Jean-Marie Le Pen setzt auf Enkelin oder Urenkelin
Der Vater von Marine Le Pen, Jean-Marie Le Pen, hielt seine Tochter schon vor dem Wahlergebnis nicht für geeignet für das französische Präsidentenamt. Sie habe Charakter, aber nötig seien auch andere Qualitäten, sagte er der britischen Zeitung "The Sunday Times". Bessere Chancen auf eine künftige Präsidentschaft räumt er seiner Enkeltochter Marion Marechal-Le Pen oder deren Tochter Olympe (2) ein.
Das Interview mit dem 88-Jährigen erschien am Sonntag in der Zeitung, wurde also schon vor der Präsidentenwahl gemacht.
Rauswurf wegen antisemitischer Ausfälle
Marine Le Pen hatte Anfang 2011 die Führung der Front National von ihrem Vater übernommen. 2015 hatte sie ihren Vater wegen seiner antisemitischen Ausfälle aus der Partei geworfen. Der frühere Präsidentschaftskandidat hatte mehrfach behauptet, die Gaskammern der Nazis seien bloß ein "Detail der Geschichte" gewesen - eine Aussage, für die er mehrfach verurteilt wurde.
Er habe keinen Kontakt mehr zu ihr, seit sie 2015 ein Parteiausschluss-Verfahren gegen ihn durchgeführt hatte. Seine Äußerungen zum Holocaust hält Jean-Marie Le Pen dabei für einen Vorwand: Es handle sich bei dem Streit mit seiner Tochter um ein "ödipales Drama", bei dem Marine einen Vatermord begangen habe.
Trotzdem habe er seine Tochter bei der Stichwahl am Sonntag unterstützt. "Ich habe unmissverständlich dazu aufgerufen, für Marine Le Pen zu stimmen", sagte er. Doch er sei nicht sehr enttäuscht, wenn sie verlöre. Man habe von seiner Erfahrung profitieren können. "Aber man hat mich überhaupt nicht gefragt", klagte Le Pen.
Auch 2012 in der Stichwahl gescheitert
Der Rechtsradikale Jean-Marie Le Pen war im Mai 2002 in der Stichwahl gegen Präsident Jacques Chirac deutlich unterlegen und erhielt damals nur knapp 17,8 Prozent der Stimmen.
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