Jetalliance will Neustart

Die Bedarfsflugunternehmens-Gruppe Jetalliance muss restrukturieren.
Sanierungsverfahren. Niederösterreichische Bedarfsflugfirma erhält zweite Chance, Gläubiger vier Millionen Euro

Die angeschlagene Bedarfsflugfirma Jetalliance Flugbetriebs GmbH kann ihre Flieger wieder auf die Startbahn rollen. Die Gläubiger, die ursprünglich 32,35 Millionen Euro forderten, haben den Sanierungsplan (21-Prozent-Quote) angenommen. Die Kottingbrunner Jetfirma muss innerhalb von zwei Jahren rund vier Millionen Euro an die Gläubiger ausschütten, davon in Kürze eine Teilrate von knapp einer Million Euro. Diesen Betrag hat man auf der hohen Kante. Doch um die Gesamtquote bedienen zu können, sollen Gesellschafterzuschüsse nötig sein.

„Es ist eine Hoffnungssanierung, weil wir nicht wissen, ob die Sanierung am Ende tatsächlich klappt“, sagt KSV1870-Insolvenzexperte Alexander Klikovits. Auch Gerhard Weinhofer von der Creditreform teilt diese Ansicht. Bei einer Liquidation wäre nur ein Bruchteil – drei bis fünf Prozent – für die Gläubiger herauszuholen gewesen. Jetalliance hat mittlerweile massiv abgespeckt. Das Personal wurde auf 42 Mitarbeiter und die Zahl der Flugzeuge auf zehn halbiert. Zum Teil stehen Flugzeuge auch zum Verkauf.

Fliegender Optimist

„Wir leben und starten neu durch“, sagt Jetalliance-Boss Lukas Lichtner-Hoyer zum KURIER. „Wir bearbeiten seit drei Jahren in Afrika einen neuen Markt, wo wir erfolgreich sind.“ Generell hat sich aber die Businessjet-Sparte seit der Wirtschaftskrise kaum erholt.

Auslöser der Insolvenz war eine Abgabenprüfung der Finanz und der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse. Sie endete vorerst mit Mega-Nachforderungen: 2,08 Millionen Euro bei der Krankenkasse und 4,82 Millionen Euro bei der Finanz. Grund: Das angeheuerte Leasingpersonal in den Cockpits wurde Jetalliance zugerechnet. Der Bescheid der Finanz wurde beeinsprucht; mit der Krankenkasse steht man auf Kriegsfuß. „Wir haben bis heute keinen Bescheid der Gebietskrankenkasse und können nicht einmal Berufung einlegen“, sagt der Chefpilot. Lichtner-Hoyer geht davon aus, den Fall vor dem Verwaltungsgericht zu gewinnen, aber er klagt, dass dieses Verfahren bis zu zehn Jahre dauern kann. In diesem Zusammenhang wirft er dem Staat „Unternehmerfeindlichkeit“ vor.

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