US-Expertin: "Trump wird mehr Wirtschaftskompetenz bescheinigt"

"It's the economy, stupid". Auf Deutsch: "Es ist die Wirtschaft, Dummkopf."
Mit diesem Slogan gewann Bill Clinton 1992 die US-Präsidentschaftswahl gegen Amtsinhaber George Bush sen. Der Demokrat setzte angesichts der damaligen Rezession voll auf die Ankurbelung der Wirtschaft. Bush versprach, dass es mit ihm keine Steuererhöhungen ("read my lips") geben werde. Clinton hatte am Ende klar die Nase vorn.
Der Zustand der Wirtschaft ist in den USA ein traditionell enorm wichtiges Thema und dürfte auch den heurigen Wahlkampf zumindest mit prägen. USA-Expertin Monika Rosen sagt im KURIER-Gespräch: "Zu Recht oder zu Unrecht wird Donald Trump mehr Wirtschaftskompetenz bescheinigt. Er gilt als tougher Unternehmer, er steht für weniger Regulierung und für Steuersenkungen. Von Kamala Harris weiß man zu Wirtschaftsfragen bisher wenig, außer dass sie grüner ist als Biden."
2,8 Prozent im zweiten Quartal
Aktuell zeigt sich die US-Wirtschaft in einem durchaus robusten Zustand, vor allem im Vergleich zu Europa und vor allem Österreich, wo Stagnation herrscht. Im zweiten Quartal lag das US-Wirtschaftswachstum bei 2,8 Prozent (aufs Jahr hochgerechnet) und hat sich damit im Vergleich zum Startquartal glatt verdoppelt. In der Amtszeit von Joe Biden sind 15,7 Millionen Jobs geschaffen worden, die US-Wirtschaft hat immer auch die Weltwirtschaft gestützt.

USA-Expertin Monika Rosen
Und dennoch glaubt Rosen, dass sich Clintons Ausspruch von 1992 auch dieses Mal gegen den Amtsinhaber (bzw. seine Partei) richten könnte. Denn: "Die Löhne sind unter Biden schwächer gestiegen als die Inflation. Die Schecks mit den Corona-Hilfen sind längst ausgegeben und die Zinsen sind noch immer hoch, was die Kreditkosten enorm verteuert hat. Das Feeling der Amerikaner ist, es läuft nicht so berauschend."
Harte Daten gibt es zu diesem Feeling kaum. Die Inflation hat sich eingebremst von 3,3 Prozent im Mai auf 3,0 Prozent im Juni. Nur die Arbeitslosigkeit ist wieder leicht gestiegen - auf mehr als vier Prozent.
Geht es um Jobs und die Verbraucherpreise kommt die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Zinssitzung am Mittwoch ins Spiel. Nahezu alle Experten gehen davon aus, dass die Fed dieses Mal noch nicht die Zinswende einläuten wird, sondern damit noch bis zu ihrer Sitzung am 18. September oder überhaupt bis November oder Dezember zuwarten wird.
"Historisch sind Zinsänderungen knapp vor der Wahl selten und der größte Fehler wäre eine zu frühe Zinssenkung, die die Inflation wieder anheizen würde", gibt Rosen zu bedenken."
Donald Trump hat die Fed bereits aufgefordert, eine Zinswende nicht vor der Wahl im November einzuläuten. Sinkende Zinsen sind immer gut für Aktienkurse, Konjunktur und Stimmung - die Demokraten könnten profitieren.
Fed-Chef Jerome Powell hat aber vor allem die Unabhängigkeit der Notenbank im Auge und hat jüngst bereits betont, dass politische Erwägungen für die Zinspolitik auch im Jahr der US-Präsidentschaftswahl keine Rolle spielen.
Aktien bleiben attraktiv
Rosen: "Alles hängt davon ab, wie sich das zweite Halbjahr entwickelt. Bei einem eindeutigen Wahlergebnis, ohne viel Streit oder gar Unruhen, gibt das Sicherheit für die Wirtschaft und dann ist an den Börsen auch eine Jahresendrallye drin."
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