Jagerhofer: "Am liebsten sitze ich am Traktor"

Jagerhofer: "Am liebsten sitze ich am Traktor"
Die Serie zu Wirtschaft, Krise und alternativen Sichtweisen – mit Gästen, die nicht jeden Tag auf Wirtschaftsseiten zu Wort kommen.

Hannes Jagerhofer hat sich mit dem Beachvolleyball-Turnier in Klagenfurt einen Namen als Eventveranstalter gemacht. Privat sitzt der 50-Jährige lieber auf seinem Traktor als bei Society-Events. Er plant, Bio-Bauer zu werden und sucht nach einer geeigneten Landwirtschaft. In Grund und Boden will der Kärntner auch investieren, weil er fürchtet, dass Europa bald die Rettungsschirme ausgehen.

KURIER: Geht es heuer im Urlaub wieder nach Griechenland? Vielleicht aus Solidarität zu den Hellenen?

Hannes Jagerhofer: Nicht aus Solidarität, sondern weil es auf Paros einen g’scheiten Wind zum Kitesurfen gibt. Und weil ich das Essen und die Leute mag.

Sie haben vor einem Jahr die Buchungsplattform checkfelix um kolportierte zehn Millionen Euro verkauft. Wie legen Sie eigentlich Ihr Geld an?

Ich stecke es vor allem in neue Projekte, wie jetzt in die YPD Challenge (Anm.: Plattform, bei der sich Jugendliche um Top-Praktika bewerben können). Ich habe nie Aktien gekauft, setze lieber auf Grund und Boden. Seit knapp einem Jahr suche ich nach einer Landwirtschaft in Kärnten. Aber das ist derzeit gar nicht so einfach, weil die Leute jetzt weniger verkaufen. Viele investieren jetzt in Grund und Boden.

Wollen Sie jetzt etwa Landwirt werden?

Ja, ich kann mir gut vorstellen, in zehn Jahren eine eigene autarke Landwirtschaft zu bestellen. Ich hab die letzten drei Jahre einen Hof auf der Simonhöhe (Kärnten) hergerichtet, auf dem ich theoretisch schon autark leben könnte. Mit Fischteich und eigener Stromgewinnung. Am liebsten sitze ich am Traktor.

Als Vollblut-Geschäftsmann wollen Sie dann nur noch sich selbst versorgen?

Mit einem g’scheiten Marketingkonzept könnt ich mir auch eine Bio-Produktion mit angeschlossenem Verkauf vorstellen. Ich bin ja ein Bio-Freak. Aber hier sprechen wir von einem Zeithorizont von fünf Jahren. Jetzt geht es einmal darum, mit YPD international durchzustarten. Wenn es gut geht, wollen wir in drei Jahren in den USA startklar sein.

In den USA waren Sie ja schon mit Ihrem Helikopter­shuttle-Service tätig. Ist es wirklich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten?

Von wegen! In manchen Bereichen ist es ein Wahnsinn. Wenn man ein Jobinserat schaltet, bekommt man zig Zuschriften, aber alle anonym, das heißt ohne Alters- und Geschlechtsangabe und freilich ohne Foto. Das macht es nicht gerade leichter. Wenn du einen Kopierer leasen willst, braucht du einen Creditreport, der die Bonität der letzten fünf Jahre aufzeigt, erst dann wirst du als Mensch behandelt. Den hat man aber nicht, wenn man gerade erst eingereist ist. Das sind nur zwei Beispiele ...

Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Karl-Heinz Grasser, der auch bei checkfelix zu 13 Prozent beteiligt war?

Alle heiligen Zeiten, vielleicht zwei Mal im Jahr. Aber ich hab ihn kürzlich am Wörthersee getroffen.

Skandale bei der Telekom, der Hypo, der BUWOG ... Wie korrupt empfinden Sie Österreich?

Da sind jetzt ein paar Leute, die irgendwann abgehoben sind, wieder am Boden der Realität gelandet. Ich glaube aber, dass ein paar Menschen zu Bauernopfern werden und es sich andere immer irgendwie richten können. Im Übrigen halte ich die Konsequenzen für die Gesamtwirtschaft für überzogen.

Inwiefern?

Wir als Veranstalter von Großevents, wie dem Beachvolleyball-Turnier in Klagenfurt, spüren natürlich, dass Firmen wegen den neuen Compliance-Vorschriften ihre Kunden nicht mehr einladen dürfen. Da darf man aber nicht vergessen, dass diese Veranstaltungen ein Treffpunkt waren, auf dem die Geschäftsleute alle auf einmal getroffen und damit Zeit gespart haben.

Ist Österreich jetzt korrupt oder nicht?

Gewisse Dinge sind eingerissen, ja. Und es ist gut, dass das ein Ende hat. Aber schauen Sie mal zum Fundraising der Amerikaner vor den Wahlen. Eine ärgere Anfütterung gibt es ja gar nicht. Wenn ich da ein paar Millionen spende, möchte ich nicht wissen, wie schnell ich in der Folge einen Termin beim Präsidenten bekomme.

Wie viel Vertrauen haben Sie zu den Europa-Politikern? Glauben Sie an eine Zukunft des Euro?

Wenn es um Europa geht, sehe ich das Potenzial eher bei den Firmen als bei den Politikern. Ich fürchte, dass uns irgendwann die Rettungsschirme ausgehen werden, aber nicht heute und morgen. Meine Reaktion darauf: Ich investiere in Grund und Boden. Ich glaub, ich hab in meiner Branche – mit YPD – aber noch Glück. Im internetbasierten Geschäft kann man auch vom kleinen Österreich aus mit relativ wenigen Mitarbeitern Großes aufbauen.

Was raten Sie jungen Leuten?

Der Trend geht dahin, dass alle noch ein Studium, noch einen Master machen. Das halte ich für den falschen Weg. Was zählt, ist Erfahrung und dass man auch bei Gegenwind durchhält.

Zur Person: Hannes Jagerhofer

Studienabbrecher Der Kärntner Eventveranstalter (u. a. Beachvolleyball-Grand- Slams in Klagenfurt) hat sein Medizin-Studium vorzeitig an den Nagel gehängt und sich für das Unternehmertum entschieden.

Unternehmer Neben seiner Eventagentur acts hat der 50-Jährige weitere Firmen gegründet, unter anderem ein Helikoptershuttleservice in den USA und die Flugsuchmaschine checkfelix, die er 2011 an die US-Reisesuchmaschine Kayak verkauft hat. Eines seiner aktuellen Hauptprojekte ist die YPD Challenge, die er 2009 ins Leben gerufen hat. Dabei handelt es sich um eine Art Wettbewerb um Top-Ferialpraktika.

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