Von Uhren und Burgen: So tickt die Familie hinter Jacques Lemans

Ein Bild der Familie Riedl
Mit ihrer Uhrenmarke expandiert Familie Riedl immer weiter. Zuhause in Kärnten wird die familieneigene Burg nach einem Millioneninvestment zu einem Zentrum für Kunst und Kultur.

Die Zeiten, in der eine Uhr am Handgelenk unverzichtbar war, sind dank Smartphones lange vorbei. Trotzdem ist die analoge Armbanduhr nicht ausgestorben.

Der Kärntner Uhrenhersteller Jacques Lemans hat seinen Umsatz in den vergangenen Jahren stetig gesteigert. Das Geschäft lief so gut, dass die Gründerfamilie heute nicht nur ein international aktives Unternehmen, sondern auch eine eigene Burg besitzt. Der KURIER hat mit dem Gründer des Familienunternehmens, Alfred Riedl, und seinen Kindern Andreas und  Michaela gesprochen.

Es seien momentan nicht die einfachsten Zeiten für Uhrenmacher, beklagt Andreas Riedl. Vor allem die steigende Beliebtheit von Smartwatches spüre das Unternehmen. 

"Smartwatches mussten wir großen Technikkonzernen überlassen"

Als diese vor einigen Jahren aufkamen, wollte man bei Jacques Lemans noch auf diesem Markt mitmischen. Mittlerweile hat sich Familie Riedl dagegen entschieden. „Wir haben gemerkt, dass wir dieses Feld den großen Technikkonzernen überlassen müssen, die in dem Bereich das richtige Know-how haben“, so Andreas Riedl. 

Stattdessen konzentriert man sich auf das, was auch bisher gut funktioniert hat: Analoge Armbanduhren. Diese würden bis heute von vielen Menschen gerne getragen werden, vor allem abends oder zu besonderen Anlässen, erzählt Michaela Riedl. 

Eine Dame hält eine Uhr in der Hand und betrachtet sie

Trotz eines eigenen Onlineshops sind Juwelier-Geschäfte bis heute der wichtigste Verkaufskanal des Unternehmens.

Das zeigt sich auch beim Umsatz des Unternehmens: Zwar teilt Jacques Lemans keine konkreten Zahlen mit, aber seit Corona sei das jährliche Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich gelegen. Im Vorjahr konnte das Unternehmen seinen Umsatz sogar um 21 Prozent steigern.

Teile aus Japan werden in China zusammengesetzt

Den Erfolg seiner Uhren führt Riedl auf das Preis-Leistungsverhältnis zurück. Die Uhrenwerke stammen aus Japan und der Schweiz. Zusammengesetzt werden die Teile in China. Verkauft werden die Uhren je nach Modell um 100 bis 500 Euro.

Was hierzulande als Uhren der Mittelklasse gilt, ist in Staaten mit niedrigerem Lebensstandard ein Statussymbol. So etwa in Vietnam. „Dort hat unsere Marke eine Bedeutung wie anderswo eine Rolex“, zeigt sich Riedl Senior stolz. 

Allgemein würde das Unternehmen in den asiatischen und afrikanischen Märkten dank einer wachsenden Mittelschicht das Umsatzwachstum verzeichnen.  

Eine Herausforderung sei weiterhin der chinesische Markt, auf dem Jacques Lemans bereits seit vielen Jahren tätig ist. So sei einerseits die Konkurrenz durch die vielen chinesischen Hersteller groß. Gleichzeitig sei es wegen der Größe des asiatischen Landes schwierig, flächendeckend im Handel vertreten zu sein, beklagt Andreas Riedl.

Expansion in die USA trotz der Zollstreitigkeiten 

Aktuell stehe die Expansion in die USA an. Dort sollen heuer 300 Verkaufsstellen erschlossen werden. Von der US-Zollpolitik lässt sich Familie Riedl nicht abschrecken. 

Im Gegenteil, man wolle diese als Wettbewerbsvorteil nutzen: „Die Uhren anderer Hersteller werden über Nacht um 30 Prozent teurer. Wir können uns gleich von Anfang an im richtigen Preisgefüge positionieren“, kündigt Andreas Riedl an.

Um seine Uhren zu bewerben, setzt Riedl im In- und Ausland gerne auf bekannte Gesichter. So gehörten in der Vergangenheit Hollywood-Stars wie Kevin Costner und Clint Eastwood zu den Testimonials der Marke. Auch der Tiroler Schauspieler Tobias Moretti und die Snowboard-Olympiasiegerin Anna Gasser werben für Jacques Lemans. 

Nicht nur Unternehmer, sondern auch Burgherr

Seit 2011 ist Riedl nicht nur Unternehmer, sondern auch Burgherr, denn damals kaufte er die heruntergekommene Burg Taggenbrunn in Kärnten, um sie zu renovieren, wie er erzählt. 

Die Burg Taggenbrunn in Kärnten mit den Weingarten im Vordergrund

Burg Taggenbrunn ist umgeben von insgesamt 40 Hektar Weingärten. Daneben gibt es heute eine 100 Meter lange Rutsche, ein Hotel und mehrere Museen.

Bis heute hat er 108 Millionen Euro in das Projekt gesteckt. Darin inbegriffen waren der Kaufpreis, das Anlegen der Weingärten, die Renovierungskosten und die Errichtung eines Hotels. Heute ist die Burg nicht nur ein Ausflugsziel, sondern steht für Kunst und Kultur

Und dabei dürfen bekannte Namen nicht fehlen: So hat etwa der Künstler André Heller ein eigenes Museum in der Burg eingerichtet. Seit einigen Jahren finden im hauseigenen Konzertsaal die Festspiele Taggenbrunn statt. Eine Idee des langjährigen Direktors der Wiener Staatsoper, Ioan Holender, wie Alfred Riedl erzählt. 

Eigenes Museum für Jacques Lemans eröffnet

Öffentliche Förderungen hätte es für das Projekt Taggenbrunn keine gegeben. Stattdessen hätte die Uhrenmarke alle Kosten finanziert. Nicht nur deswegen wird Jacques Lemans auch wo immer möglich in das Erlebniskonzept der Burg integriert.

Im vergangenen Jahr wurde anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Jacques Lemans etwa ein eigenes Museum errichtet, in dem Besuchern Uhrenkollektionen und die Höhepunkte der Unternehmensgeschichte präsentiert werden.

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