Insolvente Northland-Shops sollen fortgeführt werden
Unrentable Standorte, keine Mietreduktion durch die Vermieter, Umsatzeinbußen durch die pandemiebedingten Lockdowns, zusammengebrochene Lieferketten aus Fernost und eine Verzehnfachung der Transportkosten in den vergangenen eineinhalb Jahren – dieser prekäre Cocktail ist die Hauptursache für die Millionenpleite der Northland Outdoor Shop GmbH, der Filialenbetreiberin des Grazer Freizeit-Bekleidungsanbieters Northland.
Zugleich erwies sich die bisherige Unternehmensstrategie, vor allem auf stark frequentierte Standorte u. a. in Einkaufszentren zu setzen und dem Onlinehandel eine unterzuordnete Rolle zukommen zulassen, offenbar als wirtschaftlich ungünstig.
Die Northland Outdoor Shop GmbH hat am Mittwoch am Landesgericht Graz Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Das Verfahren wurde noch am selben Tag eröffnet.
Laut den Gläubigerschutzverbänden Creditreform, AKV und KSV1870 sind 113 Mitarbeiter in 23 Shops betroffen. Den 79 Gläubigern winken bloß 20 Prozent Quote. Das Mutterunternehmen Northland GmbH ist nicht insolvent.
Ankündigung vom Mittwoch
10 Millionen Euro
Die Verbindlichkeiten werden mit 10,16 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 4,5 Millionen Euro auf ein Darlehen der Mutterfirma, 3,93 Millionen Euro auf etwaige Schadenersatzansprüche wegen der Auflösung von Mietverhältnissen, 229.000 Euro auf Lieferanten und rund 1,16 Millionen auf Dienstnehmeransprüche.
1,7 Millionen Aktiva
Die Aktiva werden mit rund 1,728 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 400.000 Euro auf Warenvorräte und 1,166 Millionen Euro auf Bankguthaben.
Das Unternehmen will seine Restrukturierungsmaßnahmen fortsetzen. Schon vor der Covid-Pandemie wurden einzelne Standorte aufgelassen; zuletzt stand die Schließung die Filiale am Wiener Westbahnhof an. Das Unternehmen soll aber fortgeführt und entschuldet werden. Dazu müssen die Waren für die kommende Sommersaison bereitgestellt und die Verkaufsflächen neu strukturiert werden. Die Mutterfirma soll weiterhin die Belieferung übernehmen.
„Im Rahmen des Sanierungsverfahrens sind weitere Filialschließungen nicht ausgeschlossen“, sagt Gerhard Weinhofer vom Creditreform zum KURIER. Das finanzielle Erfordernis für die Sanierungsquote soll aus der vorhandenen Masse und aus den künftigen Umsätzen aufgebracht werden. Die hohe Darlehensforderung der Mutterfirma dürfte als Eigenkapitalersatz und somit als nachrangig eingestuft werden.
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