Kampf um die Macht über die Casinos Austria spitzt sich zu

Bis nächste Woche soll eine Lösung für die Casinos stehen
Der tschechische Großaktionär will die Casinos konsolidieren, die Regierung aber will das Sagen haben.

Wenige Tage vor der Hauptversammlung der teilstaatlichen Casinos Austria sind alle Beteiligten hochgradig nervös. Die Verhandlungen zwischen den Eigentümern laufen auf Hochtouren. Noch ist nicht klar, wie eine Einigung zwischen dem größten Aktionär, der tschechischen Sazka-Group (38 Prozent), und der Staatsholding ÖBIB (33 Prozent) bzw. Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) aussehen könnte.

Das Problem: Die Tschechen wollen ihre Beteiligung an der Casinos-Gruppe (Casag) konsolidieren, was ihre Bilanz auffetten würde. Dafür bräuchte der Gaming-Konzern der Milliardäre Komárek und Ŝmejc die Kontrolle über die Casag. Auf Eigentümerebene, im Aufsichtsrat und im Vorstand.

Auf Aktionärsebene könnte die Beherrschung gegeben sein, durch eine Stimmrechtsvereinbarung mit dem 17-Prozent-Aktionär Novomatic. Im Aufsichtsrat aber hat die ÖBIB mit dem Betriebsrat noch die Mehrheit. Und zwei der drei Vorstände sind der Republik zuzurechnen.

In Regierungkreisen wird vermutet, Sazka wolle die Casinos deswegen konsolidieren, um sich leichter zu refinanzieren. Das Unternehmen ist schnell gewachsen und hat etliche Zukäufe auf Pump finanziert. 2017 sind Finanzverbindlichkeiten von rund 1,6 Milliarden Euro ausgewiesen.

Der diskutierte Gang an die Londoner Börse wurde wie berichtet abgesagt. Stattdessen will Sazka eine Anleihe auf fünf oder sieben Jahre über 500 Millionen Euro auflegen, die Roadshows starten demnächst. Laut Infos aus dem Kapitalmarkt wollen die Tschechen jene teuren Kredite ersetzen, die sie teilweise auch bei heimischen Banken aufgenommen hatten und mit denen auch der Kauf der Casag-Anteile finanziert wurde.

Skeptiker befürchten für den schlimmsten Fall ein Kika/Leiner-Schicksal für die Casinos – die Finanzlasten des Mutterkonzerns könnten auf die Tochter durchschlagen. Kapitalmarktexperten sehen dieses Risiko allerdings nicht, Sazka habe gute Assets und sei wesentlich geringer verschuldet als vergleichbare Gaming-Konzerne. Das Unternehmen selbst will in dieser heißen Phase keinen Kommentar abgeben.

Bei den Casinos hat man sich freilich etwas gewundert, dass Sazka einen sogenannten Comfort Letter einforderte, eine Bestätigung des Wirtschaftsprüfers über die Solidität der Casag. Der Casag-Vorstand soll diesem Wunsch nicht nachgekommen sein.

Während man auch im Finanzministerium schweigt, formuliert der ÖVP-Parlamentarier Andreas Ottenschläger, Mitglied des Wirtschaftsausschusses und mit eingebunden in die ÖBIB-Debatten, die österreichischen Forderungen: „Keine Kontrolle und keine beherrschende Stellung durch einen nicht-österreichischen Miteigentümer bei diesem für die Republik so wichtigen Unternehmen.“ Der Vorstand dürfe nicht vergrößert werden und an der Spitze des Aufsichtsrates müsse weiterhin ein Vertreter Österreichs bleiben. andrea.hodoschek

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