Sorokin, Bankman-Fried und Co.: Warum wir auch in Zukunft in ihre Falle tappen

Ihre Herangehensweisen waren unterschiedlich, doch die Visionen der drei jungen, weltberühmten Blender groß. So groß, dass kaum jemand auf die Idee kam, sie zu hinterfragen. Stattdessen wollte man sich damit brüsten, mit Anna Sorokin schon befreundet gewesen zu sein, bevor die angebliche deutsche Erbin einen historischen Gebäudekomplex auf der Park Avenue (mit erschlichenem Kredit) kaufte und dort einen exklusiven Club eröffnete (was nie passierte).
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Man wollte das Potenzial in Sam Bankman-Frieds Kryptobörse gesehen haben, obwohl der Gründer gerade einmal 30 Jahre alt war und ein absolutes Chaos in seinem Rechnungswesen herrschte, erkennt später der Insolvenzverwalter. Und man wollte mit einem Investment in Adam Neumanns Start-up Wework für Büroflächen nicht nur die Arbeitswelt revolutionieren, sondern ganz nebenbei 150 Millionen Waisen eine neue Familie – die Wework-Familie – schenken.
Nur nicht der Blöde sein
Es ist die Fear Of Missing Out (FOMO), also die Angst, etwas zu verpassen, die hochgradigen Blendern in die Karten spielt, schreibt die Frankfurter Allgemeine. Lieber würde man einmal zu sehr an jemanden glauben als einmal zu wenig. Und bloß nicht riskieren, bei der nächsten Cocktailparty als einziger Skeptiker blöd dazustehen.
Nur so kann man sich erklären, warum Adam Neumann, der sich, anders als Bankman-Fried und Sorokin, nicht vor Gericht verantworten musste, für seine neue Start-up-Idee schon wieder 350 Millionen Dollar lukrierte. Und das, obwohl schon die erste niemals schwarze Zahlen schrieb und soeben in die Total-Pleite schlitterte. Und warum Anna Sorokin eine Haftstrafe abbüßte, ihr erschwindeltes Geld in sechsstelliger Höhe wohl niemals zurückzahlen wird und trotzdem kürzlich auf der New Yorker Fashionweek mit einer eigenen PR-Agentur für Mode reüssierte.
Das Comeback des einstigen Halbgottes am Kryptohimmel Bankman-Fried steht noch in den Sternen. Denn ihm drohen für das Veruntreuen von rund neun Milliarden Dollar bis zu 110 Jahre Gefängnis. Wer bis dahin wissen möchte, wie es diese drei Blender geschafft haben, die Massen zu begeistern, kann sich jedenfalls ein Bild machen. In TV-Serien (Inventing Anna und WeCrashed) sowie bei der New York Times, wo man Bankman-Fried einen eigenen Channel widmet.
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