24 Unternehmen schlittern pro Tag in die Pleite

Verantwortungslos aus Prinzip?
Die Firmeninsolvenzen sind im ersten Quartal 2014 um 2,4 Prozent gestiegen.

Die schwache Konjunktur hat es schon ahnen lassen, jetzt ist die Trendumkehr bei den Insolvenzen tatsächlich eingetreten: Die Unternehmenspleiten haben in den ersten drei Monaten um 2,4 Prozent zugelegt. "Es wurden 1470 Unternehmen insolvent, das sind täglich fast 24 Unternehmen“, erläutert KSV1870-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner die aktuelle Auswertung. "Der bisherige Abwärtstrend scheint beendet zu sein und wir werden wohl heuer wieder mehr, aber möglicherweise kleinere Fälle sehen als im Vorjahr.“

Die Pleiteunternehmen haben bisher rund 440 Millionen Euro Schulden angehäuft und es sind insgesamt rund 6300 Mitarbeiter betroffen. Die größte Insolvenz betrifft die burgenländische Alubaufirma MA.TEC mit 35,3 Millionen Euro Verbindlichkeiten, gefolgt vom Wiener Computerhändler DiTech mit 30 Millionen Euro, dem oberösterreichischen Metallverarbeiter Franz Hutter GmbH (13,8 Millionen Euro) und der Congress Hotel Villach ErrichtungsgmbH mit 13,3 Millionen Euro.

Die Bundesländer im Vergleich

Uneinheitlich ist laut KSV1870 die Entwicklung in den Bundesländern. In den industriell relevanten und großen Bundesländern Niederösterreich, Steiermark, Oberösterreich, und Vorarlberg legten die Insolvenzen zu, aber in Wien, im Burgenland und in Tirol sind sie gesunken. In Niederösterreich sind die Firmeninsolvenzen sogar um 8,3 Prozent auf 247 Fälle gestiegen, in der Steiermark um 7,7 Prozent auf 210 Fälle, in Oberösterreich um 5,8 Prozent auf 183 Fälle. Gar 40 Prozent Anstieg auf 45 Fälle verzeichnet Vorarlberg, offenbar gab es im Ländle einen großen Nachholbedarf.

„Die Steiermark nimmt zum Beispiel mit ihrem Schwerpunkt im metallverarbeitenden Sektor eine Art Vorreiterrolle bei Insolvenzen ein, wenn es um konjunkturelle Einflüsse geht“, weiß Kantner. So ist der Schuldenberg der insolventen steirischen Unternehmen von 77 Millionen Euro auf 84 Millionen Euro geklettert, die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze hat sich um ein Drittel auf 1032 erhöht.

Der KSV1870 rechnet damit, dass sich der negative Insolvenz-Trend in Niederösterreich, Steiermark, Oberösterreich, und Vorarlberg auch auf die anderen Bundesländer überwälzen wird. "Denn Insolvenzen hinken der allgemeinen Konjunktur um sechs bis neun Monate nach und springen nicht selten an, wenn die Konjunktur wieder anzieht", weiß Kantner.

Die meisten Insolvenzen verzeichnet die Bauwirtschaft mit 280 Fällen, gefolgt von der Gastronomie mit 248 Fällen und den Dienstleistern mit 240 Fällen. Spitzenreiter bei den Schulden ist die Maschinen- und Metallbranche mit 85,3 Millionen Euro.

Der Grazer Autohaus Winter GmbH ist in die Insolvenz geschlittert. Der Betrieb, der vier Millionen Euro mit dem Kfz-Verkauf und zwei Millionen Euro mit der Werkstätte umsetzte, hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt.

Laut den Gläubigerschutzverbänden AKV, Creditreform und KSV1870 hat die Firma rund 3,06 Millionen Euro Schulden angehäuft und bietet seinen Gläubigern 20 Prozent Quote an. 16 Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen. Ein Fortbetrieb ist aber geplant. Detail am Rande: Der handelsrechtliche Geschäftsführer des Autohauses Winter ist Ulfried Engelbert Hainzl, der frühere Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark.

Die Hintergründe

Die Insolvenzursachen sind vielfältig. Winter verkaufte Fahrzeuge der Marken Saab, Toyota und Lexus. Ende 2011 ging Saab pleite, der Händlervertrag löste sich folglich in Luft auf. Auch mit der Marke Toyota hatte Winter offenbar über die Jahre so seine Absatz-Probleme. Mitte 2013 sei der Neuwagenhandel deutlich zurückgegangen, die Händlerverträge mit Toyota und Lexus liefen im Oktober 2013 aus. Fortan konnte das Grazer Autohaus seine Neuwagen nur noch bei einem anderen Toyota-Händler beziehen, wodurch aber die Gewinnspanne zurückging. Verkaufte man im Geschäftsjahr 2010/11 noch 200 Neufahrzeuge, so waren es im Jahr 2012/13 nur noch 170.

„Seit Mitte 2013 hatte die Autohaus Winter mit zeitweisen Liquiditätsengpässen zu kämpfen“, heißt es im Insolvenzantrag. „Es wurde aber ein Sanierungskonzept erarbeitet, das neben Einsparungen im Personal- und Sachaufwandbereich auch den Verkauf des Ausstellungsgebäudes Wiener Straße vorsieht.“ Die Personalkosten soll pro Jahr um 280.000 Euro, der Sachaufwand um 45.000 Euro reduziert werden. Dennoch musste die Reißleine gezogen werden.

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten betragen 3,06 Millionen Euro, davon entfallen 1,9 Millionen Euro auf die Landes-Hypo, 483.000 Euro auf das Finanzamt und 245.000 auf Lieferanten. Bei der Gebietskrankenkasse steht das Unternehmen mit 170.000 Euro in der Kreide. Und den Mitarbeitern schuldet man die Löhne und Gehälter (231.000 Euro) für den März.

Das Vermögen

Die Aktiva sollen einen Buchwert von 3,08 Millionen Euro haben, davon entfallen 2,6 Millionen Euro auf zwei Liegenschaften. Diese sind aber in Höhe von bis zu zwei Millionen Euro an die Hausbank verpfändet. Mit 357.000 Euro wird der Wert des Warenlagers inklusive Gebrauchtwagen beziffert.

Die Zukunft

Die finanziellen Mittel für die Erfüllung des Sanierungsplans sollen aus dem Grundstückverkauf erlöst und aus dem Fortbetrieb erwirtschaftet werden. Die Neuwagen der Marke Toyota sollen weiterhin von einem anderen Händler bezogen werden, dazu soll ein Vertrag abgeschlossen worden sein.

Im Bereich Aftersales, sprich Reparatur, Instandsetzung und Ersatzteile, sollen mit Toyota, dem Toyota-Generalvertreter in Österreich und mit der schwedischen Orio AB (Saab) neue Verträge abgeschlossen worden sein. Zugleich sucht man neue Geschäftsfelder im Bereich Finanzierung und Versicherung.

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