Griechenland zum Schwellenland zurückgestuft

K wie Konvergenzkriterien: Für viele das Grundübel der aktuellen Misere. 1992 führten die EU-Mitgliedsstaaten fiskalische Vorgabewerte ein, um die Eurozone fit für einen gemeinsamen Währungsraum zu machen. Hätte die griechische Regierung nicht die Zahlen gefälscht, hätte das Land gar nie den Euro einführen dürfen. Doch Deutschland und Frankreich schauten großzügig über dieses Vergehen hinweg.
Ein Grund dafür sei, dass der griechische Aktienindex seit 2007 um 83 Prozent abgesackt ist.

Der Indexbetreiber MSCI mit Sitz in New York betrachtet Griechenland zukünftig nicht mehr als Industrie-, sondern als Schwellenland. Es ist das erste Mal, dass ein Land aus einem Index der Industrieländer absteigen musste. Ein Grund dafür ist, dass der griechische Aktienindex seit 2007 um 83 Prozent abgesackt ist.

Das hoch verschuldete und rezessionsgeplagte Land erfüllt dem Indexanbieter zufolge weder bei den Rahmenbedingungen für Kapitalanlagen noch bei den Investment-Umsätzen die Anforderungen. Griechenland habe die Kriterien in Bezug auf Wertpapierleihe und Kreditmöglichkeiten, Short-Selling und Übertragbarkeit verfehlt, teilte MSCI am Dienstag mit. Die Änderung wird zum kommenden November wirksam.

"Es gab schon einen Abzug von Geldern und eine Flucht in ’sichere Häfen’ - die Entscheidung von MSCI dürfte das verschärfen", sagte Peter Sorrentino, Vermögensverwalter bei Huntington Asset Advisors in Cincinnati, in einem Telefoninterview mit Bloomberg News. "Griechenlands Herunterstufung rückt das Land wieder in den Vordergrund und zeigt, dass die Krise in Europa noch lange nicht vorüber ist."

Aufstieg erst 2001

Im Juni 2012 stellte MSCI den Hellenen das erste Mal die Rute ins Fenster. "Der griechische Aktienmarkt hat einen starken Rückgang durchgemacht, was natürlich mit der wirtschaftlichen Situation Griechenlands zusammenhängt. Der Markt ist deutlich geschrumpft", sagte Manager Dimitris Melas von MSCI damals. Die griechischen Behörden seien nicht empfänglich gewesen für wiederholte Beschwerden internationaler Investoren, die unter anderem das Verbot außerbörslicher Geschäfte bemängelt hatten, hieß es in der Mitteilung von MSCI.

Die Kriterien von MSCI für die Zugehörigkeit eines Landes zu einem Index umfassen unter anderem den Zugang der Investoren zum Markt, Volumen, Liquidität wie auch die wirtschaftliche Verfassung eines Landes. Erst 2001 hatte Griechenland den Aufstieg in die Riege der Industriestaaten geschafft.

Bucher: Schwarzer Tag für Berufsbeschöniger

"Ein schwarzer Tag für die Berufsbeschöniger der EU und ein vernichtender Beweis für den Misserfolg der bisherigen Rettungspakete für Griechenland" kommentiert BZÖ-Chef Josef Bucher die am Dienstag erfolgte Herabstufung via Aussendung. "Ein Schwellenland ist ein Staat, der traditionell noch zu den Entwicklungsländern gezählt wird, aber nicht mehr deren typische Merkmale aufweist", zitiert Bucher Wikipedia. "Ein Mitgliedsland der EU wird zu den Entwicklungsländern gezählt und das obwohl Milliarden aus europäischen Steuertöpfen nach Athen geflossen sind. Was braucht es denn noch, um das Scheitern der EU zu dokumentieren?", so Bucher.

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