In diktatorischen Ländern stößt das Wachstum an eine "gläserne Grenze"

In diktatorischen Ländern stößt das Wachstum an eine "gläserne Grenze"
"Transition Report 2013": Wirtschaftsreformen gehen Hand in Hand mit demokratischer Öffnung.

Gibt es Wohlstand nur mit Demokratie? Diese kontroversielle These stellt die Osteuropa-Entwicklungsbank (EBRD) auf. In autokratisch regierten Ländern stoße die Wirtschaft an eine "gläserne Grenze", sagte EBRD-Ökonom Jeromin Zettelmeyer bei der Präsentation des "Transition Report 2013" in Wien. Dieser zeigt: Wirtschaftsreformen gehen Hand in Hand mit demokratischer Öffnung.

Durch China sieht Zettelmeyer die These nicht widerlegt: Der Exportgigant sei rasch gewachsen, aber weit von westlichem Wohlstand entfernt. Ausnahmen seien nur Singapur und die Golf-Staaten, wo Ölvorkommen den Reichtum ermöglichen.

Mit Sorge blickt die EBRD nach Osteuropa: Die Region habe 2013 erstmals mehr Rückschritte als Fortschritte bei den Reformen gemacht. Dadurch sei die Aufholjagd ins Stocken geraten. In Ländern wie Kroatien, Slowenien oder Russland herrsche völliger Stillstand. Statt 2040 wird Osteuropa wohl erst 2055 westlichen Wohlstand (gemessen als Wirtschaftsleistung pro Kopf) erreichen.a

Profiteur Österreich

Daran ist nicht allein die Krise schuld, erklärte Zettelmeyer. Für mehr Wachstum seien solide Institutionen nötig – eine unabhängige Justiz, Kampf gegen Korruption, sichere Eigentumsrechte, wirtschaftsfreundliche Politik oder Öffnung für den Handel. Das Wachstum müsse nun primär aus Investitionen kommen, die sich aber oft als schwankungsanfällig erwiesen.

Österreich sei dank Ostöffnung und EU-Erweiterung bisher um einen Prozentpunkt pro Jahr rascher gewachsen, sagte Harald Waiglein, Sektionschef im Finanzministerium. In Osteuropa selbst hätten sich die Lebensverhältnisse seit dem Ende des Kommunismus "dramatisch verbessert" . Die nächsten 20 Jahre würden nun wohl "eher unerfreulich".

Kommentare