Jugend-Jobs: Österreich als Vorbild für EU
Das Bild war äußerst ungewohnt: EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso einmal nicht am glatten Politik-Parkett, sondern an der Werkbank. Für ganze 25 Minuten suchte Barroso, seit acht Jahren Chef der EU-Kommission, den Kontakt zu Lehrlingen. Im Lehrbetrieb "Jugend am Werk" Wien-Brigittenau ließ er sich, begleitet von Bundeskanzler Werner Faymann und Sozialminister Rudolf Hundstorfer, den Arbeitsalltag erklären. In diesem Projekt erhalten Jugendliche eine Ausbildung, die am freien Arbeitsmarkt keine Lehrstelle fanden.
Wieder zurück auf Regierungsboden, streute Barroso im Bundeskanzleramt Komplimente: Nach einem Arbeitsgespräch mit Bundeskanzler Faymann betonte er den Vorbildcharakter Österreichs: "Österreich ist ein Modell innerhalb der Europäischen Union im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit."
Kein Wunder: Laut jüngster EU-Statistik hat Österreich (8,9 Prozent) hinter Deutschland die zweitniedrigste Arbeitslosenquote unter 25 Jahren, der EU-Schnitt lag im Jänner bei 22,4 Prozent, in Spanien und Griechenland fast bei 50 Prozent.
Daher wurde auf dem EU-Gipfel in der Vorwoche beschlossen, Österreich als "Best-Practice"-Modell für andere EU-Staaten heranzuziehen. Wie der EU-Kommissionspräsident auf einer Pressekonferenz erklärte, dienen die österreichischen Projekte der Jugendausbildung, vor allem die "duale Ausbildung" (parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule), als Vorbild für EU-Staaten mit hoher Arbeitslosigkeit.
In den acht EU-Ländern, die am meisten von Jugendarbeitslosigkeit betroffen sind, werden nun EU-Aktionsteams eingesetzt, die dort solche Projekte nach österreichischem Vorbild umsetzen. Dafür, so Barroso gegenüber dem KURIER, wird auch Geld aus dem EU-Sozialfonds umgeleitet. Angepeilt werde auch eine Jugend-Garantie in der EU für Arbeit bzw. Ausbildung.
Finanz-Steuer
Allerdings sind der EU-Kommission bei diesem Thema Schranken gesetzt: Wie Barroso bestätigte, fällt der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in die Kompetenz der Mitgliedsstaaten.
Was die in der Vorwoche definierten Ziele für EU-Wachstum betrifft, so betonte Bundeskanzler Faymann erneut, wie wichtig es sei, für dieses Ziel auch "Beiträge aus dem Finanzsektor einzuheben, der ja auch Hilfe bekommen hat".
Und Barroso appellierte sogar auf Deutsch: "Es gibt keine Insel der Glückseligen. Ohne ein geeintes Europa schafft es kein Land, aus der Krise zu kommen. Ohne die EU herrscht das Recht des Stärkeren."
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