IWF-Chefin: Wirtschaftswachstum in China "merklich verlangsamt"

Die Rückkehr zum Vorkrisenniveau ist laut IWF in der Ferne
"Mehr als fünf Prozent" als Ziel für 2022 in Diskussion.

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, hat sich besorgt über das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum Chinas gezeigt. "China hat eine wirklich bemerkenswerte Erholung erreicht, aber seine Wachstumsdynamik hat sich merklich verlangsamt", sagte sie bei einem virtuellen Treffen mit Chinas Premier Li Keqiang am Montag. China erwartet wegen anhaltender Corona-Pandemie und hoher Rohstoffpreise im nächsten Jahr ein langsameres Wachstum.

Während der jährlichen Beratungen des Politbüros der Kommunistischen Partei über die Wirtschaftspolitik im kommenden Jahr schlug eine führende staatliche Denkfabrik vor, ein niedrigeres Wachstumsziel von "mehr als fünf Prozent" zu setzen, so Li Xuesong, Wirtschaftsforscher der Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) nach Angaben von Staatsmedien vom Dienstag. Damit gebe es Spielraum: "Es würde allen beteiligten Parteien erlauben, sich darauf zu konzentrieren, Reformen und Innovation zu fördern, um hochqualitatives Wachstum zu erreichen", sagte Li Xuesong. In diesem Jahr strebt China ein Wachstum von "mehr als sechs Prozent" an.

"Langfristig gesunde Entwicklung"

Bei einem Treffen am Montagabend mit Georgieva und Chefs weiterer, großer Wirtschaftsorganisationen gab sich Premier Li Keqiang zuversichtlich, dass die Ziele für dieses Jahr erreicht werden. Der Premier rechnet mit einer "langfristig gesunden Entwicklung". "Die chinesische Wirtschaft ist widerstandsfähig und hat Potenzial", sagte Li Keqiang nach amtlichen Angaben vom Dienstag. "China ist in der Lage, mit kurzfristigen wirtschaftlichen Fluktuationen umzugehen." Die CASS-Wirtschaftsforscher empfehlen ihm für seinen Wirtschaftsplan 2022 auch ein Inflationsziel von erneut rund drei Prozent, ein Haushaltsdefizit von rund drei Prozent und die Schaffung von elf Millionen Jobs in Städten.

Da China ein wichtiger Motor für das globale Wachstum sei, "werden energische Maßnahmen zur Unterstützung eines qualitativ hochwertigen Wachstums nicht nur China, sondern der ganzen Welt helfen", meinte IWF-Chefin Georgieva. Im Oktober hatte der IWF seine Prognosen für das chinesische Wachstum gesenkt und ein Plus von acht Prozent in diesem Jahr und 5,6 Prozent im kommenden Jahr vorausgesagt. Analysten warnen davor, dass China mit schmerzhaften Auswirkungen einer Immobilienkrise, steigender Kohlepreise und Energieengpässe konfrontiert ist. Georgieva rief China und die rivalisierenden USA auf, wieder stärker zusammenzuarbeiten und das multilaterale Handelssystem zu stärken, das ein wichtiger Motor für Wachstum und Beschäftigung sei.

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