000 neue Arbeitsplätze.

Mehr Zeitarbeiter Die Leiharbeiter haben in der Krise besonders gelitten. Heute gibt es mit etwa 80.000 deutlich mehr als vor der Krise (2008: 68.000). Die Unternehmen würden sie vermehrt in die Kernbelegschaft übernehmen, sagt Pichorner: "Seit Jahresanfang gab es allein bei Manpower 800 bis 1000 Übernahmen." In den nächsten Wochen dürfte dieser Trend mit der steigenden Angst vor einem "Double-Dip" wieder abnehmen.

Anforderungen steigen "Die Nachfrage der Betriebe nach besser ausgebildeten Arbeitskräften steigt", sagt Mahringer. Auch bei den Arbeitsinhalten gebe es Veränderungen: "Kundenkontakt hat in vielen Tätigkeiten eine größere Priorität als früher." Mit zunehmender Internationalisierung würden auch Mobilität und sprachliche Fähigkeiten gefordert.

Atypische Beschäftigung nimmt zu 350.000 Berufstätige - zehn Prozent - sind armutsgefährdet. Frauen trifft die Armutsfalle besonders: Jede zweite Frau mit einem Job arbeitet nur in Teilzeit.

Demografische Entwicklung
Um das Beschäftigungswachstum künftig zu gewährleisten, müssten drei Gruppen verstärkt in den Arbeitsmarkt integriert werden, sagt Mahringer: Frauen und Zuwanderer und ältere Arbeitnehmer. Die Mehrheit der Bevölkerung wird im Jahr 2020 älter als 50 Jahre alt sein. "Awareness-Programme und Anreize sind sinnvoll, um diese Gruppe auf dem Arbeitsmarkt zu halten." Das wird eine der größten Herausforderungen sein.

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