Italien in der Altersfalle: 3 Mio. weniger Arbeitnehmer in 10 Jahren

Italian Prime Minister Meloni speaks on demographics in Europe at a conference in Rome
Wegen der Alterung der Gesellschaft und einer rückläufigen Geburtenrate

Italien rechnet, dass die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter in den nächsten zehn Jahren um drei Millionen sinken wird. Dies entspricht einem Rückgang von 8,1 Prozent bei der Zahl der Arbeitnehmer.

Das geht aus einer am Samstag veröffentlichten Studie des Handwerkerverbands CGIA hervorgeht. Die Zahl der Italiener im erwerbsfähigen Alter (von 15 bis 64 Jahren), die Anfang 2024 knapp 37,5 Millionen Personen umfasste, soll bis zum Jahr 2034 auf knapp 34,5 Millionen sinken.

Die Gründe für diesen Einbruch sind in der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung zu suchen. Wegen der sinkenden Geburtenrate wächst die Zahl der Arbeitnehmer, die aufgrund des Alters aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Betroffen sei vor allem der Süden des Landes, das auch mit der Auswanderung der jüngeren Bevölkerung konfrontiert ist, ergab die Studie. Die am wenigsten von diesem Phänomen betroffenen Regionen sind die Lombardei mit einem erwarteten Rückgang bei der Zahl der Arbeitnehmer von 3,4 Prozent und Trentino-Südtirol mit einem Minus von 3,1.

Die sinkende Zahl der Bevölkerung unter 30 Jahren und die hohe Zahl der über 65-Jährigen könnte sich in einigen wichtigen Wirtschaftsbereichen negativ auswirken. "Eine Gesellschaft, die überwiegend aus älteren Menschen besteht, hat eine viel geringere Kauflust als die junge Bevölkerung und riskiert einen Rückgang des Immobilien-, Verkehrs-, Mode- und Gastgewerbemarktes", heißt es in der Studie.

Offensive für mehr Geburten

Italiens Premierministerin Giorgia Meloni hat am Freitag die EU zu einer groß angelegten Offensive zur Förderung der Geburten aufgerufen. Die Bekämpfung des starken demografischen Rückgangs in Italien habe "absolute Priorität" für ihre Regierung. "Die demografische Herausforderung und die damit verbundene wirtschaftliche Nachhaltigkeit sind eine der wichtigsten Herausforderungen für uns", sagte Meloni bei der Tagung "Für ein junges Europa. Demografischer Übergang, Umwelt, Zukunft" in Rom. Von der demografischen Entwicklung hänge die Zukunft Italiens als Nation ab.

"Die öffentlichen Ausgaben zur Förderung der Geburtenrate müssen mehr als jede andere als produktive Investition betrachtet werden, weil es sich um eine Investition in die Stabilität unseres Sozialsystems und unserer Zivilisation handelt", erklärte Meloni.

Die Geburtenrate in Italien ist im Jahr 2023 weiter gesunken. 379.000 Geburten wurden im vergangenen Jahr gemeldet, das sind 14.000 weniger als 2022, teilte Italiens Statistikamt ISTAT kürzlich mit. Das entspricht 6,4 Geburten pro 1.000 Einwohnern. Die Zahl der Geburten in Italien ist seit 2008, dem letzten Jahr mit einem Anstieg, um 34,3 Prozent zurückgegangen.

Die durchschnittliche Zahl der Kinder pro Frau sank von 1,24 im Jahr 2022 auf 1,20 im Jahr 2023. Das historische Minimum liegt bei 1,19 Kindern, das 1995 registriert wurde. Experten beklagen einen "demografischen Winter" in Italien, dessen Einwohnerzahl Anfang 2024 auf 58,99 Millionen gesunken ist, was 7.000 Personen weniger als Anfang 2023 entspricht.

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