Ist Bargeld im Spiel, stinkt der Deal

Betrügereien häufen sich: Diebe schlagen mit dreisten Methoden zu, warnt der Wirtschaftsdelegierte.

In Italien um eine Million Euro geprellt: Was Ex-dayli-Chef Rudolf Haberleitner passiert sein soll, kommt gar nicht so selten vor. „Betrügereien werden zunehmend ein Problem“, sagt Michael Berger, Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Mailand. Er erhalte immer wieder Anfragen, was von Geschäften zu halten sei. Die Fälle klingen bizarr: Sei es, dass ein angeblicher Scheich 15 Klaviere ordern möchte oder ein Investor anbietet, Euro gegen Schweizer Franken im Verhältnis eins zu zwei zu tauschen. An der Autobahn-Raststätte, wohlgemerkt. In allen Fällen werden hohe Geldsummen gefordert, die der Geschäftspartner vorweisen soll – und mit denen sich die Betrüger aus dem Staub machen.

"Bei Bargeldgeschäften sollten die Alarmglocken schrillen. Das riecht seltsam und ist illegal"

„Bei Bargeldgeschäften sollten die Alarmglocken schrillen. Das riecht seltsam und ist illegal“, warnt Berger. Cash-Transaktionen sind in Italien für Beträge über 1000 Euro verboten. Ein besonders dreister Fall drehte sich um Immobilien. Was der Käufer nicht wusste: Er zahlte mit echten Euros, unterschrieb aber gefälschte Verträge. Nicht nur das Geld war weg: Am nächsten Tag war das Messingschild an der Kanzlei verschwunden – das Büro, wo der „Notariatsakt“ stattfand, war ebenfalls fingiert. Italiens Polizei sei sehr kooperativ, lobt Berger. Und sie greift bei Steuerbetrug und organisiertem Verbrechen härter durch denn je. Schließlich entgehen der Finanz dadurch hunderte Milliarden Euro im Jahr.

Nach Österreich vertrieben

Wer sich nicht von seiner Gier zu dubiosen Deals treiben lässt, kann in Italien gute Geschäfte machen. Das Image als Krisenland habe Österreichs zweitwichtigster Handelspartner zu Unrecht, findet Berger. Sorgen, das Land könnte pleitegehen, hat er nicht: „Das private Volksvermögen ist riesig und übersteigt die Staatsschulden um ein Vielfaches. Italien hat nach den USA und Deutschland die drittgrößten Goldreserven.“ Ein Ärgernis ist die ausufernde Bürokratie – „kein Amtsschimmel mehr, sondern ein Vollblutpferd“, so Berger. Wer Geschäfte mit dem Staat macht, wartet 170 Tage auf sein Geld – EU-Rekord!

All das sorgt dafür, dass viele italienische Firmen eine Ansiedelung in Österreich erwägen. Von Jänner bis August gab es 16 Standort-Gründungen und 525 Erstanfragen. Österreichs Exporte nach Italien sind hingegen in der Krise um 20 Prozent gesunken. Im ersten Halbjahr 2013 gingen sie um 8,2 Prozent auf 4,13 Mrd. Euro zurück. Im Plus lagen Spezialstahl, Chemie-Produkte und Lebensmittel. Gebeutelt wird der Sektor Holz: Wegen der Baukrise und rückläufiger Möbelverkäufe setzte es 40 Prozent Minus in zwei Jahren.

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