Die Preise steigen weiter: Inflation bei 4,1 Prozent

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Die Inflationsrate für August 2025 steigt von 3,6 Prozent im Juli weiter an. Teurere Dienstleistungen sind Hauptfaktor.

Zusammenfassung

  • Die Inflationsrate in Österreich stieg im August 2025 laut Schnellschätzung auf 4,1 %.
  • Fast alle Ausgabengruppen trugen zum Anstieg bei, besonders Energie, Dienstleistungen sowie Nahrungsmittel, Tabak und Alkohol.
  • Die Kerninflation lag im August bei 3,8 %, nach 3,4 % im Juli.

Die Inflation ist im August laut Schnellschätzung der Statistik Austria auf 4,1 Prozent gestiegen. "Das ist der höchste Wert seit März 2024. Fast alle Ausgabengruppen trugen zu diesem Anstieg bei", erklärte die fachstatistische Generaldirektorin der Statistik Austria, Manuela Lenk, laut Aussendung. Im Juli lag die Teuerungsrate bei 3,6 Prozent. Dabei verzeichnete der Bereich Energie mit plus 5,9 Prozent einen besonders kräftigen Zuwachs. Zum einen hätten die Treibstoffpreise deutlich weniger preisdämpfend gewirkt als zuletzt, zum anderen seien die Strompreise weiter gestiegen. Im Juli lag die Teuerung bei Energie noch bei 4,2 Prozent.

Dienstleistungen haben größten Einfluss

Den größten Einfluss auf die Inflation hatten im August abermals die Dienstleistungen, die um 4,7 Prozent zulegten. Dahinter folgten Nahrungsmittel, Tabak und Alkohol, deren Preise um 5,0 Prozent stiegen.

Die Kerninflation, bestehend aus Industriegütern und Dienstleistungen, lag im August bei 3,8 Prozent, nach 3,4 Prozent im Juli. Zum Vormonat Juli stieg der Verbraucherpreisindex (VPI) um 0,2 Prozent. Der EU-weit vergleichbare harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Österreich lag im August laut Schnellschätzung ebenfalls bei 4,1 Prozent, im Vergleich zum Vormonat Juli stieg der Index um 0,3 Prozent.

Inflation auch in Euro-Zone gestiegen

Die Inflation in der Euro-Zone ist im August ebenfalls angestiegen und hat die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent übertroffen. Sie liegt nun bei 2,1 Prozent, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Dienstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten eine Rate von 2,0 Prozent erwartet, was dem Niveau der Vormonate Juni und Juli entsprochen hätte.

Rollierende Inflation entscheidend für Herbstlohnrunde

Die Inflation der vergangenen zwölf Monate, also von September 2024 bis August 2025, beträgt 2,8 Prozent. Wobei es sich heute um eine Schnellschätzung handelt, den endgültigen August-Wert veröffentlicht die Statistik Austria am 17. September. Die Höhe der Jahresteuerung, auch als rollierende Inflation bezeichnet, ist für die Herbstlohnrunde von zentraler Bedeutung. Denn einen Abschluss unter der rollierenden Teuerung haben die Gewerkschaften bis dato ausgeschlossen.

Besonders gespannt blickt der Handel auf den VPI. Denn für die mehr als 430.000 Handelsangestellten wurde im Vorjahr ein Zwei-Jahres-Abschluss erzielt. Sie erhielten für heuer 3,3 Prozent mehr Gehalt, 2026 soll es um 0,5 Prozent mehr als die rollierende Inflation geben. Allerdings sinkt die Erhöhung 2026 mit steigender Teuerung und endet bei 2,9 Prozent. Sollte die Jahresinflation über 3 Prozent liegen, dann wollen sich die Sozialpartner doch heuer noch einmal zusammen setzen.

ÖGB: "Rollende Preislawine muss endlich gestoppt werden"

Der hohe Inflationswert für August sorgte für sofortige Reaktionen. "Immer mehr Menschen wissen nicht, wie sie ihre Einkäufe oder Rechnungen noch stemmen sollen. Das ist eine Zumutung", kritisiert ÖGB Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth. Sie nimmt die Regierung in die Pflicht und meint, diese habe bisher zu wenig getan, um die Teuerung in den Griff zu bekommen.

"Wir brauchen keine Alibi-Gipfel, keine Apps und keine Ausreden mehr. Die rollende Preislawine muss endlich gestoppt werden", betont Schuberth. Die Idee des Gewerkschaftsbundes: Eine Anti-Teuerungskommission nach dem Vorbild der Euro-Preiskommission bei der Euro-Umstellung. Diese Kommission soll Preise über eine Preisdatenbank überwachen, Beschwerden aus der Bevölkerung prüfen und wirksame Maßnahmen setzen.

Agenda Austria: Es braucht weniger Staat

Der wirtschaftsliberale Think Tank Agenda Austria sieht das Problem in zu hohen staatlichen Hilfsleistungen. "Damit ist viel Geld ins System geflossen und hat die Nachfrage hochgehalten, während das Angebot knapp war", so Agenda-Austria-Ökonom Hanno Lorenz in einer Stellungnahme. Nach Vorstellung des Instituts sollten Energieanbieter privatisiert und so für mehr Wettbewerb gesorgt werden. "Was die Wirtschaft braucht, ist nicht mehr, sondern weniger Staat", so Lorenz.

Erneuerbaren-Branche: Keine Hürden mehr

Auch die Erneuerbaren-Branche hat gewissermaßen auf die hohen Inflationszahlen reagiert. Sie präsentiert eine neue Strompreisstudie, die zeigen soll, welchen strompreisdämpfenden Effekt Solar-, Wind- und Wasserkraft auf Energiepreise haben. Ohne erneuerbare Energieerzeugung wären die Strompreise in den vergangenen vier Jahren im Schnitt um 6 Prozent höher gewesen, heißt es in einer Presseaussendung der Verbände IG Windkraft, PV Austria und Kleinwasserkraft Österreich.

"Die Studie zeigt Schwarz auf Weiß, dass die wirksamste Methode gegen hohe Stromkosten der konsequente Ausbau der Erneuerbaren ist. Wird dieser erschwert, hilft all das Jammern über hohe Strompreise oder das Verteilen von Subventionen nicht – über neue Belastungen für Erzeuger sollte bei diesen Zahlen nicht zu denken sein", so PV Austria-Geschäftsführerin Vera Immitzer.

"Dieses Szenario – günstigere Haushaltsstrompreise und immenser volkswirtschaftlicher Nutzen – wird von der Bundesregierung derzeit täglich geopfert, weil dem Erneuerbaren-Ausbau mehr und mehr Hürden in den Weg gelegt werden", warnt IG Windkraft-Geschäftsführer Florian Maringer

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