Jeder fünfte Bauer sperrt bis 2030 zu

Jeder fünfte Bauer sperrt bis 2030 zu
Höhere Anforderungen an die Produktion können nicht von allen erfüllt werden. Viele Konsumenten kaufen nach wie vor das billigste Produkt.

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe sinkt jedes Jahr um rund zwei Prozent. Bis 2030 wird es daher in Österreich um 20 Prozent weniger Betriebe geben als heute, rechnet Johannes Mayr von der Keyquest Marktforschung vor. Der Strukturwandel hin zu größeren Einheiten setzt sich fort. Laut Keyquest Marktforschung sind 15 Prozent der bäuerlichen Betriebe auf Wachstum eingestellt. Sie sehen im Strukturwandel eine Chance. Wenn der Gewinn pro Hektar nur gering ist, bedeuten mehr Hektar auch mehr Gewinn. Diese Betriebe wollen expandieren.

Wesentliche Gründe für den Strukturwandel sind die geänderte Erwartungshaltung und die Professionalisierung der Landwirtschaft.

Konsumentenwünsche

„Die Konsumenten gehen davon aus, dass die Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln gegeben ist“, betonte Mayr beim Dialog der Industriegruppe Pflanzenschutz. Nun gehe es den Konsumenten vor allem um die Frage: „Wie werden die Lebensmittel produziert? Wie werde ich satt?“

Laut Keyquest-Umfrage wünschen sich 88 Prozent der Konsumenten, dass die landwirtschaftlichen Betriebe mehr fürs Tierwohl tun. Die Umsetzung wird dafür sorgen, dass viele Betriebe die höheren Anforderungen nicht erfüllen können. Dazu kommt, dass viele Konsumenten nicht bereit sind für die höheren Stadards auch mehr zu bezahlen.

Ein Beispiel dafür ist die Umsetzung der Bio-Richtlinie der Europäischen Union. Bisher war es wegen Ausnahmeregelungen möglich, auch dann Bio-Produkte zu verkaufen, wenn die Tiere keinen Auslauf auf der Weide haben. Das wird in Zukunft nicht mehr möglich sein. Die EU-Kommission besteht auf einer europaweit einheitlichen Umsetzung der Richtlinie. Betroffen sind 18.000 Betriebe.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil dieser Betriebe wird die verschärften Bedingungen nicht erfüllen können und nicht mehr Bio produzieren. Konventionelle Betriebe erhalten allerdings deutlich weniger Förderungen als Bio-Betriebe. Die großen Lebensmitteleinzelhändler habe reagiert. Sie verlangen von Lieferanten unabhängig von der EU-Biorichtlinie für Bio-Produkte Weidehaltung.

Dazu kommt die konsequente Professionalisierung der landwirtschaftlichen Produktion. Der Einsatz von Drohnen in Kombination mit Satellitenaufnahmen stellt neue Herausforderungen an die Bauern. Smart Farming lautet der Trend. Die Daten werden am Laptop ausgewertet. Da werden nicht alle mithalten können. Je größer der Betrieb, desto eher rentieren sich derartige Investitionen in die Technik.

Eine weiteres Problem für die Bauern sind laut Lorenz Mayr von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich „die Bilder aus Übersee“. Es werde so getan, als seien die durchaus kritikwürdigen Methoden bei der Nahrungsmittelproduktion in Ländern wie Brasilien auch in Österreich üblich. Die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO hat ausgerechnet, dass 14,5 Prozent aller weltweiten Treibhausgasemissionen aus der Haltung und Verarbeitung von Tieren stammen. In Österreich ist der Anteil der CO2-Emissionen der gesamten Landwirtschaft 2018 von 9,3 Prozent auf 8,1 Prozent gesunken.

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