Josef Zotter: "Können nicht ewig Geld drucken"

Josef Zotter: "Können nicht ewig Geld drucken"
Der Schokoladenmacher stellt gemeinsam mit Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann und Robert Rogner die Sinnfrage.

In den Chor jener, die über einen coronabedingten Geschäftseinbruch jammern, kann Josef Zotter nicht einstimmen. „Wir werden gestürmt“, sagt der Chocolatier aus Bergl in der Steiermark, der mit seinem Schoko-Museum und seinem Essbaren Tiergarten zum beliebten Ausflugsziel in der Region geworden ist. „Wir haben jeden Tag 1.500 bis 1.600 Besucher, früher waren es bis zu 2.000, dann haben wir coronabedingt die Besucherzahlen limitieren müssen.“ Das Interessante daran: Die Gesamtumsätze sind nicht gesunken, weil die Besucher jetzt pro Kopf um durchschnittlich ein Drittel mehr im Shop ausgeben.

Er könne also entspannt sein, auch weil er heute zu 100 Prozent eigenkapitalfinanziert ist, also von Krediten und Banken unabhängig. Dass die Politik in der Krise versprochen hat, Unternehmern zu helfen, „koste es, was es wolle“, sei anfangs eine gute Beruhigungspille gewesen, letztlich sei es aber „das völlig falsche Signal“, findet er. „Das ist ja so, als würde ich mich wie ein Super-Prolo in einen offenen Jaguar setzen und das Geld mit beiden Händen beim Fenster rauswerfen. Wir können ja nicht ewig Geld drucken und verteilen. Das muss doch jedem einleuchten.“

Warum eigentlich, Josef Zotter

Zeit zum Umdenken

Aus seiner Sicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um von der Wachstumsdoktrin abzurücken. „Wir müssen jetzt ein ökologisches, nachhaltiges Wirtschaftssystem propagieren“, sagt Zotter, der am Freitag gemeinsam mit Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann und Robert Rogner (bekannt für das Rogner Bad Blumau) ein entsprechendes Buch präsentiert hat (edition a, 20 Euro). „Im Grunde geht es darin um das, was wir die ganze Zeit schon tun“, erläutert er. „Um sinnstiftende Arbeit und die Produktion von Qualität.“

Warum eigentlich, Robert Rogner

Der anhaltende Hype um die Start-up-Szene sei ihm längst suspekt, schließlich gehe es nur darum, Unternehmen mit viel Marketingeinsatz hochzuziehen, um sie möglichst schnell und teuer wieder zu verkaufen. Wer das schaffe, gelte als erfolgreich. „Wir müssen den Gründern wieder erzählen, dass man auch anders erfolgreich sein. Indem man tut, was für einen Sinn macht und sich im Laufe der Jahre Eigenkapital und eine gesunde Basis aufbaut.“ Zotter weiß, wovon er spricht. Hat er doch in seinem „alten Leben“ als Konditor selbst hohe Kredite für die Expansion aufgenommen und letztlich Konkurs anmelden müssen.

Der Unternehmer ist übrigens einer 35-Stunden-Woche gegenüber aufgeschlossen. „Anders kommen wir ohnehin nicht aus der aktuellen Krise“, meint er. „Die Menschen kaufen weniger, es muss also weniger produziert werden, und es gibt auch weniger Arbeit zu verteilen.“ Auch an der Idee für ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle hält er fest. Kürzlich wurde dazu ein nicht-staatliches Pilotprojekt in Deutschland gestartet, bei dem Testpersonen für drei Jahre 1.200 Euro monatlich bekommen. „Zu viel“, meint Zotter. Ihm schweben 600 Euro vor, alles andere sei nicht finanzierbar.

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