Inflation in Eurozone steigt leicht, nächste Zinssenkung im September ungewiss
In Österreich war die Inflation im Juli weiter rückläufig und lag mit 2,9 Prozent das erste Mal seit Juli 2021 wieder unter drei Prozent. "Der fallende Trend ist keine Überraschung, das generelle Bild hat sich gegenüber dem Juni nicht geändert. Die Gastropreise steigen weiter deutlich überdurchschnittlich. Sehr viel schwächer ist der Preisanstieg bei Lebensmitteln", sagt WIFO-Experte Josef Baumgartner.
Die Überraschung liegt mehr in den ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten Daten für die Eurozone. Denn anders als in Österreich ist die Teuerung in der Eurozone – gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – von 2,5 auf 2,6 Prozent wieder leicht gestiegen. Auch hier sind die Preise bei den arbeitsintensiven Dienstleistungen mit verantwortlich sowie ein Anstieg der Teuerung in Italien, der den Durchschnitt mit nach oben zieht.
Zwei Aussagen lassen sich daraus ableiten: Der Abstand Österreichs zur Eurozone verringert sich erfreulicherweise und beträgt jetzt - gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI - nur noch 0,3 Prozentpunkte. Finanzminister Magnus Brunner freut das erwartungsgemäß. „Erstmals seit drei Jahren liegt die Inflationsrate unter 3%, der abnehmende Trend hält somit an."
Auch der Unterschied zu Deutschland werde geringer: Beim HVPI ist nur noch ein Unterschied von 0,3 Prozentpunkten zu verzeichnen.
EZB negativ überrascht
Weniger erfreulich ist der Inflationsanstieg in der Eurozone für die EZB in Frankfurt, denn der Euro-Preisanstieg entfernt sich wieder ein Stück weit von ihrem Inflationsziel von zwei Prozent. Dadurch sinkt die Chance auf eine zweite Zinssenkung nach dem ersten Schritt seit 2019 im Juni. Baumgartner: "Die EZB schaut vor allem auf die hartnäckige Kerninflation. Ich rechne für September mit keiner Zinssenkung mehr. Ich glaube eher an Oktober/November." Die Kerninflation, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak herausgerechnet werden, verharrte im Juli auf dem Vormonatsniveau von 2,9 Prozent.
Pessimistisch ist auch Finanzmarktexperte Peter Brezinschek. Er spricht von "enttäuschenden" Inflationszahlen. Die Hoffnung, dass sich die Teuerung bis inklusive August dem Inflationsziel von zwei Prozent nähert, "scheint sich nicht zu erfüllen." Und weiter: "Wenn sich die Monatsänderungen weiter so entwickeln, dann ist ab September, aber spätestens Oktober bis Dezember ein Rückpendeln der HVPI-Raten gegen drei Prozent sehr wahrschenilich. Mit den aktuellen Zinssenkungserwartungen ist das nicht kompatibel."
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