In China schließen wieder die Häfen: Neue Lieferengpässe befürchtet

Die 14 Millionen Einwohner von Tianjin sind im Lockdown
In der chinesischen Hafenstadt Tianjin mit 14 Millionen Einwohnern, die nur 100 Kilometer von Peking entfernt ist, sorgen derzeit 130 mit Omikron Infizierte für Aufregung. Denn anders als in Europa bleibt China vorläufig bei seiner harten „Null-Covid-Strategie“ und schließt wieder Häfen. So knapp vor Beginn der Olympischen Spiele in drei Wochen wird kein Risiko eingegangen.
Volkswagen und Toyota haben bereits in der Vorwoche ihre Werke in Tianjin heruntergefahren. An dem Standort betreibt VW zusammen mit seinem chinesischen Partner FAW ein Komponentenwerk und eine Produktionsstätte für Automatikgetriebe. Regelmäßige Testungen reichen nicht, die Stadt wurde komplett abgeriegelt.

Jung und Alt werden getestet und dürfen trotzdem nicht raus
Dasselbe gilt für die Häfen, wo sich die Containerschiffe wieder stauen. Sieben der zehn größten Containerhäfen weltweit liegen in China. „Werden davon nur ein oder zwei Häfen aus Infektionsschutzgründen dichtgemacht, ist das von der Kapazität her vergleichbar mit einer zeitgleichen Schließung aller großen Häfen Europas“, sagte Christian Denso, Verbandssprecher der Deutschen Reeder dem Manager Magazin.

Die Container stapeln sich, nichts geht mehr
Die große Gefahr sieht auch die New York Times: Auf den Weltmeeren könnten in den nächsten Monaten deutlich weniger Waren bewegt werden – mit gravierenden Folgen für die Lieferketten und enormen Preissteigerungen für die Verbraucher.
Kurzarbeit droht
Sollten dann auch noch Rohstoffe fehlen oder zu spät in Rotterdam ankommen, müssten auch in Europa große Werke dichtmachen oder in Kurzarbeit gehen.
Dieses Problem hat sich bereits im Herbst angekündigt, als nach der Chipkrise die Magnesiumkrise heraufzog. Wenn jetzt noch Omikron dazukommt, sind die Lieferverträge nicht mehr das Papier wert, auf dem sie geschrieben stehen.
Die USA haben noch ein zusätzliches Problem: Ihnen fehlen Hafenarbeiter und Lkw-Fahrer, weil viele Amerikaner derzeit besser bezahlte Jobs finden können. Anfang Jänner wurden neue Negativ-Rekorde vom Verladen in China bis zum Entladen an der US-Westküste aufgestellt. Während ein Container im Vor-Corona-Jahr 2019 im Schnitt 50 Tage bis an seinen Bestimmungsort brauchte, wurden jetzt 113 Tage gemeldet.
„Doch ein wenig Zuversicht bleibt“, schreibt das Manager Magazin. Peking hat erstmals als Covid-Ziel die „dynamische Null“ ausgegeben. Eine Bezeichnung, die für mehr Lockerheit stehen könnte und vor allem in der Seeschifffahrt für Hoffnung sorgt. Susanne Bobek
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