50plus lernt noch lange nicht aus

50plus lernt noch lange nicht aus
Interne Weiterbildung hört bei älteren Mitarbeitern oft auf. Ein Fehler. Sie könnten so ihr Know-how besser vermitteln.

Ich will mein praktisches Wissen an meine jüngeren Kollegen weitergeben." Und davon hat Klaus Strunz, Prüfingenieur bei der TÜV Austria, nach 40 Jahren Arbeitserfahrung mehr als genug. In der hauseigenen Akademie hat der heute 63-Jährige vor zwei Jahren einen Kurs zu Präsentation und Vortragstätigkeit absolviert. Der Bedarf ist gegeben: "Im technischen Sektor gibt es ja nicht so viele technische Experten", sagt er. Darauf vorbereitet hat er sich in der Freizeit: "Man muss ja auch selbst Engagement zeigen. Das ist aber ok, die Firma greift dafür ja auch in die Tasche."

Bewusstsein fehlt

Dass Weiterbildung auch für ältere Mitarbeiter wichtig ist – eben damit sie ihr Wissen weitergeben können – ist bei den österreichischen Unternehmen noch nicht ausreichend angekommen. Während jeder dritte Betrieb seinen Ausbildungsschwerpunkt auf Lehrlinge setzt, sind es bei den älteren Mitarbeitern nur 17 Prozent. Das hat eine Befragung von 500 Unternehmen im vergangenen April der MAKAM market research ergeben, die im Auftrag der "Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung" (PbEb) durchgeführt wurde.

"Bei einem Lehrling ist es offensichtlich, dass er eine Qualifizierung nötig hat, bei einem älteren Mitarbeiter ist das nicht so", sagte PbEb-Sprecher Hannes Knett bei der Präsentation der Studie am Montag in Wien. Auch sei es schwieriger, die passenden Kurse für diese Zielgruppe bereitzustellen. Einzelne Maßnahmen für ältere Mitarbeiter bieten laut Studie zwar immerhin acht von zehn Unternehmen an. Diese Zahl ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, wird hier doch allgemeine Weiterbildung für alle Mitarbeiter miteinbezogen. Über ein Viertel der befragten Personalchefs und Geschäftsführer würde älteren Mitarbeitern eine Schulung anbieten, wenn sie bereit sind, eine neue Aufgabe zu übernehmen. Strunz sieht nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Mitarbeiter gefordert: "Wir Älteren müssen das Angebot auch annehmen, damit wir unser Wissen an die Jungen bestmöglich weitergeben können."

Dass ältere Mitarbeiter Bildungsmuffel sind, ist laut Studie ein Mythos: Die befragten Personalverantwortlichen schätzen die Weiterbildungsfreudigkeit der älteren Generation recht positiv ein. 55 Prozent meinen, dass die älteren Beschäftigten eine hohe Bereitschaft zur Weiterbildung hätten. 58 Prozent gehen davon aus, dass mehr Bildungsangebote für diese Zielgruppe auch ihre Beschäftigungsquote erhöhen würde. Und immerhin ein Fünftel der Unternehmen hat die Notwendigkeit der Bewusstseinsbildung erkannt und setzt bei sich selbst an: Führungskräfte werden dort für mehr Sensibilität im Umgang mit der Generation 50plus geschult.

Auch Soft Skills zählen

Ein gängiges Vorurteil erhärtet sich auch in der Umfrage: 44 Prozent der Personalisten und Geschäftsführer gaben an, dass für ältere Mitarbeiter Fachseminare viel wichtiger seien als die Vermittlung sozialer Kompetenzen. Ein Irrtum, sagt Hannes Knett: "Nach meiner Einschätzung ist das ein Trugschluss. Wenn es um Know-how-Transfer oder um Tandemlernen geht, wo Ältere den Jüngeren etwas beibringen, braucht man sehr wohl Soft Skills." Für 37 Prozent sind der fachliche und soziale Bereich gleich wichtig.

Noch hat Klaus Strunz keine Zeit, sein fachliches und soziales Können an die jungen Kollegen weiterzugeben – denn noch steht er voll im Berufsleben. Umso mehr freut er sich auf die Pension: "Dann ist das eine gute Herausforderung."

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