BIG investiert vier Milliarden Euro

BIG-Chef Hans-Peter-Weiss
BIG-Geschäftsführer Hans-Peter-Weiss spricht im KURIER-Interview über teures Wohnen und Prestigeprojekte.

KURIER: Wie wohnen Sie?
Hans-Peter Weiss:
In einem klassischen Einfamilienhaus am Rande einer burgenländischen Gemeinde.

Wohnen wird immer teurer. Gibt’s einen Ausweg?
Die Preisspirale dreht sich nach oben, richtig. In Wien und ebenso in den Landeshauptstädten. Deshalb ist es wichtig, ein breites Wohnangebot zu schaffen.

Die Stadt Wien setzt etwa auf mehr geförderten Wohnbau.
Diese Maßnahme reicht allein nicht. Und wenn hier bei Bauland-Umwidmungen für Neubauten nur noch ein Drittel der Wohnnutzfläche frei finanziert werden darf, führt das bei den privaten Investoren zu Verunsicherung und möglicherweise zu einem Investitionsrückgang.

Das heißt?
Man muss auch ein breites Angebot an Eigentumswohnungen zur Verfügung stellen, weil ich glaube, dass es einen Markt dafür gibt.

In Berlin wird wegen der explodierenden Wohnpreise die Enteignung von privaten Immo-Firmen gefordert.
Das ist polemisch und fördert sicher nicht die private Investitionsbereitschaft.

Wie entwickelt sich der Büromarkt?
Solide. Was auf den Markt kommt, wird angenommen. Die Büroflächen speziell im Großraum Wien sind ausgelastet.

BIG investiert vier Milliarden Euro

Die BIG-Bilanz 2018 war wegen Abwertungen schwach. Wie läuft es heuer?
Das operative Geschäft verlief im Vorjahr abgesehen von der Neubewertung unserer Immobilien infolge des Bundesimmobiliengesetzes gut. Auch 2019 wird gut. Unsere beiden Geschäftsfelder Infrastruktur sowie Privatwohnungen und Büro entwickeln sich nach Plan.

Wie viel wird die BIG in den kommenden fünf Jahren investieren?
Vier Milliarden Euro. Davon drei Milliarden in den Bestand. Also zum Beispiel in Schulen und Unis. Und eine Milliarde in die Projektentwicklung, Wohnen und private Bürobauten.

Gibt es ein Prestigeprojekt?
Wir haben viele Prestigeprojekte (lacht). Besonders die neue Medizinuni im neunten Wiener Bezirk wird sicher toll. Wenn alles gut geht, beginnt kommendes Jahr der Bau.

Als Prestigeprojekt gilt ja auch das sogenannte Triiiple-Projekt in Wien am Areal des ehemaligen Hauptzollamts. Wie läuft der Verkauf der Wohnungen?
Dort entstehen gerade 500 Wohneinheiten plus 680 Studentenappartements und ein kleinerer Büroturm. Zwei Drittel sind schon verkauft oder verbindlich reserviert.

Und der Preis?
Wir beginnen bei 4.000 Euro pro Quadratmeter.

Wer kann sich das leisten?
Wir haben Anfragen aus allen sozialen Schichten. Auffallend bei diesem Projekt ist das starke Interesse aus den Bundesländern.

Warum eigentlich gilt dieses Projekt als Vorzeigemodell?
Es zeigt, wie man kreativ in die Höhe bauen kann. Denn das ist die Zukunft: Wir werden mit Wohntürmen stärker in die Höhe bauen müssen.

Wie hoch?
Das ist standortabhängig. Das  Triiiple-Projekt ist aber sicher wegweisend.

Die BIG ist nun Teil der Beteiligungsgesellschaft ÖBAG. Redet jetzt die Politik drein?
Gar nicht. Außer dass ich sprichwörtlich Beteiligungsmanagement wahrnehme mit hohem Interesse an unserem Kerngeschäft.

Die BIG hat an die Republik zuletzt 200 Millionen ausgeschüttet. Wieviel werden es für die nächstens Jahre sein?
Immer 200 Millionen Euro jährlich.

Denkmalschutz und Weltkulturerbe-Status werden zusehends strenger ausgelegt. Wie sehr ist die BIG davon betroffen?
Da wir viele historische Gebäude haben, betrifft uns das stark. Denn das bedeutet zusätzlichen Aufwand. Die Genehmigungsprozesse sind allerdings langwierig. Für ein Projekt verbringen wir 75 Prozent der Zeit für Genehmigungsverfahren und Behördenwege und nur 25 Prozent für die unmittelbare Bauumsetzung.

Was tun Sie, wenn Anrainer bei Projekten Widerstand leisten?
Das ist schlicht und ergreifend eine Frage der Kommunikation. Denn Einzelinteressen kann ich nachvollziehen. Da kann man Vertrauen nur durch eine transparente Darstellung der Vorhaben herstellen.

Wenn Sie Projekte ausschreiben: Sind Bestbieter auch immer die Billigsten?
In über 90 Prozent der Fälle haben die Bestbieter auch den besten Preis.

Und die beste Qualität?
Gemessen am Projekt ja. Beste Qualität heißt nicht die höchste Qualität, sondern angepasst an den Anforderungen. Mehr machen kann man in der Ausstattung immer.

Was bringt eigentlich ein Architekturwettbewerb?
Ich bin ein großer Fan davon. Weil es immer wieder überraschend kreative Ideen gibt.

Die dann sehr viel teurer sind?
Kann sein, muss aber nicht.

Ist Wien architektonisch fad oder cool?
Interessant.

Im Gespräch mit BIG Geschäftsführer Hans-Peter Weiss

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