Ist die Fußball-EM ein Konjunktur-Kick für die Wirtschaft?

Ist die Fußball-EM ein Konjunktur-Kick für die Wirtschaft?
Deutschland steckt in der Rezession und könnte mehr Konsumlaune gut brauchen. Doch die Rechnung geht nicht ganz auf.

Für die schwächelnde deutsche Wirtschaft kommt der Ankick zur EM zur richtigen Zeit. Groß ist die Hoffnung auf ein EM-„Sommermärchen“ wie zur WM 2006, als eine erfolgreiche deutsche Fußball-Elf eine Euphorie entfachte, die auch die Konsumlaune ankurbelte. Doch Ökonomen bremsen die Erwartungen.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sieht durch die heurige Fußball-EM keinen besonderen Impuls für die flaue Konjunktur. Es sei nicht davon auszugehen, dass die Konsumausgaben steigen, sie würden sich lediglich verschieben, heißt es in einer Analyse. Das hätten die Erfahrungen der Weltmeisterschaft 2006 gezeigt. Demnach werden Ausgaben, etwa für ein neues TV-Gerät, an anderer Stelle wieder eingespart. Zudem fließe kein Geld in den Bau neuer Straßen oder sonstiger Infrastruktur. Selbst Stadien wurden nicht neu errichtet.

Nullsummenspiel

Keinen großen Konjunktur-Kick erwartet auch Michael Scherz, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Berlin.

Für den deutschen Tourismus sei es generell eher ein Nullsummenspiel. Während fußballbegeisterte Gäste in die EM-Städte kämen, würden andere, die sonst gekommen wären, den Rummel eher meiden, berichtet Scherz dem KURIER. Einen positiven Effekt auf die Stimmungslage gebe es aber, wenn es Deutschland bis ins Finale schaffe. Das IW spricht von möglicher „emotionaler Rendite“ des Großereignisses.

In Österreich dürften neben der Gastronomie der Lebensmittelhandel, Sportfachgeschäfte und der Elektronikhandel profitieren. „Sportliche Großereignisse wirken sich erfahrungsgemäß gut auf Stimmung und Konsumlaune aus. Das Nationalteam spielt mit, das verstärkt den Impuls noch deutlich“, sagt Margarete Gumprecht, Obfrau der Sparte Handel in der WK Wien. Der Einzelhandel prognostiziert gut 117 Mio. Euro EM-Umsatz. 

140 Euro Ausgabe pro Kopf

Im Schnitt geben die Wienerinnen und Wiener, die die Matches verfolgen, demnach etwa 140 Euro aus. Insbesondere der Lebensmittelhandel, die Sportfachgeschäfte und der Elektronikhandel profitieren vom Sportereignis: Gut vier von zehn Wienern (41 Prozent) kauft speziell zum Fußball-Schauen Lebensmittel, vor allem Snacks & Knabbereien, Getränke und Grillgut. Ein Viertel (26 Prozent) will mit Elektro-Artikeln aufrüsten und jeder Fünfte (19 Prozent) plant Ausgaben im Sport- bzw. Fan-/Modeartikelhandel.

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