Alis Ansichten: „Lasst uns wieder dumme Fragen stellen“

Alis Ansichten: „Lasst uns wieder dumme Fragen stellen“
Gastkommentar von whatchado-Co-Founder, Trendforscher und EU-Jugendbotschafter Ali Mahlodji

Es ist erstaunlich, wie schnell und frühzeitig wir die angeborene Lernlust gegen die Härte „der echten Welt“ eintauschen, indem wir das wichtigste Gut der schöpferischen Kraft unterdrücken: unsere Naivität.

Stellen wir uns vor, wir hätten im Kindergarten schon gewusst, wie kompliziert die Welt eines Tages sein wird: wir hätten wahrscheinlich schon damals mit unseren Freunden zu streiken begonnen und gesagt, wir wollen nicht in dieses unfreiwillige System des 40-Stunden Arbeitens bis zur Pension und davor in die Schule.

Wohl eher hätten wir uns dafür entschieden, die Welt genauso weiter zu entdecken, wie sich diese am natürlichsten für uns erschlossen hätte: getrieben durch unsere Neugierde und unserer Freude am Entdecken.

Neulich erzählte mir der CEO eines Handels- konzerns mit Sitz in Salzburg, dass er sich so sehr wünschte, dass seine Führungsriege endlich das Wissen der Vergangenheit entlernt und mal wieder „dumme“ Fragen stellt.

Er betonte das Wort extra, um klar zu machen, dass es wieder darum geht, Dinge zu hinterfragen – das Inhaltliche war ihm egal, es ging ihm um ein Mindset der Neugierde, in der man keine Angst hat, Fehler zu machen. Gleichzeitig sagte er mir, er gehe davon aus, dass das ein Wunschdenken bleiben wird, da seine Führungskräfte zu viele Jahre gelernt hätten, planbare Fragen zu stellen.

Und genau da trifft das Problem auf den Lösungspfad der Zukunft: haben wir früher die Naivität in die Schublade der Narren gesteckt, müssen wir sie jetzt wieder entstauben, um diese Tugend unserer Kindheit wieder zu erlernen. Zukunft zu gestalten bedeutet, sich auf das Ungewisse einzulassen, zu vertrauen und zu hoffen, dass der unbekannte Pfad schon der Richtige sein wird.

Sich in Zeiten des Wandels voller Zuversicht bewusst zu sein, was wir nicht wissen, ist ein Zeichen der Mutigen, die das alte Wissen hinter sich lassen. Und so werden die einzig Sehenden wohl die leidenschaftlich Naiven sein.

-Ali Mahlodji

Kontakt: karriere@kurier.at

Ali Mahlodji schreibt ab sofort regelmäßig für den KURIER: "Alis Ansichten" lesen Sie jeden Samstag im JOB Business.

 

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