Italien: Generalstreik gegen Sparpaket
Wer heute in die Stadt muss, ist verloren“, klagt Matteo R., „seit dem frühen Morgen gibt es kilometerlange Staus, alle Einfahrtstraßen sind blockiert.“ Der Bankangestellte, der im Vorort Settebagni lebt, steht in einer Warteschlange vor dem Taxistand am Bahnhof Termini.
Ein 24-stündiger Generalstreik im öffentlichen Verkehr legte am Freitag das Land von Bozen bis Palermo lahm. Schulen, Postämter und öffentliche Einrichtungen blieben ebenfalls geschlossen. Am stärksten vom Chaos betroffen waren die Großstädte Rom, Mailand und Neapel. Im Bahn-, Flug- und Nahverkehr standen alle Räder still. Statt des Namens der Endstation war auf allen Stadtautobussen nur noch in Leuchtschrift „Sciopero“ (Streik) zu lesen. Die Eisenbahner traten bereits am Vorabend in den Ausstand.
Der Zorn der Gewerkschaften richtet sich gegen die rigorosen Sparpläne von Premier Mario Monti. Der Unmut bei der Demonstration auf der Piazza della Repubblica in Rom war enorm: „Montis Politik bestraft Arbeiter, Pensionisten, prekäre Arbeitnehmer. Es müssen alle für die Krise bezahlen – nur nicht jene, die sie durch Spekulationen und Profitgier provoziert haben“, ärgert sich ein Gewerkschaftsvertreter. Monti schmälere durch die starke Besteuerung der Gehälter, aber auch durch Benzin- und Immobiliensteuer die Kaufkraft: „Er schadet dem gesamten Pensionssystem, er privatisiert die öffentlichen Einrichtungen, indem er sich dem Diktat der Europäischen Zentralbank unterwirft“, sagt ein Demonstrant.
Lkw-Streiks
Endlose Autoschlangen bildeten sich in Neapel vor den wenigen offenen Tankstellen. „Es ist absurd, stundenlang zu warten, aber ich muss dringend auftanken, sonst komme ich in den nächsten Tagen nicht zur Arbeit“, sagt ein Neapolitaner.
Süditalien bekam die Folgen des einwöchigen Lkw-Streiks, der am Montag gestartet war, besonders stark zu spüren. Die Fernfahrer stiegen gegen die hohen Benzinpreise auf die Barrikaden. Sie blockierten die Autobahnen und verhinderten die Zufahrt zu den Fährhäfen. In vielen Supermärkten leerten sich die Regale, hunderttausend Tonnen verderblicher Lebensmittel konnten nicht zugestellt werden.
Der Landwirtschaftsverband Coldiretti beklagte einen Schaden für die Agrarbranche von 150 Millionen Euro. In Neapel wurde Obst und Gemüse, das wegen der Blockade nicht ausgeliefert werden konnte, an die Bevölkerung verschenkt. An manchen Orten musste sogar auf das „tägliche Brot“ verzichtet werden. Bäckereien hatten nicht mehr genug Mehl.
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