Italien und Spanien zurückgestuft
Freitagabend, kurz vor 18.30 Uhr. Die Ratingagentur Fitch schaffte es, die Feierabendstimmung in Italien und Spanien gründlich zu verderben. Die Agentur stufte die Kreditwürdigkeit beider Länder zurück. Der italienischen Regierung schrieb Fitch ein unzureichendes Verhalten in der Krise ins Stammbuch. Es sei zu spät auf die Ausweitung der Schuldenkrise reagiert worden.
Die schlechteren Fitch-Noten für Italien waren erwartet worden. Davor hatten schon die Ratingagenturen S&P und Moody's ihre Italien-Einschätzung gesenkt, sie bewerten die Kreditwürdigkeit des Landes sogar niedriger als jetzt Fitch. Dass jetzt aber auch Spanien wieder in den Abstufungsstrudel gerät, kam überraschend. Der Schreck darüber drückte den Kurs des Euro nach unten und sorgte auch für Verluste an den US-Börsen (die europäischen Aktienmärkte waren schon geschlossen). Die letzte Zurückstufung Spaniens - durch Moody's - liegt immerhin bereits sieben Monate zurück. Fitch hat jetzt die spanische Note um zwei Punkte auf "AA-" gesenkt. Ausblick: negativ. Das bedeutet, das weitere Zurückstufungen folgen könnten.
Bei Banken senken Ratingagenturen mittlerweile fast täglich den Daumen, wenn es um deren Kreditwürdigkeit geht. Jüngstes Beispiel: Moody's stufte die Bonitätsnoten von neun portugiesischen und zwölf britischen Instituten zurück. Zu Großbritannien führte Moody's an, dass die Banken in künftigen Notlagen wohl auf weniger Hilfen der Regierung bauen könnten.
Sorge
Zu den britischen Banken mit schlechterem Zeugnis zählt die Royal Bank of Scotland (RBS). Sofort ging die Angst um, die ohnehin krisengeschüttelte RBS wäre wieder auf Staatshilfe angewiesen. Im Unterschied zu anderen britischen Instituten hat die RBS viel Geld in Staatsanleihen von Euro-Schuldnerländern stecken. Fallen diese teilweise aus, würde das die Bank schwer treffen. Sie mussten 2008 schon einmal vor dem Untergang gerettet werden, 82 Prozent wurden verstaatlicht.
Brechen Banken zusammen, wenn man Griechenland und möglicherweise auch anderen Ländern Schulden erlässt? Diese bange Frage beschäftigt auch die EU-Kommission und die Regierungschefs. Banken-Rettungspläne werden geschmiedet. Grundtenor: Zu allererst sollten die Institute selbst versuchen, zu mehr Eigenkapital zu kommen, um Verluste mit Staatsanleihen auszuhalten. Gelingt dies nicht, könnten die jeweiligen Staaten helfen. Sogar von Zwangsverstaatlichungen war schon die Rede.
Dexia
Dass die Staatsschuldenkrise rasch zur Bankenkrise werden kann, zeigt sich beim französisch-belgischen Bankkonzern Dexia. Er hat südeuropäischen Ländern viel Geld geborgt und scheint die Verluste daraus nicht zu verkraften. Dexia muss nun aufgefangen werden, der Rettungsplan soll am Wochenende stehen.
Die Überlegungen, Griechenland einen Teil seiner Schulden zu erlassen, kratzen an einem Tabu, meint Bank-Austria-Chef Willibald Cernko. "Wenn das Schule macht, dass die Finanzierung der öffentlichen Hand ein Risikothema wird, dann haben wir zweifelsohne das Tor zu einer ganz großen Zeitenwende aufgestoßen", so Cernko. Dann stelle sich die Frage, wer in Zukunft die Staaten finanzieren werde.
Das Misstrauen unter den Banken hat zugenommen. Das bekommen auch heimische Institute zu spüren. Im dritten Quartal ist es für sie etwas schwieriger geworden, sich Geld zu beschaffen, stellt die Nationalbank fest. Das hat dazu geführt, dass Firmenkredit-Konditionen "leicht verschärft" wurden.
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